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Planeten 03 - Venus

Planeten 03 - Venus

Titel: Planeten 03 - Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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– falls man den Sonnenaufgang durch die dicken Wolken
    überhaupt sehen könnte. Und die Sonne würde im Westen auf- und im Osten untergehen.
    Würde man den Blick zu den graugelben Wolken richten, sähe man vielleicht dunkle Schemen am Himmel vorbeiziehen, die vor der trüben Kulisse in einer Höhe von etwa fünfzig Kilometern entstehen und vergehen und in etwa fünf Stunden von einem Horizont zum andern wandern. Ab und zu würde man auch einen Blitz sehen und das bedrohliche Grollen eines entfernten Vulkans hören.
    Kein anderer Ort im inneren Sonnensystem stellt eine solche Herausforderung dar und ist so gefährlich. Auf dem Mond herrschen vergleichsweise günstige Bedingungen, und auf dem Mars käme man sich gar vor wie im Paradies.
    Wäre es möglich, dass auf der Venus Leben existiert, entweder hoch in den Wolken, wo die Temperaturen niedriger sind oder im tiefen Untergrund? Es gibt jedenfalls etwas in der Atmosphäre der Venus, das ultraviolettes Licht absorbiert; die Planetenwissenschaftler sind sich aber nicht sicher, worum es sich dabei handelt. Gibt es dort vielleicht Bakterien, die unter der Oberfläche leben, wie sie auch auf der Erde existieren und vermutlich auf dem Mars und dem Jupitermond Europa?
    Falls dort irgendwelche Geschöpfe an der Oberfläche leben, müssen sie fähig sein, einer Hitze zu widerstehen, die Aluminium schmilzt und einem Druck, der Raumfahrzeuge zerquetscht.
    Richtige Monster eben.

SELENE CITY
     
    »Du hättest dran glauben müssen, Kümmerling!«, heulte er. »Du hättest sterben müssen, nicht Alex.«
    Ich schreckte aus dem Schlaf und setzte mich im dunklen Hotelzimmer auf. Ich krallte die Finger ins Bettlaken und zerrte so fest daran, dass ich es beinahe zerrissen hätte. Ich war in kalten Schweiß gebadet und zitterte am ganzen Körper.
    Der Traum war zu real gewesen. Allzu real. Ich drückte die Augen zu, und während ich auf dem Bett saß, loderte das zornige Gesicht meines Vaters vor mir wie das Bildnis eines zürnenden antiken Gottes.
    Die Party im Höllenkrater. Die Ankündigung des Venuspreises. Die Mitteilung, dass er mir den Unterhalt sperren würde. Das alles war zu viel für mich gewesen. Als ich zu meinem Hotel in Selene City zurückkehrte, stand ich kurz vor dem Zusammenbruch.
    Die mit Teppichen ausgelegten Flure des Hotels verschwammen vor meinen Augen, und die Beine waren selbst in der niedrigen Mondschwerkraft weich wie Gummi. Ich ging auf mein Zimmer, von dort gleich ins Bad und bereitete eine Hydrospray-Spritze vor. Dann injizierte ich mir eine volle Dosis des Enzym-Medikaments in den Arm, fiel ins Bett und schlief sofort ein.
    Und träumte. Nein, ein Traum war es eigentlich nicht; es war eine Neuauflage des schrecklichen Tages, als wir von Alex’ Tod erfuhren. Ein Albtraum. Ich durchlebte jeden qualvollen Moment.
    Nachdem wir die Nachricht erhalten hatten, dass nach menschlichem Ermessen keine Hoffnung mehr bestand, hatte Vater den Bildschirm des Telefons ausgeschaltet und sich zu mir umgedreht. Sein Gesicht war eine Fratze des Zorns gewesen.
    »Er ist tot«, hatte mein Vater mit eisiger Grabesstimme gesagt, und seine grauen Augen waren auch kalt wie Eis gewesen. »Alex ist tot, und du bist am Leben. Zuerst hast du deine Mutter umgebracht, und nun ist Alex tot, und du lebst immer noch.«
    Ich stand nur da, während er mich düster und in bitterem Zorn anstarrte. Mich. Mich.
    »Du hättest dran glauben sollen, Kümmerling«, knurrte er und steigerte sich weiter in Rage. Die Gesichtsfarbe wechselte von weiß zu rot. »Du bist doch wertlos! Kein Hahn würde nach dir krähen. Aber nein, du bist noch da und freust dich des Lebens, während Alex tot ist. Du hättest es sein müssen, Kümmerling!«, heulte er. »Du hättest sterben müssen und nicht Alex.«
    Danach verließ ich den Familiensitz in Connecticut und kaufte mir ein Haus auf Mallorca, möglichst weit weg von meinem Vater. Glaubte ich zumindest. Aber er würgte mir natürlich wieder einen rein und zog nach Selene City.
    Nun saß ich mutterseelenallein schweißgebadet und vor Kälte zitternd in einem Hotelbett.
    Ich stand auf und schlurfte barfuß ins Bad; das heißt, ich wankte eher, so schwach und elend fühlte ich mich. Das Licht ging automatisch an, und ich fummelte mit der Hydrospray-Spritze herum, bis ich endlich eine Ampulle mit der abgemessenen Enzymdosierung fand, einsteckte und sie gegen den Arm presste. Das leise Zischen, mit dem das Medikament durch die Mikronadel in den Blutkreislauf

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