Pirat des Herzens
erklärte Liam mit fester Stimme. »Und kein anderer Mann wird es wagen, das Territorium zu überschreiten, das Liam O’Neill gehört. Nicht einmal der Graf von Leicester.«
Elisabeth erbleichte. »Er begehrt sie noch immer«, schrie sie. »Er war außer sich über ihr Verschwinden, das haben mir meine Spitzel hinterbracht!«
Liam empfand plötzlich tiefes Bedauern für Elisabeth, die selbst ihren intimsten Günstling bespitzeln ließ.
»Ich würde Leicester kaltblütig töten«, fuhr er fort, »wenn er versuchen sollte, sich ihr zu nähern.«
»Dann nehmt sie!« kreischte Elisabeth wutentbrannt. »Heiratet sie! Und macht ihr noch ein Dutzend Bälger!«
Liam war noch nicht fertig. »Die Begnadigung, Bess. Werdet Ihr sie begnadigen?«
»Hab’ ich nicht genug für Euch getan? Ich gebe Euch Euren Sohn zurück. Ich stimme der Heirat zu.«
»Vor einiger Zeit habt Ihr mir versprochen, ich dürfe jederzeit einen Wunsch äußern als Belohnung für meine Dienste. Ich habe Euch stets treu gedient, Bess. Ich ersuche Euch um Katherines Begnadigung.«
»Nun gut! Ich begnadige sie!« rief die Königin trotzig. »Aber eins will ich Euch sagen! Wenn sie mir je wieder unter die Augen tritt, lasse ich sie festnehmen! Habt Ihr mich verstanden, Liam? Ich will diese Person nie wieder an meinem Hof sehen!«
»Sehr wohl, Hoheit«, lächelte Liam.
Er hatte gewonnen. Die Trophäe gehörte ihm. Katherine gehörte ihm.
37
Liam hatte einen offiziellen Straferlaß für seine Verfehlungen von der Krone erwirkt und zugleich eine Auszeichnung für seine Verdienste bei der Entmachtung und Ergreifung von FitzMaurice erhalten. Die Königin hatte Andeutungen über eine weitere Belohnung gemacht, falls es ihm gelingen sollte, den Frieden in Südirland zu bewahren. Damit hatte Elisabeth ihm praktisch zugesagt, ihn eines Tages in den Adelsstand zu erheben und ihm Ländereien zu vermachen, so daß er seinem Sohn dereinst Titel und Besitz vererben konnte.
Liam marschierte auf die Sea Dagger zu, die nicht weit vom Steg des Richmond Palastes vor Anker lag. Neben ihm ging eine dralle junge Frau, die Mühe hatte, mit ihm Schritt zu halten. In den Armen trug sie seinen Sohn.
Liam konnte den Blick nicht von dem blonden Säugling mit den blauen Augen wenden, die wach und neugierig die Welt bestaunten. Katherine hatte ihm einen prächtigen Sohn geschenkt. Und er wollte ihr das Kind bringen, wie er es versprochen hatte.
Bei ihrer letzten Begegnung war sie völlig schlaftrunken, aber sie hatte ihm gesagt, daß sie ihn liebe und ihm vertraue.
Liam war krank vor Sehnsucht nach ihr. Ob sie die Wahrheit gesagt hatte? Ob ihre Gefühle sich mittlerweile geändert hatten? Er konnte es kaum erwarten, sie in die Arme zu schließen.
»O’Neill!«
Liam erkannte die Stimme, die ihn von hinten angerufen hatte, drehte sich um und wartete. Ormond kam auf ihn zu. Liam war völlig konsterniert. Diesen Mann hatte er sich zum Feind gemacht.
»Kehrt Ihr zu Katherine zurück?« fragte Ormond und blieb vor Liam stehen.
»Ja.«
»Sie hat ihren Vater in Bristol getroffen. Vor einer Woche sind beide nach Irland zurückgekehrt.«
Das wußte Liam bereits. Seine Mutter hatte ihm einen ausführlichen Brief geschrieben.
Nach einigem Zögern hielt Ormond ihm ein Päckchen hin. »Gebt ihr das. Ich glaube, sie freut sich darüber.«
Liam musterte den Grafen von Ormond forschend, dessen dunkle Augen keine Gefühle preisgaben. »Was ist das?«
»Meine Mutter führte ein Tagebuch. Ich habe es nach ihrem Tod an mich genommen. Vielleicht findet Katherine Gefallen daran.«
Liam war verblüfft.
Ormonds Blick wich ihm aus. »Versteht mich nicht falsch«, knurrte er. »Ich bin nach wie vor FitzGeralds Feind. Und ich bin nach wie vor entschlossen, ihm das Genick zu brechen, wenn er es noch einmal wagen sollte, sich gegen mich oder die Meinen - oder meine Königin zu stellen! Daß Katherine meine Halbschwester ist, hat damit nichts zu tun!«
Liam glaubte ihm, konnte aber nicht umhin zu schmunzeln.
»Amüsieren Euch meine Worte?« fragte Ormond aufbrausend.
»Beruhigt Euch, Tom! Gebt zu«, scherzte Liam, »daß Ihr Katherine ins Herz geschlossen habt.«
Ormond biß die Zähne aufeinander. »Mag sein. Und hört mir genau zu: Wenn Ihr sie nicht heiratet, werde ich Euch zur Rechenschaft ziehen. Und wenn ich Euch an den Haaren vor den Traualtar schleifen muß.«
»Wir sind bereits verheiratet«, erklärte Liam seelenruhig.
Ormonds Augen weiteten sich. »Ihr habt meine Schwester
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