Pitch Black
Gesicht »In seinem Kopf klaffte eine riesige Wunde.« Er legte eine Hand seitlich an den Schädel. »Alles war voller Blut.«
»Ethan sagt, das war gestern Abend.«
J. D. nickte. »Kurz bevor es dunkel wurde.«
»Weißt du, wie es passiert ist?«
»Vermutlich ist er gestürzt.«
»Warst du nicht dabei?«
J. D. schüttelte den Kopf. »Colin und ich waren im Lager. Wir hatten keine Ahnung, bis Ethan plötzlich um Hilfe schrie.«
»Wo befanden sie sich?«
»Unten am Bach, in der Nähe des Wasserfalls.«
»Und was hast du da gesehen, als du hingekommen bist?«
»Jordan lief schreiend und weinend hin und her. Ethan kniete neben Mr McP.« J. D. schluckte mühsam. »Er sah gar nicht mehr aus wie ein Mensch…« Stöhnend packte er den Türgriff. »Halten Sie an, ich muss kotzen.«
Gabe bremste. J. D. machte den Gurt los, riss die Tür auf und beugte sich hinaus.
Gabe sah in den Rückspiegel. Colin hatte die Augen geschlossen und blieb völlig unbeteiligt. Ethan hatte den Arm über die Rückenlehne und die Hand auf Madisons Schulter gelegt. Seine Aufmerksamkeit galt allein Jordan.
Als sich J. D. wieder zurück ins Auto hievte, war er immer noch aschfahl. Gabe reichte ihm eine Flasche Wasser. »Spülen und ausspucken. Schluck’s nicht runter.«
Schweigend tat J. D., wie ihm geheißen.
Gabe beschloss, auf weitere Fragen vorerst zu verzichten.
Gabe fuhr auf den für Krankenwagen reservierten Parkplatz und brachte die Jungs auf diese Weise in die Notaufnahme, ohne dass Kate und Bobby Jordan zu Gesicht bekamen. Er wollte ihnen die Nachricht von Steves Tod selbst überbringen und sie auf Jordans teilnahmslosen Zustand vorbereiten. Nachdem er die Jungen in ärztliche Obhut übergeben und die übrigen Eltern verständigt hatte, ging er zum Wartebereich der Unfallstation, wo Jordans Eltern saßen.
Sobald er Kate sah, war ihm klar, dass sie Bobbys Unterstützung noch nötiger haben würde, als er gedacht hatte. Sie wirkte völlig in sich gekehrt, hockte da wie ein kleines, verängstigtes Kind. Jordan war nach ihr geraten: hellhäutig und schmächtig gebaut und dazu noch leicht zu erschüttern. Bobbys Gene für Größe, Hautfarbe und athletischen Körperbau mussten irgendwo sehr tief in der DNA des Jungen verborgen sein.
Als Bobby Gabe sah, sprang er vom Stuhl auf. »Wo ist Jordan? Geht es ihm gut?«
»Die Ärzte kümmern sich gerade um ihn. Er leidet an Unterkühlung und Erschöpfung und hat ein paar blaue Flecken und Kratzer, aber keine ernsthaften Verletzungen.«
Eine Sekunde lang schloss Kate die Augen. Dann hob sie den Blick und sah Gabe flehentlich ins Gesicht. »Und Steve?«, krächzte sie leise.
»Kommt bitte mit.«
Bobby warf Gabe einen Blick voller Panik zu, dann half er Kate auf die Beine und geleitete sie über den Fliesenboden zu der Doppeltür, die in die Notaufnahme führte. Gabe spürte förmlich die mitleidigen Blicke der anderen Wartenden in seinem Rücken. Schlechte Nachrichten sprachen sich in einem Städtchen von der Größe Buckeyes zwar schnell herum, so schnell nun aber auch nicht. Doch selbst ohne Einzelheiten zu kennen, musste allen klar sein, dass Nachrichten vom Sheriff in der Notaufnahme nichts Gutes bedeuten konnten.
Als sie den öffentlich zugänglichen Bereich hinter sich gelassen hatten, führte Gabe sie in ein kleines Zimmer, in dem sich vier blaugrüne Plastikstühle, ein kleiner runder Tisch mit zwei vergilbten Zeitschriften und einer Packung Papiertaschentücher sowie ein Schaukasten für Röntgenaufnahmen befanden. Er bedeutete dem Paar, sich zu setzen.
»Auf dem Berg gab es einen Unfall. Steve ist abgestürzt…Es tut mir leid, Kate, aber er ist noch immer da oben. Ich habe eine Rettungsmannschaft losgeschickt, und sobald ich hier einige Dinge geklärt habe, fahre ich auch wieder hin.«
»Aber er wird doch wieder gesund, oder?« Verzweifelte Hoffnung schwang in ihrer Stimme mit.
»Ich habe noch keinen Bericht bekommen. In ein paar Stunden wissen wir mehr.«
Sie schreckte zurück, als hätte er ihr einen Schlag versetzt. »Du glaubst, er ist tot!«
»Das habe ich nicht gesagt.« Nicht, bevor ich eine offizielle Bestätigung bekomme.
Sie sah aus, als würde sie gar nicht mehr atmen.
Gabe kniete sich vor sie hin. »Kate! Kate, schau mich an!«
Wie betäubt wandte sie ihm das Gesicht zu.
»Tief einatmen.«
Zitternd sog sie Luft in die Lungen.
»Gut. Nun hör zu. Jordan ist in Sicherheit, er ist nicht verletzt, aber er steht unter Schock.« Das war das einzige Wort,
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