Plastikfreie Zone
wichtigeren Tabs oder Reinigungspulver sind plastikfrei nicht zu haben. In ausnahmslos allen Kartons versteckt sich innen Plastik, und die Tabs sind so wieso einzeln verpackt. Muss das sein? Schließlich kommt Waschpulver im Karton sehr wohl ohne zusätzliche Plastikhülle aus.
Ich kann es nicht lassen und frage nach.
Angeblich gibt es eine Verordnung, erfahre ich, dass Mittel für die Reinigung von Gegenständen, die mit Lebensmitteln in Berührung kommen, aus hygienischen Gründen in Plastik verpackt werden müssen. Nun bin ich wirklich verblüfft. Soll unser Versuch, gesundheitliche Beeinträchtigungen durch Inhaltsstoffe von Plastikartikeln zu reduzieren, etwa daran scheitern, dass gesetzliche Hygienevorschriften Kunststoffverpackungen vorschreiben? Ist Plastik ein hygienisches Material? Und darf es sein, dass ein aus Hygienegründen verwendetes Material unserer Gesundheit am Ende mehr schadet als nützt?
Das würde doch die Grundidee der Hygiene ad absurdum führen.
Noch ganz verwirrt durch solch widersinnige Vorschriften wende ich mich den vielen verschiedenen Seifenstücken zu, die sich gleich neben der Putzmittelabteilung befinden. Ich brauche einen Erfolg – jetzt sofort, und deshalb muss zumindest für das Thema Körperpflege eine befriedigende Lösung her.
Auch das ist leichter gesagt als getan. Dass sämtliche handelsüblichen Marken in mehr oder weniger hübschen Plastikflaschen präsentiert werden, das war mir klar. Aber ich bin schließlich nicht in einem normalen Drogeriemarkt, sondern in einem Geschäft, das Öko, Bio und Umwelt auf seine Fahnen schreibt. Da sollte man eigentlich sinnvolle Alternativen erwarten dürfen, doch es gibt weder Shampoo noch Duschgel oder Flüssigseife in Glasflaschen oder wenigstens in Kanistern zum Nachfüllen. Da werde ich am Ende tatsächlich noch auf die gute alte Allzweckkernseife zurückgreifen, über die wir bislang nur Witze gerissen haben, denke ich mit einem Anflug von Galgenhumor. Zumindest macht sich bei der niemand die Mühe, sie hübsch zu verpacken. Müssen wir uns womöglich in Zukunft komplett damit waschen, einschließlich der Haare? So langsam wird mir klar, worauf wir uns einzulassen im Begriff sind …
Immerhin finde ich ein Deospray der Firma Weleda in einer Glasflasche mit Pumpzerstäuber – Letzterer allerdings aus Plastik. Nun gut, immerhin gibt es große Nachfüllflaschen, sodass man das Plastikteil nur einmal kaufen muss. Während ich das denke, geht mir auf, dass ich bereits anfange, Kompromisse in Betracht zu ziehen.
Es sollte nicht der Letzte sein, denn natürlich hat nicht nur die Nachfüllflasche für das Deo einen Plastikschraubverschluss, sondern ebenso Zahnpasta und Shampoo, die ebenfalls von Weleda in Metalltuben angeboten werden. Allerdings wäre damit zumindest die Haarwäsche mit Kernseife vom Tisch. Ein zweifellos reizvoller Gedanke.
Trotzdem habe ich, bis auf das Geschirrspülmittel, auf meiner Einkaufsliste bislang nichts wirklich abhaken können. Entweder gibt es überhaupt nichts Passendes oder nur mit Einschränkungen, falls man sich zu Kompromissen entschließt. Mein Optimismus hat einen gewaltigen Dämpfer erhalten, und gespannt warte ich auf die Rückmeldungen meiner Familie.
Ich schaue mich derweilen weiter im Laden um und stelle fest, dass immerhin die Lebensmittelabteilung Anlass zu Hoffnung gibt. Unverpacktes Müsli, verschiedene Getreidesorten, Flocken, Linsen, Polenta, Reis und Topfen (Quark) – alles kann man in mitgebrachten Behältern individuell abfüllen lassen. Außerdem gibt es Papiersackerl (Tüten) in drei Größen für diverse Getreideprodukte sowie für Obst und Gemüse. In der Kühlvitrine entdecke ich erfreulicherweise Sauerrahm, Schlagobers (Sahne) und diverse Joghurts in Pfandgläsern, einige davon sogar mit Metallschraubverschlüssen, andere hingegen mit Plastikdeckel.
Das Klingeln meines Handys reißt mich aus der Betrachtung dieser unerwarteten Schätze.
Es ist Peter, und er klingt alles andere als entspannt.
»Wir waren schon in drei Geschäften, aber Milchkannen gibt’s überall nur mit Plastikdeckel. Angeblich damit sie dicht sind. Und die einzigen Jausenboxen, die ich entdeckt habe, sind aus Alu mit Plastikdichtung. Ganz zu schweigen davon, dass ich sie zu groß und zu teuer finde. 20 Euro pro Stück.«
Mein Mann ist sichtlich frustriert, und als im Hintergrund auch noch Marlene und Leonard zu kreischen beginnen, reicht es ihm. »Ich mag nicht mehr.«
War’s das bei Peter? Hat er
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