Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PinkMuffin@BerryBlue. Betreff: IrrLäufer (German Edition)

PinkMuffin@BerryBlue. Betreff: IrrLäufer (German Edition)

Titel: PinkMuffin@BerryBlue. Betreff: IrrLäufer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hortense Ullrich , Joachim Friedrich
Vom Netzwerk:
länger.
    Doch dann rutscht mir eine Leine aus der Hand und ich drehe mich in affenartiger Geschwindigkeit um meine eigene Achse. Einfacher Schweine-Toe-Loop sozusagen. Im Herumwirbeln huscht ein Männergesicht vorbei. Das war Dein Vater, wie ich später festgestellt habe.
    Ich will »Entschuldigung« rufen, komme aber nur bis zum »E«, denn ich lande kopfüber in einem Blumenbeet und Genoveva schleift mich mindestens noch fünf Meter weit, bis sie endlich stehen bleibt.
    Euer Gärtner ist wohl ziemlich gut. Die Erde im Blumenbeet war jedenfalls schön locker.
    Ich huste und spucke Erde aus, da fallen mir plötzlich die Männerbeine im Designeranzug auf, die direkt vor meinem Gesicht stehen und drohend fragen: »Was soll das?«
    Klar, dass nicht die Beine fragen, sondern Dein Vater.
    »Was tun Sie hier?«, schreit Dein Vater mich an.
    »Die Schweine!«, rufe ich in meiner Verzweiflung. »Die sind schuld! Weil sie einfach losgelaufen –«
    Das ist das Stichwort für Genoveva. Sie legt einen Blitzstart hin und zieht mich hinter sich her in Euer Haus, quer durch die Halle durch eine offene Tür. Und da steht eine Frau. Das muss Deine Mutter gewesen sein. Sie trägt Klamotten wie aus den Modejournalen, die sich die Omas in unserem Café immer stapelweise reinziehen. Jedenfalls steht sie da mit einer Teekanne in der Hand vor einem langen gedeckten Tisch.
    Ihr Blick fällt auf Genoveva und sie kreischt: »Zu Hilfe! Ein Untier!«
    Das hat mich dann doch gewundert. Wenn ich in unserem Esszimmer stehen würde und ein wild gewordenes Schwein käme auf mich zu, würde ich vielleicht rufen: »Verdammt! Was macht das Schwein hier?« Oder so ähnlich.
    Aber sie ruft: »Zu Hilfe! Ein Untier!«
    Redet sie immer so? Oder liegt das an den Kitschromanen, die sie so gern liest?
    Außerdem weiß ich nicht genau, ob sie Genoveva oder mich meint. Schließlich habe ich ja gerade mit meinem Gesicht Euer Blumenbeet gepflügt.
    Und dann macht sie etwas, das ich echt noch nie gesehen habe. Sie springt aus dem Stand, mit der Teekanne in der Hand, auf den Esstisch, ohne einen Tropfen zu verschütten. Wahnsinn! Und obwohl das wirklich eine zirkusreife Leistung war, fällt mir genau in dem Augenblick das Foto von Dir auf, das auf dem Kaminsims steht. Du siehst Deiner hübschen Mutter sehr ähnlich – wenn Du verstehst, was ich meine.
    Deine Mutter steht also auf dem Esstisch, sieht mich an und ruft nicht etwa: »Sie verdammter Idiot! Schaffen Sie das Schwein hier raus!« Nein, sie sagt freundlich: »Könnten Sie das Tier bitte entfernen, junger Mann?«
    »Würde ich ja gerne«, stottere ich. »Aber diese Schweine laufen –«
    Genoveva macht eine Kehrtwendung und rast zurück in den Garten. Dein Vater kann sich in der Tür durch einen Hechtsprung gerade noch in Sicherheit bringen.
    »Die Schweine sind für MAX!«, rufe ich im Vorbeifliegen. »Ich wollte sie ihr bringen!«
    Damit lasse ich die Leine los.
    Und was macht Genoveva, das dumme Schwein? Sie geht von Galopp in Trab über und schließlich schlendert sie ganz gemütlich zu Gotthilf und Rosalie, die einträchtig in der Sonne dösen.
    »Danke, junger Mann!«, höre ich die Stimme Deiner Mutter rufen.
    Ich drehe mich um und will sagen: »Keine Ursache.« Aber mir bleibt das Wort im Hals stecken.
    Dein Vater steht vor mir.
    »Wer sind Sie?«, zischt er mich an und sieht aus wie ein Vulkan, kurz vor dem Ausbruch.
    »Ich bin ein Freund von MAX«, antworte ich eingeschüchtert.
    In dem Augenblick bricht der Vulkan aus: »RAUS!!!«
    »Passen Sie bitte auf die Schweine auf«, sage ich noch.
    Dann bin ich gegangen. War besser so, glaube ich.
     
    Die Rückfahrt verlief ohne Probleme, wenn man mal von der älteren Dame absieht, die mir im Bus gegenübersaß.
    Sie hielt mir ein Taschentuch hin und meinte: »Putz dir den Mund ab, Junge. In deinem Alter sollte man Schokoladeneis essen können, ohne sich zu beschmieren.«
    So, nun kennst Du die Geschichte. Ich kann Deinem Vater wirklich nicht übel nehmen, dass er sauer auf mich ist. Aber vielleicht könntest Du ihm ja erklären, dass ich wirklich nix dafür konnte.
    Vor allem aber merk Dir: Sag niemals das Wort »laufen«, wenn Du Gotthilf und Genoveva an der Leine hast. Wie geht es den beiden eigentlich? Und was machen Gotthilf und Rosalie? Stell Dir vor, die bekommen Nachwuchs! Na ja, so weit ist es ja wohl noch nicht – hoffe ich jedenfalls.
    Ich muss Schluss machen. Meine Eltern waren gerade in meinem Zimmer. Beide!
    Sie wollen unbedingt mit mir

Weitere Kostenlose Bücher