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Pippi Langstrumpf

Pippi Langstrumpf

Titel: Pippi Langstrumpf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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selbst?“ fragte der Briefträger.
    „Warum ich den Brief nicht selbst nehme? Soll ich den Brief selbst nehmen? Nein, das geht zu weit! Sollen heutzutage die Leute ihre Briefe selbst austragen? Wozu hat man dann Briefträger? Da kann man sie ja ebensogut alle zusammen einstampfen! So was Dummes habe ich noch nie gehört. Nein, mein Junge, wenn du dein Amt so versiehst, dann wird niemals ein Postdirektor aus dir werden, das kannst du mir glauben.“

    Der Briefträger meinte, er könne ihr ebensogut den Willen tun. Er steckte den Brief in den Briefkasten der Villa Kunterbunt. Er war kaum hineingefallen, als Pippi ihn voller Eifer herausholte.
    „Oh, was bin ich neugierig“, sagte sie zu Thomas und Annika. „Das ist der erste Brief, den ich in meinem Leben bekomme.“
    Alle drei Kinder setzten sich auf die Verandatreppe, und Pippi riß den Briefumschlag auf. Thomas und Annika schauten über ihre Achsel, und beide lasen gespannt mit.
    „Oh“, sagte Pippi begeistert, „es steht fast dasselbe in meinem Brief wie in dem, den du an deine Großmutter geschrieben hast, Thomas. Da kann man sicher sein, daß es ein richtiger Brief ist. Ich hebe ihn auf, solange ich lebe.“

    Sie steckte den Brief wieder in den Umschlag und legte ihn in einen der kleinen Schubkästen der großen Klappkommode, die im Wohnzimmer stand.
    Für Thomas und Annika gab es nichts Vergnüglicheres, als alle die feinen Sachen in Pippis Kommode anzuschauen. Hin und wieder steckte ihnen Pippi ein kleines Geschenk zu, aber trotzdem blieb immer noch genug in den Schubkästen übrig.
    „Jedenfalls“, sagte Thomas, nachdem Pippi den Brief weggelegt hatte, „waren eine ganze Menge Fehler in dem Brief, den du geschrieben hast.“
    „Ja, du solltest doch in die Schule gehen und etwas besser schreiben lernen“, sagte Annika.
    „Na danke“, sagte Pippi, „das habe ich einmal einen ganzen Tag lang getan, und da habe ich so viel Weisheit in mich reinbekommen, daß mir jetzt noch der Kopf brummt.“
    „Aber wir machen an einem der nächsten Tage einen Ausflug“, sagte Annika. „Die ganze Klasse.“
    „Jammervoll“, sagte Pippi und biß in den einen ihrer Zöpfe. „Jammervoll! Und da darf ich natürlich nicht mit dabeisein, nur weil ich nicht in die Schule gehe! Das ist doch wirklich so, als ob die Leute glauben, sie können mit einem machen, was sie wollen, nur weil man nicht in die Schule gegangen ist und
    Plutimikation gelernt hat.“
    „Multiplikation!“ sagte Annika nachdrücklich.
    „Ja, das sage ich ja – Plutimikation.“
    „Wir werden eine ganze Stunde gehen, ganz weit in den Wald hinein. Und da werden wir spielen“, sagte Thomas.
    „Jammervoll“, sagte Pippi noch einmal.
    Am nächsten Tage war es so warm und schön, daß es allen Schulkindern in der kleinen Stadt sehr schwer fiel, still auf ihren Bänken zu sitzen. Die Lehrerin machte alle Fenster auf und ließ die Sonne hereinströmen. Dicht vor dem Giebel der Schule stand eine Birke, und ganz oben im Gipfel saß ein kleiner Star und pfiff so munter, daß Thomas und Annika und ihre Klassenkameraden nur zuhörten und sich nicht eine Spur dafür interessierten, daß 56: 7 = 8 war.
    Plötzlich sprang Thomas vor Erstaunen von der Bank hoch.
    „Sehen Sie nur, Fräulein Lund“, sagte er und zeigte durch das Fenster, „da ist ja Pippi!“
    Alle Kinder sahen neugierig nach der gleichen Richtung. Und wirklich, da saß Pippi auf einem Ast in der Birke. Sie saß beinahe direkt vor dem Fenster, denn der Ast streckte sich bis zum Fensterblech hin.
    „Hallo, Fräulein!“ schrie sie. „Hallo, Kinder!“
    „Guten Tag, kleine Pippi“, sagte die Lehrerin. Pippi war ja einmal einen ganzen Tag in der Schule gewesen, die Lehrerin kannte sie also sehr gut. Sie und Pippi waren übereingekommen, daß Pippi vielleicht wieder in die Schule zurückkommen sollte, wenn sie etwas älter und verständiger geworden war.
    „Na, was willst du, kleine Pippi?“ fragte die Lehrerin.
    „Ja, ich wollte dich bitten, etwas Plutimikation durch das Fenster zu werfen“, sagte Pippi. „So viel, wie nötig ist, daß man mit auf den Ausflug kommen darf. Und wenn Sie ein paar neue Buchstaben finden, dann kannst du sie auch gleich mit rauswerfen.“
    „Willst du nicht ein bißchen zu uns hereinkommen?“ fragte die Lehrerin.
    „Am liebsten nicht“, sagte Pippi aufrichtig und lehnte sich bequem rückwärts gegen den Ast. „Ich werde nur wirr im Kopf. Da drinnen ist es so gepfropft voll mit Weisheit, daß man sie

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