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Pitch Black

Pitch Black

Titel: Pitch Black Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Crandall
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sein Herz schlug höher.
    Eine junge Schwester kam vorbei und reichte Madison einen blauen Kittel. »Da vorn können sie sich umziehen. Dritte Tür rechts.«
    »Danke.«
    Gabe hielt die Schwester auf, ehe sie weitergehen konnte. »Sobald Jordan Gray in der Lage ist, Besuch zu empfangen, könnte bitte jemand Ethan holen. Er will unbedingt zu seinem Freund.«
    »Aber sicher doch.« Sie ging in Richtung Schockraum, wo Jordan lag.
    Gabe wandte sich zu Madison. »Hör mal, ich muss wieder da rauf. Hast du jemanden, der dich abholen und nach Hause fahren kann?«
    »Natürlich. Ich glaube auch nicht, dass sie Ethan noch lange hierbehalten werden.«
    Gabe sah ihr in die Augen, um vielleicht ihre geheimen Gedanken erraten zu können. »Er sagt M zu dir?«
    Sie lächelte ihn schief an. Ihre Wangen bekamen wieder ein wenig Farbe. »Ja. Es hat eine ganze Weile gedauert, bis er nach der Adoption überhaupt irgendeine Anrede benutzt hat. Dann hat er mich schließlich ›M‹ genannt. Er sagt, das sei wie die Figur aus James Bond.« Sie senkte den Blick. »Ich glaube, für ihn wäre es seltsam gewesen, mit vierzehn plötzlich Mama zu mir zu sagen.«
    Mit dem Knöchel des Zeigefingers fuhr Gabe ihr über die Wange. »James Bond, so, so. Er will wohl nach wie vor den harten Burschen rauskehren.«
    Trauer mischte sich in ihr Lächeln. »Wahrscheinlich. Diese Haltung hat ihn all die Jahre geschützt…« Ihr Bedauern darüber, dass Ethans Leben nicht anders, leichter verlaufen war, ließ sie verstummen
    Sie hob den Kopf und blickte Gabe in die Augen; einmal mehr verspürte er, dass sie beide etwas verband. Es war ein ungewohntes, aber starkes Gefühl, das ihn im Innersten berührte und ihn wünschen ließ, Außergewöhnliches für sie zu vollbringen. Wenn ihm früher jemand gesagt hätte, er würde jemals einer Frau derart nachlaufen, er hätte denjenigen für völlig verrückt erklärt.
    Schließlich zwang er sich, die Hand von ihr zu lösen. »Ich sehe später noch mal nach euch.«
    »In Ordnung.«
    Er machte sich auf den Weg.
    »Gabe.«
    Er blieb stehen und drehte sich um. Nass und schmutzig stand sie da, verletzlicher, als er sie je erlebt hatte.
    »Danke. Ich weiß nicht, was geschehen wäre, wenn du mich nicht da hochgefahren hättest. Es hätte noch Stunden dauern können…«
    »Hat es aber nicht. Du hast auf deinen Instinkt gehört, und die Jungs sind alle gesund…« Er wollte noch hinzufügen und munter , aber in Anbetracht von Jordans Zustand würde er sich damit wohl den Unmut der vernünftigen Journalistin zuziehen. »Das hast du gut gemacht.«

 
    3
    Die dunkelhäutige ältere Krankenschwester, die Ethans Temperatur maß, hatte die Ausstrahlung einer gütigen Großmutter; ihr Lächeln war voller Verständnis und Mitleid.
    Verunsichert wandte er den Blick ab. Noch immer rechnete er bei fremden Menschen mit nichts als Argwohn und Zurückhaltung–auch nachdem er zwei Jahre mit M zusammengelebt hatte, war Freundlichkeit noch immer etwas, womit er nicht rechnete. Regelmäßig fragte er sich, was als Gegenleistung eingefordert werden würde. Misstrauen war eine Gewohnheit, die er offenbar nicht abschütteln konnte.
    »Na bitte«, sagte die Schwester, als das Thermometer piepte. »Anscheinend erwärmt sich dein Körper wieder.«
    Die Kinder hier in der Gegend sagten zu den Erwachsenen immer und überall »Ma’am« und »Sir«. Jordan hätte mit einem deutlichen »Ja, Ma’am« geantwortet. Ethan hingegen nickte nur. Die hiesigen Umgangsformen kamen ihm auch jetzt noch vor, als trüge er kratzige Wolle auf nackter Haut.
    Die Schwester schrieb irgendetwas auf ein Klemmbrett, das an der Wand hing. »Ich werde mal schauen, dass du was zu essen bekommst. Ein Junge in deinem Alter, der noch wächst, muss ja ausgehungert sein. Jetzt leg dich hin und ruh dich aus.« Geräuschlos eilte sie durch den Vorhang nach draußen.
    Ausruhen? Ethan wagte es nicht, die Augen zu schließen. Denn dann sah er jedes Mal wieder den blutigen Krater in Mr McPhersons Schädel vor sich–und das Entsetzen in Jordans Gesicht.
    Er hatte schon oft erlebt, dass Jordan Angst gehabt hatte. Offenbar verbrachte dieser den Großteil seines Lebens in Furcht–aber so schlimm wie letzte Nacht war es noch nie gewesen.
    Jordan hatte vor lauter Angst schier den Verstand verloren; sogar Ethan hatte sich schließlich gefürchtet–und er konntesichnicht erinnern, wann er zuletzt wirklich Angst gehabt hatte.
    Wenn man andauernd Gefahr lief, dass einem etwas passierte,

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