Pizza Letale: Palinskis elfter Fall
Etwas Wichtiges, das wusste er ganz genau. Auch wenn ihm im Augenblick partout nicht einfallen wollte, was es war.
*
Während Palinski angestrengt nachdachte, was er denn heute Nachmittag so Wichtiges vorhatte, schlossen sowohl Franka als auch Helmut Wallner ihre aktuellen Fälle vorläufig ab. Sowohl der Fall Wilhelm Sanders als auch der Mord oder die Tötung Nora Bender-Nicerecs waren jetzt so weit, dass sie der Staatsanwaltschaft vorgelegt werden konnten.
Und ganz nebenbei war auch der dritte Fall so gut wie gelöst. Im Laufe des Vormittags hatte Chefinspektor Wallner einen Anruf aus dem Krankenhaus Hollabrunn erhalten. Fridolin, der jüngere der beiden Gaberl-Brüder, war aus dem Koma aufgewacht und zu einer Aussage bereit. Soweit er halt etwas Sachdienliches beitragen konnte mit seiner retrograden Amnesie. Na, vielleicht war ja das Erinnerungsvermögen seines Bruders Burli etwas besser. Sobald er erst einmal aufgewacht war.
Wallner, der auch wieder einmal Mensch sein wollte, hatte abgewinkt und veranlasst, dass die weitere Verfolgung des Falles Fridolin und Burli Gaberl zuständigkeitshalber an Major Fink Brandtner vom Landeskriminalamt Niederösterreich übergeben wurde.
Der Chefinspektor konnte vor seinen geistigen Ohren die empörten Proteste des Freundes aus Klosterneuburg förmlich hören. Blieb aber davon weitgehend unberührt.
Was sollte es auch, da mussten sie beide eben durch. Und überhaupt, schließlich war es langsam an der Zeit, einmal auf sich selbst Rücksicht zu nehmen.
Der designierte Innenminister Dr. Michael Schneckenburger, über den aktuellen Stand informiert, war ebenfalls zufrieden. Immerhin war der vermeintliche politische Mord an dieser Nora gleich am ersten Tag seiner Ministerschaft als ordinäres Familiendrama aufgeklärt worden. Das machte sich recht gut und brachte ihm Punkte in der Öffentlichkeit.
Vielleicht sollte er ja doch in die Politik gehen und … Na, als Erstes wollte er die Hochzeit seines alten Freundes Mario besuchen, die in ziemlich genau zwei Stunden stattfinden sollte.
Wilma, die im Kaffeehaus mit zwei holländischen Studenten ins Tratschen gekommen war und dabei völlig die Zeit vergessen hatte, war jetzt erst nach Hause gekommen.
Na, wenigstens konnte sie noch ein Bad vor der Trauung nehmen, wenn ihr schon keine Zeit mehr für die Haare geblieben war.
Was hatte dieses Verdrängen des angeblich schönsten Tages im Leben einer Frau eigentlich zu bedeuten? Lachhaft, diese ganz sicher von einem Macho aufgestellte Behauptung. Und trotzdem, was machte sie da eigentlich?
Palinski, dem inzwischen erfreulicherweise wieder eingefallen war, was ihm heute Nachmittag bevorstand, hatte dagegen keine Zeit, mit den Vorbereitungen für den großen Schritt zu beginnen. Oder sich seelisch langsam darauf einzustellen.
Vorher musste er unbedingt diese Idee, die Vision des tatsächlichen Tatherganges, zu Ende spinnen, um zu siegen oder auch daran zu scheitern. Auf jeden Fall aber, um wieder Ruhe zu finden.
Immerhin war Florian Nowotny, sein treuer Knappe, inzwischen aufgetaucht und bereit, seinem Herrn bei diesem Kreuzzug jede Hilfe angedeihen zu lassen, zu der er imstande war. Und so hatte Mario ihn losgeschickt, etwas für ihn aufzuklären.
Dass er das nicht selbst machen musste, gestaltete die Sache ein wenig einfacher und vergrößerte die Chance, dass die Hochzeit heute Nachmittag auch unter Anwesenheit des Bräutigams stattfinden konnte.
Komisch, dass Palinski bei dieser Vorstellung gar nicht sonderlich glücklich war. Endlich würden Wilma und er für immer verbunden werden. Und er fühlte sich dennoch nicht wohl bei dem Gedanken. Oder gerade deswegen?
Unter diesen Umständen sollte man eigentlich …, aber dazu war es jetzt eindeutig zu spät. Na, wahrscheinlich war seine Reaktion nur auf Nervosität und zu wenig Schlaf zurückzuführen. Oder eine Art prämatrimoniale Hormonstörung, er glaubte, davon schon einmal gehört zu haben.
Na egal, Wilma, die Frau, die er liebte, wollte es so, und das war entscheidend. Daher wollte er es auch. So einfach war das.
Vorhin war ihm endlich auch eingefallen, wo er diesen Aufkleber auf der Heckscheibe des Autos, das den späten Besucher zu Wilhelm Sanders gebracht hatte, bereits einmal gesehen hatte. So betrunken war er an diesem Abend also gar nicht gewesen.
Wenn er sich nicht sehr irrte, zeigte das Pickerl einen karikiert dargestellten Kukuruz, der blöde grinsend meinte: ›Genmais – nein danke! Österreich
Weitere Kostenlose Bücher