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Planetenwanderer: Roman (German Edition)

Planetenwanderer: Roman (German Edition)

Titel: Planetenwanderer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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Pilzchen wirklich jemals so klein gewesen?
    »Ich kann dich nicht Pilzchen nennen«, teilte er seinem neuen Gefährten feierlich mit. »Genetisch gesehen bist du zwar Pilzchen, aber Pilzchen war Pilzchen, und du bist du, und ich will dich nicht verwirren. Ich werde dich Gomorrha nennen, eine passende Ergänzung zu Sodom.« Das Kätzchen bewegte sich in seiner Handfläche und öffnete und schloss ein Auge, als hätte es verstanden; denn, wie Tuf wusste, waren alle Katzen leicht parapsychisch begabt.
    Er blickte sich um. Hier gab es nichts mehr zu tun. Vielleicht war es an der Zeit, seine ehemaligen und unwürdigen Gefährten ausfindig zu machen und zu versuchen, irgendeine auf gegenseitigem Vorteil beruhende Einigung zu erreichen. Mit Gomorrha auf dem Arm setzte er sich in Bewegung, um sie zu suchen.
    Bis auf die Schreie war es jetzt vorbei, entschied Rica Morgenstern, als Nevis’ rotes Licht vom Bildschirm verschwand. Jetzt blieben nur noch sie und Tuf, was in der Praxis bedeutete, dass sie die Herrin der Arche war.
    Was zur Hölle würde sie damit anfangen, fragte sie sich. Schwer zu sagen. Sie irgendeinem Waffenkonsortium oder dem meistbietenden Planeten verkaufen? Eher nicht. Sie vertraute niemandem, der so viel Macht hatte. Denn Macht korrumpierte. Vielleicht sollte sie sie behalten und einsetzen. Sie war schließlich bereits korrupt genug, also sollte sie dagegen immun sein. Aber es würde ein schrecklich einsames Leben allein in dieser Leichenhalle sein. Sie konnte natürlich eine Besatzung anheuern – Freunde an Bord bringen, Liebhaber, Lakaien. Nur, wie konnte sie ihnen vertrauen? Rica runzelte die Stirn. Es war ein verzwicktes Problem, aber sie hatte sehr viel Zeit, sich damit zu beschäftigen. Sie würde später darüber nachdenken.
    Im Moment hatte sie ein wesentlich dringenderes Problem zu bewältigen. Tuf hatte soeben die zentrale Klonkammer verlassen und lief in den Gängen umher. Was würde sie mit ihm anstellen?
    Sie studierte die Anzeigen. Das Wandernde Netz hing warm und gemütlich in seiner Höhle und fraß wahrscheinlich noch. Die Rollramme mit ihren ganzen vier Tonnen befand sich unten im Hauptgang von Deck sechs, rollte hin und her wie eine wild gewordene überdimensionale Kanonenkugel, knallte gegen die Wände und suchte irgendetwas Organisches, das sie überrollen, zerschmettern und verspeisen konnte.
    Der Tyrannosaurier war auf der richtigen Ebene. Was tat er gerade? Rica rief mehr Details ab und lächelte. Wenn sie ihren Anzeigen glauben konnte, dann fraß er. Was fraß er? Zunächst fiel ihr nichts ein. Dann dämmerte es ihr. Es verspeiste die Überreste des alten Jefri Löw und des Haubendrakulas. Der Schauplatz passte.
    Wenn man es genau betrachtete, befand er sich sogar ziemlich nahe bei Tuf. Unglücklicherweise lief er in die falsche Richtung, als er sich wieder in Bewegung setzte. Vielleicht sollte sie ein Treffen arrangieren.
    Aber sie durfte Tuf nicht unterschätzen. Er war dem Reptil schon einmal entkommen, und er war vielleicht in der Lage, es ein weiteres Mal zu tun. Und selbst wenn sie ihn auf die gleiche Ebene wie die Rollramme führte, stellte sich dasselbe Problem. Tuf besaß eine gewisse Bauernschläue. Sie würde es nie schaffen, den alten Tuffy an der Nase herumzuführen, wie sie es mit Nevis getan hatte. Er war zu raffiniert. Sie erinnerte sich an die Spiele, die sie an Bord der Füllhorn gespielt hatten. Tuf hatte sie alle gewonnen.
    Noch ein paar Biowaffen freisetzen? Kein Problem.
    Rica Morgenstern zögerte. Ach, verdammt, dachte sie, es gab einen einfacheren Weg. Es wurde Zeit, dass sie selbst zur Tat schritt.
    Über der einen Armlehne des Kapitänsthrons hing ein Diadem aus irisierendem Metall, das Rica zuvor aus einem Staufach ge holt hatte. Sie nahm es, legte es unter einen Scanner, um die Stromspannung zu überprüfen, und schob es sich verwegen auf den Kopf. Dann setzte sie den Helm auf, versiegelte den Anzug und zog den Nadler. Sie musste mal wieder in die Bresche springen.
    Auf seiner Wanderung durch die Gänge der Arche hatte Haviland Tuf eine Art Fahrzeug gefunden – einen kleinen, offenen, dreirädrigen Wagen. Er hatte eine ganze Weile stehen müssen, und davor hatte er sich unter einen Tisch gekauert. Er war nur zu froh, jetzt sitzen zu können. Er fuhr mit ruhiger, beständiger, angenehmer Geschwindigkeit, hatte sich im Sitz zurückgelehnt und blickte geradeaus. Gomorrha saß auf seinem Schoß.
    Tuf fuhr kilometerweit durch Korridore. Er war ein

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