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Planetenwanderer: Roman (German Edition)

Planetenwanderer: Roman (German Edition)

Titel: Planetenwanderer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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dessen Fäden so dünn waren, dass man sie kaum noch sehen konnte. Die Enden waren tatsächlich unsichtbar. Nevis konnte die dicksten Teile nahe der Mitte ausmachen, wo die Kreatur saß und pulsierte, aber das Netz schien dünner und dünner zu werden, je weiter es sich ausbreitete, und man konnte überhaupt nicht erkennen, wo es mit der Wand oder dem Boden verbunden war, ganz gleich, wie angestrengt man auch schaute.
    Eine Spinne also. Eine ziemlich gruselige. Das steinerne Erscheinungsbild erinnerte ihn an eine Lebensform auf Siliziumbasis. Er hatte schon gelegentlich davon gehört. Wirklich gottverdammt selten. Also hatte er es hier mit einer Art Siliziumspinne zu tun. Immerhin!
    Kaj Nevis ging näher heran. Verdammt, dachte er. Das Netz oder das, was er für das Netz hielt … zur Hölle, das verdammte Ding saß nicht etwa in dem Netz, es war Teil des Netzes. Diese feinen, dünnen Spinnenfäden wuchsen aus dem Körper heraus, wie er jetzt sah. Er konnte kaum die Verbindungen ausmachen. Und es waren mehr, als er gedacht hatte – Hunderte, vielleicht Tausende, die meisten davon zu dünn, als dass man sie überhaupt hätte erkennen können, aber wenn man sie aus dem richtigen Blickwinkel betrachtete, konnte man sie im Licht fein silbrig glänzen sehen.
    Unsicher trat Nevis einen Schritt zurück, trotz des Schutzes, den sein gepanzerter Anzug ihm bot, und aus irgendeinem Grund, den er nicht benennen konnte. Hinter der Siliziumspinne schimmerte Licht am Ende des Verbindungsganges. Dort musste irgendetwas Wichtiges sein; deshalb gab sich Rica Morgenstern so große Mühe, ihn davon fernzuhalten.
    Das war es, dachte er sich mit grimmiger Befriedigung. Da hinten war höchstwahrscheinlich dieser verdammte Kontrollraum , und Rica hatte sich darin verkrochen, und diese dumme Spinne war ihre letzte Verteidigungslinie. Sie war zwar gruselig, aber was zur Hölle konnte sie ihm sonst noch anhaben?
    Kaj Nevis erhob die Greifarme und wollte mit dem rechten Greifer das Netz zerschneiden.
    Die glänzenden, blutverschmierten, gezähnten Metallblätter schlossen sich weich und leicht um die nächste sichtbare Spinnwebe. Glänzende, blutverschmierte, gezähnte Bruchteile von unqinischem Metall fielen scheppernd auf die Bodenplatten.
    Nun vibrierte das ganze Netz.
    Kaj Nevis starrte auf seinen unteren rechten Arm. Der halbe Greifer war abgetrennt. Galle stieg ihm die Kehle hoch. Er trat einen Schritt zurück, einen weiteren, einen dritten, brachte Abstand zwischen sich und dem Ding da hinten.
    Eintausend Spinnweben, dünner als Garn, wurden zu eintausend Beinen. Sie hinterließen eintausend Löcher in den Metallwänden, wenn sie gingen, und zerschnitten den Boden bei der leichtesten Berührung.
    Nevis rannte. Er lief, bis er an die enge Stelle kam, wo der Gang abbog.
    Er wollte gerade die massigen Arme des Anzuges senken und versuchen, sich durch die Enge zu quetschen, als das Wandernde Netz ihn erreichte. Es bewegte sich auf und ab hüpfend auf ihn zu, es wurde von tausend Beinen in der Luft gehalten, und sein Maul pulsierte. Nevis stieß angstvolle, erstickte Laute aus. Eintausend monomolekulare Siliziumarme umschlossen ihn.
    Nevis erhob eine riesige kraftvolle Hand, um den Kopf des Dings zu ergreifen und zu Brei zu zerquetschen, aber die Arme waren überall und schlossen sich langsam um ihn. Er wollte sie wegstoßen, und sie schnitten durch Metall, Fleisch, Knochen, Blut spritzte aus dem Stumpf an seinem Handgelenk. Er schrie kurz auf.
    Dann zog sich das Wandernde Netz um ihn zusammen.
    Ein haarfeiner Riss erschien im Plastik des leeren Tanks. Das Kätzchen schlug danach. Der Riss wurde länger. Haviland Tuf langte hinein, ergriff das Kätzchen mit seiner großen Hand und brachte es nahe vor sein Gesicht. Es war winzig und ein wenig schwächlich; vielleicht hatte er die Geburt zu früh eingeleitet. Bei seinem nächsten Versuch würde er vorsichtiger sein, aber dieses Mal hatten die Unsicherheit seiner Position und die Notwendigkeit, sich ständig nach umherwandernden Tyrannosauriern umzuschauen, zu einer gewissen unangebrachten Eile geführt.
    Nichtsdestotrotz wertete er den Versuch als Erfolg. Das Kätzchen miaute. Haviland Tuf beschloss, dass er es mit einer Nuckelflasche von Hand würde aufziehen müssen, obwohl er keinen Zweifel daran hatte, dieser Aufgabe gewachsen zu sein. Die Augen des Kätzchens waren kaum geöffnet, und sein langes, graues Fell war noch nass von der Flüssigkeit, die es bis vor Kurzem umgeben hatte. War

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