Planetenwanderer: Roman (German Edition)
Besen und beauftragte ihn damit, dort sauberzumachen.
Kreen flehte um Nachsicht und führte seine gebrochenen Arme als Vorwand an. Haviland Tuf betäubte ihn und verfrachtete ihn in den Chronowarp-Tank der Arche , wo dieselben mächtigen Energien, die den Raum verzerrten, dazu genutzt werden konnten, seltsame Dinge mit der Zeit anzustellen. Es war das letzte und größte Geheimnis der Erdimperialen, behauptete Tuf, das sonst überall verschollen war. Damit brachte er seine Klone in wenigen Tagen zur vollen Reife, und jetzt benutzte er ihn, um Jaime Kreen altern zu lassen und ganz nebenbei seine gebrochenen Arme innerhalb von Stunden zu heilen.
Mit seinen wiederhergestellten Armen machte sich Kreen daran, für den Preis von fünf Standards pro Stunde zu fegen.
Er fegte kilometerlange Korridore, mehr Räume, als er zählen konnte, alle Arten von leeren Käfigen, in denen sich nicht nur Staub angesammelt hatte. Er fegte, bis ihm die Arme schmerzten, und wenn er keinen Besen in der Hand hatte, fand Haviland Tuf andere Dinge für ihn zu tun. Zu den Mahlzeiten spielte Kreen den Butler, brachte Tuf Zinnkrüge mit Starkbier und Servierteller, auf denen sich gedämpftes Gemüse häufte. Tuf nahm sie teilnahmslos in dem Polstersessel entgegen, in dem er sich für gewöhnlich entspannte und las. Kreen war auch gezwungen, Dax zu füttern, gelegentlich drei- oder viermal neu, denn der große Kater war ein mäkeliger Esser, und Tuf bestand darauf, dass seine Vorlieben Beachtung fanden. Erst wenn Dax satt war, war es Kreen erlaubt, selbst etwas zu essen.
Einmal wurde Kreen gebeten, eine kleine Reparatur zu erledigen, die die Maschinen der Arche nicht ausgeführt hatte, aber er verpfuschte es so sehr, dass Haviland Tuf ihn sofort von allen anderen Aufträgen dieser Art entband. »Es ist einzig und allein meine Schuld, Sir«, sagte Tuf, als es passierte. »Ich habe vergessen, dass Sie gelernter Bürokrat sind und von daher zu praktisch gar nichts nütze.«
Trotz seiner vielen Arbeit reduzierte sich Jaime Kreens Schuld mit quälender Langsamkeit und manchmal auch gar nicht. Kreen stellte ziemlich schnell fest, dass Haviland Tuf ihm absolut nichts umsonst gab. Für die Heilung seiner gebrochenen Arme fügte Tuf Kreens Verbindlichkeiten einhundert Standards für »medizinische Dienste« hinzu. Außerdem berechnete er einen Standard pro Tag für Luft, einen Zehntel Standard für jeden Liter Wasser, einen halben Standard für einen Krug Bier. Die Mahlzeiten waren recht preiswert: nur zwei Standards für jede, wenn Kreen das Grundgericht aß. Aber das Grundgericht war ein geschmackloser künstlicher Brei, sodass Kreen recht häufig höhere Preise für die köstlichen Gemüseeintöpfe bezahlte, die Tuf selbst bevorzugte. Er hätte auch gern noch mehr für Fleisch bezahlt, aber das verweigerte Tuf ihm. Bei der einen Gelegenheit, zu der er Tuf bat, ein Steak für ihn zu klonen, starrte ihn der Händler einfach an und sagte: »Wir essen hier kein tierisches Fleisch«, und ging dann so unbeirrt wie immer seines Weges.
Während seines ersten Tages in der Arche wollte Jaime Kreen von Haviland Tuf wissen, wo die Toiletten zu finden wären. Tuf berechnete ihm drei Standards für die Antwort und einen zusätzlichen Zehntel Standard für die Benutzung der Örtlichkeiten.
Von Zeit zu Zeit dachte Kreen an Mord. Aber selbst in seinen mörderischsten Augenblicken, wenn er sturzbetrunken war, schien ihm die Idee niemals wirklich durchführbar zu sein. Dax war immer in Tufs Nähe, streifte an der Seite des Riesen durch die Gänge oder ritt gelassen auf seinen Armen, und Kreen war davon überzeugt, dass sein Gastgeber auch noch andere Verbündete hatte. Er hatte sie auf seinen Erkundungen im Schiff bemerkt – dunkle, geflügelte Gestalten, die in den etwas geräumigeren Kammern über seinem Kopf kreisten, verstohlene Schatten, die sich zwischen den Maschinen versteckten, wenn sie überrascht wurden. Er konnte sie nie deutlich sehen, keinen von ihnen, aber er war sich irgendwie sicher, dass er sie nur zu deutlich zu Gesicht bekäme, wenn er Haviland Tuf angreifen würde.
Stattdessen spielte er, in der Hoffnung, seine Schuld etwas schneller zu reduzieren.
Das war vielleicht nicht die weiseste Entscheidung, aber Jaime Kreen hatte schon immer eine kleine Schwäche fürs Spielen gehabt. Also verbrachten sie jede Nacht mehrere Stunden mit einem lächerlichen Spiel, das Tuf mochte, bei dem man würfelte und Spielmarken um einen imaginären Sternenhaufen
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