Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pittys Blues

Pittys Blues

Titel: Pittys Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Gaebel
Vom Netzwerk:
Kerle erschöpft waren. Also setzte sie sich auf den Tresen, hoffte, dass niemand sonst Spaß suchte, und winkte Pitty zu sich heran.
    «Ich will dich ja nicht gleich an den Teufel verkaufen,
aber das hier ist ein butterweiches Tröpfchen. Das wirst du mögen, da wette ich drauf. Und bis die drei fertig sind und man mit Dick reden kann, kann man auch einen Drink nehmen.»Sie zeigte auf die einzige unetikettierte, leicht angestaubte Flasche mit einer bronzefarbenen Flüssigkeit drin und schwang sich über den Tresen.
    Pitty ließ Dick nicht aus den Augen. Sie sah sich und Dick einander umtanzen. Hier, zu einer anderen Zeit. Draußen wuchsen Blumen, die Sonne schien, der Schnee war schon lange geschmolzen.
    Queery und Myris brachten nun doch lieber schnell ihre Instrumente in Sicherheit. Und Queery ließ sich glatt hinreißen und protestierte:«Jedes Mal, wenn ich bei Tulipe bin, kann ich mir nicht sicher sein, ob ich mein Instrument wieder heil rausbekomme. Und warum müssen die TreLukes eigentlich immer dann Ärger machen, wenn ich da bin? Kann mir das mal jemand sagen?»
    Dick hatte das mitbekommen und hielt im Schwungholen inne:«Jetzt reicht’s mir aber! Ich bin nicht wie mein Vater!»
    Myris warf einen schiefen Blick auf die Szenerie, und trotz des warnenden Blickes von Tulipe bemerkte er spöttisch:«Das sieht mir auch gar nicht nach Gene TreLuke aus, neenee, dafür fehlt der fliegende Pokertisch.»Und er ergänzte, dass es garantiert das letzte Mal gewesen sei, dass er und Queery bei Tulipe gespielt hätten, jedenfalls wenn ein TreLuke vor Ort sei.
    Jones und Moe konnten Dick gerade noch davon abhalten,
die Bühne zu stürmen und die Musiker auseinanderzunehmen. Sie hielten Dick zu zweit fest, der sich nach Leibeskräften wehrte, und Jones rief Myris zu:«Dieser TreLuke hier ist absolut friedlich - mein Wort drauf!»
    Tulipe wischte sich eine Locke aus der Stirn und prostete Pitty zu.
    Dick baute sich wankend vor der Bühne auf und gab Jones und Moe Zeichen, dass er ab jetzt brav wäre:«Wenn ihr nur alle zehn Jahre kommt, dann seid ihr selbst schuld daran. Die letzten zehn Jahre waren nämlich vollkommen ruhig, das ist mal sicher!»
    Jones stützte ihm die Seite und wurde sofort zurechtgewiesen:«Au. Da doch nicht, du Blödmann.»
    «’Tschuldigung.»Jones griff nach seinem Arm, aber da jaulte Dick auch wieder auf, woraufhin Jones ihn einfach losließ und sagte:«Weißt du was? Setz dich doch hin, ich fass dich jedenfalls nicht mehr an. Heulsuse. »
    «Was soll das denn! Ich habe jedes Recht zu heulen. Und ich heule nicht. Oder siehst du hier eine Träne? Hä?»Er setzte sich artig.
    Queery und Myris holten ihre Instrumente wieder an die richtige Stelle, ein bisschen enttäuscht, dass die große Schlägerei ausgeblieben war, die der andere TreLuke sonst immer angezettelt hatte.
    McClure schnauzte die Musiker an:«Könnt ihr euch jetzt mal entscheiden, ob ihr bleiben oder abhauen wollt? Immer dieses Hin und Her, das macht mich ganz schwindlig.»

    Tulipe schmiss zur allgemeinen Beruhigung eine Lokalrunde Bier und stellte genügend Flaschen auf den Tresen, um für eine Weile ihre Ruhe zu haben. Sie warf Myris und Queery auch jeweils ein Bier zu:«Ihr könnt weitermachen, keine Störung mehr, versprochen.»Keine Minute später hallte wieder Musik durch den Sugarclub.
    Jones und Moe zogen Dick hoch und schoben ihn zu einem Tisch in der hintersten Ecke. Tulipe und Pitty kamen mit Gläsern und Flasche nach.
    Es war gut, dass Dick sich ausgetobt hatte, denn dann konnte er wenigstens zuhören. Obwohl man sich dessen auch nicht mehr sicher sein konnte, so viel Whiskey, wie der Kerl intus hatte.
    Tulipe setzte an. Dick beschwor sie zischend, bevor sie auch nur ein Wort gesagt hatte:«Keine Lügen mehr!»
    «Okay. Ich sage dir jetzt, was in jener Nacht wirklich passiert ist, und dann kannst du ja entscheiden, was du mit der Geschichte anfängst.»Sie füllte die Gläser und schob alle krausen Gedanken zur Seite.
    «Was ich dir heute Morgen erzählt habe, ist die Wahrheit. Ich habe nicht gelogen, ich habe nur nicht alles gesagt. Willst du die lange oder die kurze Version?»
    «Ich hab keine Lust mehr, mach’s kurz.»
    «Okay. Ich habe deinen Vater erschossen, als er deinen Bruder ertränkt hat.»
     
    Ein lautes Krachen zog sich durch das Wäldchen. Ein alter, großer Ast brach unter der Schneelast, fiel auf Dicks zerknautschten Pick-up und begrub ihn unter sich. Erleichtert ächzte der Baum.

    Wind kam und fegte

Weitere Kostenlose Bücher