Ich kuesse dich in meinen Traeumen
1. KAPITEL
Mitten in der Nacht hörte Dimitrios Pandakis Schritte auf dem Flur. Sogleich stand er aus dem Bett auf und ging neugierig zur Zimmertür, um nachzusehen, was draußen los war.
"Leon?" flüsterte er, als er seinen geliebten großen Bruder mit einem Koffer erblickte. "Was machst du?"
Leon drehte sich um. "Geh wieder ins Bett, Dimi."
Der Zwölfjährige ignorierte die Anweisung und eilte auf seinen Bruder zu.
"Wohin willst du?"
"Das erfährst du noch früh genug. Und red leiser!“
"Aber du kannst nicht einfach weggehen." Leon war für ihn im letzten Jahr Vater, Bruder und Beschützer zugleich gewesen. "Egal, wohin du musst, ich komme mit dir. In zwei Minuten bin ich fertig."
"Nein, Dimi, du bleibst bei Onkel Spiros und unseren Vettern. Ich bin in etwa einer Woche zurück."
"Mit dir ist es viel lustiger als mit den Cousins." Tränen liefen dem Jungen über die Wangen. "Und Onkel Spiros ist so streng."
"Seit dem Tod unserer Eltern hat er sich auf seine Art gut um uns gekümmert.
Es wird schon nicht so schlimm werden."
Angsterfüllt legte Dimitrios seinem Bruder die Arme um die Taille, um ihn aufzuhalten. "Bitte, nimm mich mit."
"Nein, das kann ich nicht. Weißt du, ich heirate heute Nacht. Es ist alles arrangiert."
Leon heiratete? Dimitrios hatte das Gefühl, als würde die Welt plötzlich stillstehen. "Welche deiner Freundinnen ist es?"
"Ananke Paulos. "
"Den Namen habe ich noch nie gehört. Wirst du sie mit hierher bringen?"
"Nein." Leon seufzte. "Wir werden im Haus unserer Eltern leben."
"Dann komme ich auch und schlafe wieder in meinem alten Zimmer."
Sein Bruder schüttelte den Kopf. „Es tut mir Leid, Dimi, das geht nicht. Eine Frau möchte ihr eigenes Reich."
„Aber dann können wir beide nie mehr zusammenwohnen!“
"Wir werden stets Brüder bleiben. Ich werde dich jeden Tag besuchen, und du besuchst uns auch."
"Liebst du sie mehr als mich?" Seine Stimme bebte, und Dimitrios spürte, wie er immer verzweifelter wurde.
Leon blickte ihn gequält an. "Bestimmt nicht. Ich würde sogar viel darum geben, wenn ich sie nicht heiraten müsste. Doch sie erwartet ein Kind von mir."
Überrascht sah Dimitrios ihn an. "Sie erwartet ein Kind von dir?"
"Ja.“
"Du hast mit einer Frau ein Kind gezeugt, die du nicht liebst?" Dimitrios konnte es nicht begreifen.
"0 Dimi, hör mir zu. Du bist erst zwölf und kennst die Gefühle noch nicht, die einen Mann überkommen können. Eines Tages wird dein Körper allerdings beim Anblick einer schönen Frau reagieren. Du möchtest sie umarmen und mit ihr schlafen. Die Freuden, die du mit einer Frau erleben kannst, sind toll. Dafür könnte man sterben."
"Sterben?" Dimitrios runzelte die Stirn.
„Wenn ein Mann und eine Frau miteinander schlafen, ist das unvorstellbar -
eben zum Sterben - schön."
"Und mit Ananke war es so?"
"Ja.“
„Aber wenn du sie nicht liebst?"
"Man kann eine Frau auch sehr begehren, ohne sie zu lieben. Ich würde sie nie heiraten, wenn sie nicht von mir schwanger wäre. Doch als ein Pandakis muss ich jetzt meine Pflicht tun."
"Nein, das machst du nicht!" stieß Dimitrios verzweifelt hervor. "Welche Frau würde schon mit dir leben wollen, wenn sie wüsste, dass du sie nicht liebst?"
Leon stöhnte auf. "Dimi, sie möchte mich aus anderen Gründen heiraten."
"Aus welchen?"
"Wegen des Geldes und meiner gesellschaftlichen Stellung."
"Das verstehe ich nicht."
"Sieh mal, unsere Familie leitet seit Generationen erfolgreich ein Finanzimperium in Griechenland und ist in der ganzen Geschäftswelt bekannt.
Onkel Spiros hat gute Kontakte zu mächtigen Leuten, wie sie auch unser Vater bis zu seinem Tod gehabt hat. Aus diesen Gründen hat mich Ananke in die Falle gelockt. Sie hat gehofft, von mir schwanger zu werden, damit sie so ein Mitglied unserer Familie wird. Ihr Wunsch geht nun in Erfüllung, wenngleich sie sich die Hochzeit anders erträumt hat. Bei der kirchlichen Trauung wird nur ihre Großmutter anwesend sein."
"Ich hasse sie!" platzte Dimitrios gequält heraus.
"Sag das nicht. Denn noch heute wird sie eine von uns sein."
"Das sage ich wohl!" Mit tränenüberströmtem Gesicht wich Dimitrios zwei Schritte zurück. "Glaubst du, dass unsere Mutter unseren Vater wegen seines Geldes geheiratet hat?"
"Wahrscheinlich", antwortete Leon nach längerem Schweigen.
Dimitrios war zutiefst bestürzt. "Kann ein reicher Mann keine Frau finden, die ihn um seiner selbst willen liebt?"
"Ich weiß es nicht, und ich möchte, dass du nicht
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