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Platinblondes Dynamit

Platinblondes Dynamit

Titel: Platinblondes Dynamit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Juretzka
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Windell halbherzig und versuchte gleichzeitig, die Tastaturabdrücke von seiner Wange zu massieren. „Und im zeitlichen Kontext.“
    „Schön und gut. Aber was mich ein wenig stutzig macht, ist der Umstand, dass das unbestechliche Luftschiff auch noch Fußstapfen hinterlässt.“
    „Davon verstehst du nichts. Gib her. Ich bring’s rüber zu Schuster & Schuster.“
    „Wartewarte.“ Elmo hatte eine bessere Idee. Elmo hielt nicht unbedingt viel von Folkmar Windells Talent im Umgang mit der Weiblichkeit und noch weniger von seinem Verhandlungsgeschick mit einer gewissen Isadora Schuster. Elmo wusste da jemand Besseren. Frisch geduscht, rasiert, gekämmt, eaudecolognisiert, so gut es ging, manikürt und sportlich-lässig gekleidet. Maskulin, wenn auch mit Bügelfalte. „Warum bringe ich das Manuskript nicht rüber und stopf es dem alten Drachen in … wohin auch immer, während du in der Zwischenzeit schon mal, äh, versuchst …“ Elmo Jock ging die Puste aus. Er sah und sah und sah Folkmar Windell und noch weniger Will B. Everhard, er sah keinen von beiden eine Frau schreiben, nicht in einem Jahr mit dreihundertfünfundsechzig Weihnachten. Als Folkmar nichts entgegnete, klemmte Elmo sich einfach das Manuskript unter den Arm und flüchtete aus der Tür.
    „Versuchst … was?“, rief Windell ihm noch nach, schüttelte dann den Kopf und setzte sich an seine Tastatur.
    Der letzte, hohle Ton der Friedhofsglocke war verklungen wie die letzten Worte von Chief Inspector Ellroy ‚Evil‘ McIntymes ergreifender Rede voll Schmerz und Respekt, der letzte, schluchzende Trauergast hatte die kleine Kapelle am Rande von Red Hook, Brooklyn verlassen.
    Nur Said Wainda, der engste Vertraute der feierlich aufgebahrten berühmten Detektivin, wartete noch. Er wusste, worauf.
    Doch selbst er, der einzige Eingeweihte, zuckte zusammen,als auf sein geflüstertes „Die Luft ist rein“ erst eine beringte Hand am Rande des offenen Sargs erschien, dann noch eine auf dem anderen und schließlich Pussy Cat Kopf und Oberkörper aufrichtete, ihre Miene alles andere als fröhlich. „‚Zu viel Rouge‘“, knurrte sie. Ächzend wälzte sie sich bäuchlings aus der Holzkiste. Wütend spie sie ihren Zigarrenstumpen von sich.
    „‚Zu viel Rouge‘!“, bellte sie. „Fast hätte ich die Augen aufgemacht, um zu sehen, welche Schnepfe es gewagt hat, das an meinem offenen Sarg zu sagen!“
    „Immerhin, du lebst“, beeilte sich Said festzustellen. „Dein genialer Plan ist dabei aufzugehen.“
    Pussy Cat nickte finster. Bis hierhin lief alles perfekt. Breitbeinig dastehend reckte sie ihre vom langen Liegen steifen Knochen, griff in ihren Schritt, um ihr Gemächt zu ordnen, stutzte. Hob den Rock, beugte sich vor für einen prüfenden Blick zwischen ihre Beine, sah wieder hoch und schrie gellend auf.
    „Oh, verdammt!“ Windell hieb mit der Faust auf die Tasten. Eine Frau! Was für eine Scheißhausidee! Wer, verdammt noch mal, wollte so was lesen? Außer anderen Frauen, natürlich? Vielleicht noch eine Handvoll Schwuchteln.
    Er sprang auf, ging ins Bad, blickte in den Spiegel. Was er sah, war kein Mann, der für Schwuchteln schrieb.
    Er knipste das Licht aus und ging zurück zu seinem Schreibtisch, regelrecht gebeutelt von Unwillen.
    Eine Frau! Wie um alles in der Welt sollte sich ein Mann in dieses hormongesteuerte, janusköpfige, heimtückische Geschlecht hineindenken?
    Hemingway schrieb auch keine Frauen. Sie waren für ihn das, was sie sein sollten, Beiwerk, das bewundernd an den Lippen des Protagonisten hing oder an ihm verzweifelte, doch niemals, niemals!, nahmen sie den Vordergrund ein, warum auch.
    Hemingway wäre nie auf so einen Deal eingegangen, das alte Raubein hätte vermutlich nur gelacht über einen solchen Vorschlag, und das zu Recht. Aber der hatte wahrscheinlich auch einen Verleger, keine Verlegerin, und wenn, keine wie Isadora Schuster.
    Und doch … Wenn man ihn herausgefordert hätte …
    Windell setzte sich wieder an die Tasten.
    Wenn man Hemingway auf den Kopf zugesagt hätte, er könne es nicht, er sei nicht fähig, sich in eine Frau zu denken und das entsprechend zu Papier zu bringen? Mit Hohn in der Stimme? Ernest hätte die Ärmel aufgekrempelt, sich ordentlich einen zur Brust genommen und es der Welt gezeigt.
    Pussy Cat schlug erst das eine, dann das andere ihrer lapislazuliblauen Augen auf. Der letzte, hohle Ton der Totenglocke war verklungen wie die letzten Worte von Chief Inspector Ellroy ‚Evil‘ McIntymes

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