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Pittys Blues

Pittys Blues

Titel: Pittys Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Gaebel
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wahnsinnig Schiss, er könnte was verpassen.
    «Wir passen auf, dass der Wagen nicht geklaut wird.»
    «Na, dann ist ja gut.»Pepper zog beruhigt ab.
    Der gute Pepper war gerade vom Schneefall aus dem Blickfeld der Männer gewischt worden, da nölte McClure wieder:«Ich glaube das nicht. Wie soll denn der Truck sonst hierhin gekommen sein? Haben ihn etwa die Engelchen getragen und ihn butterweich hier abgesetzt, ohne auch nur einem Grashalm das Leben auszupusten, häh? Mir reicht’s, das ist lächerlich! Lasst das Teil doch einfach hier stehen, am Verrotten ist es ja schon, stört doch keinen. Ist ja wohl nicht schwer, Spuren zu verwischen. Und wenn ich das richtig sehe, dann ist definitiv keiner unter uns indianischer Abstammung und versiert im Spurenlesen. Wie Idioten steht ihr hier und starrt auf ein Auto, das am besten im Fluss landen sollte, so sieht es aus, jawohl! Ihr seid Idioten!»
    Clomel ging zu McClure, der ihn um einen Kopf überragte, und schlug ihm die linke Faust direkt und frontal auf die dicke Knollennase. Danach war Ruhe.
    Ziemlich lange war Ruhe, denn keiner wollte zuerst reden. Während die Männer stumm vor sich hin brüteten, knabberte die Zeit sich weiter in den Tag, und ehe sie sich’s versahen, war die Zeit fürs Mittagessen eigentlich vorüber.
    Und das Mittagessen war heilig in Rickville. So kam es, dass Pepper mit seinem Kran zu einem von allen verlassenen Pick-up zurückkehrte.

    Zur selben Zeit waren Tulipe und Moe damit beschäftigt, den Sugarclub zu verschönern.
    «Ich finde ganz und gar nicht, dass das richtig herum hängt, da kannst du dir mal sicher sein, Tulipe. Außerdem wird mein Arm langsam taub.»Moe hielt eine Leinwand hoch, auf die, seiner Meinung nach, irgendein Gekritzel draufgeschmiert war. Er konnte beim besten Willen nicht herausfinden, was das«Bild in Sepia», wie Tulipe es nannte, darstellen sollte oder wo oben und unten war. Wenn sie sich wenigstens entscheiden könnte, wie herum es an der Wand hängen sollte. Aber eigentlich war es ihm egal.
    Tulipe hatte von einer Blueskapelle, die gerade aus Europa zurückgekehrt war und einige Abende bei ihr gespielt hatte, ein paar von diesen Teilen geschenkt bekommen, und nun mussten diese Ungetüme an den Wänden des Sugarclubs platziert werden.
    «Jetzt stell dich mal nicht so an, Moe. Ein Gemälde braucht den richtigen Platz, um angemessen wirken zu können. Und irgendwie haben wir den noch nicht gefunden.»Sie stand in ein paar Meter Entfernung von der Wand und ließ ihre linke Augenbraue zucken, die Arme vor ihrem knochigen Oberkörper verschränkt.
    Tulipe war eine schöne Frau, auch wenn sie entschieden zu wenig Fleisch auf den Rippen hatte. Meine Mama hat immer gesagt, es gäbe nichts Schlimmeres auf der Welt als dürre Katzen und dürre Frauen. Tulipes Ausstrahlung ging aber nicht unbedingt von ihrem Körper aus, sondern von ihrem Herzen und ihrer Liebe zu allem, was sich bewegte. Und von ihren Augen, die
groß und tiefschwarz waren, sowie von ihrer Stimme, die ebenfalls groß und tiefschwarz war.
    Wenn Tulipe sang, konnte man spüren, wie die Zeit stehen blieb und der Atem der Zuhörer stockte. Wenn sie auf der kleinen Bretterbühne im Sugarclub stand, schien sie zu wachsen, und mit jedem rauchigen Ton, den sie in ihrer Kehle anschwellen ließ, hätte sie ganze Armeen desertieren lassen können. Sie war Rickvilles Sirene.
    Davon war im Augenblick allerdings nicht viel zu merken:«Ich glaube, es muss einfach weiter links hin. Na, nun mach schon, oder muss ich dich anschieben?»Moes massiger Körper schien in sich zusammenzusacken. Er stellte das Bild auf den Boden.«Ich mag den Club, wie er ist, sowieso am liebsten.»Moe hielt nicht viel von Veränderungen, er hatte immer ein bisschen Schiss, er könnte sich nicht mehr wohlfühlen. Und wohlfühlen war ihm das Wichtigste, neben Tulipe. An der lag ihm auch eine Menge.«Ich hol mir erst mal ein Bier. Und du wirst dir klar darüber, wo du die Teile hinhaben willst.»Mit drei Schritten war er an der Bar, die aus drei großen Fässern und darauf liegenden, langen Holzplanken bestand, und griff in den auf dem Boden stehenden, mit groben Eisbrocken gefüllten Holzeimer. Eine Bierflasche verschwand in seiner Hand und zog einen Schwall kalten Wassers hinter sich her.
    Tulipe hockte sich seufzend auf den Boden.«Weißt du, wenn sie die Teile nicht mehr haben wollen, dann ist das nicht mein Problem. Weiß der Teufel, warum die da so einen Aufstand wegen ein bisschen

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