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Plötzlich durch Gewalt

Plötzlich durch Gewalt

Titel: Plötzlich durch Gewalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Bleistift
langsam am Rand eines Blatt Papiers entlang, das vor ihm auf dem Schreibtisch
lag. »Neun«, sagte er.
    »Orden ?« fragte ich atemlos.
    »Und dabei brauche ich mir gar
keine so große Mühe zu geben .« Er hob den Kopf und
grinste mich niederträchtig an. »Neun Straftaten, für die ich Sie festsetzen
könnte. Zurückhalten von Beweisen; irreführende Aussagen; das Nichtanzeigen von
der Teufel weiß wie vielen Verbrechen und Vergehen; von den Morden gar nicht zu
reden .«
    »Oh«, sagte ich schwach, »das
ist es .«
    »Und bilden Sie sich nur nicht
ein, daß ich Ihnen das durchließe«, erklärte er barsch. »Wenn ich zur New
Yorker Polizei gehörte, würde ich Ihnen das alles anhängen, Danny. Aber ich
will nach South Hampton zurück, nachdem wir jetzt wissen, wer Lakeman und Charlie umgebracht hat. Und der Mann, dem
dieses Büro gehört, will es wiederhaben. Sie können sich also glücklich preisen .«
    »Das tue ich, Leutnant, das tue
ich bestimmt«, sagte ich in ernsthaftem Tonfall.
    »Bestimmt .« Er grinste wieder. »Also merken Sie sich folgendes: wenn Sie wieder einmal nach
South Hampton kommen wollen, rufen Sie mich zuerst an und fragen Sie um
Erlaubnis. Ich werde dann dafür sorgen, daß Sie während ihres Besuches eine
Polizeieskorte bekommen .«
    Ich verließ das Revier und
atmete tief die frische Luft ein, die mich auf der Straße umgab. Dann ging ich
die zwei Blocks bis zu meinem Apartment zurück und fühlte mich wohl in meiner
Haut. Dieser Shields war wirklich ein netter Bursche, und ich wollte nie wieder
nach South Hampton, selbst wenn mir ein Klient zehntausend Dollar nur dafür
anbot, hinzufahren und mit ihm Rommée zu spielen.
Denn eines weiß ich von Polizisten ganz genau: wenn sie anfangen Witze zu
machen, meinen sie es bitter ernst.
    In meiner Wohnung mixte ich mir
einen Drink und sah durch das Fenster in den Park hinaus. Er war noch da, und
wenn das ernsthafte Nachdenken mein Fall gewesen wäre, würde ich mich
verwundert gefragt haben, was, zum Teufel, er dort eigentlich tat. All das
viele Gras, das still mitten in dreißig Millionen Tonnen Unrat wuchs. Aber was
sollte es? Ich sah auf meine Uhr, es war halb sechs. Das war noch früh, und ich
ließ mir Zeit, meinen Drink zu genießen, bevor ich mich für den Abend umziehen
mußte.
    Achtundvierzig Stunden waren
seit der gespenstigen Szene vor Masters Apartmenttür vergangen. Den blauen
Fleck auf dem Magen hatte ich immer noch, auch die beiden Nähte an meinem Kopf.
Aber ich hatte keine Schmerzen mehr, sondern fühlte mich in bester Form. Heute abend — das war der Abend,
um zu leben.
    Um halb sieben war ich
gestiefelt und gespornt. Der neue Anzug hatte mich um zweihundert Dollar ärmer
gemacht, aber ich war froh, daß sich jeder Dollar diskret zeigte, als ich mich
im Spiegel betrachtete. Das glattrasierte Profil blinzelte mir selbstbewußt entgegen. Ich warf einen letzten prüfenden
Blick darauf und verließ dann meine Wohnung.
    Kurz nach zwei Uhr morgens
kehrte ich in das Apartment zurück, aber nicht allein. Der Rotkopf ging zum
Wohnzimmerfenster und blickte auf den Park hinaus.
    »Sie haben eine wunderbare
Aussicht hier, Danny. Sie rechtfertigt es sogar, auf der Westseite zu wohnen .«
    »Aber Fran Jordan«, antwortete
ich vorwurfsvoll, »damit geben Sie zu, daß Sie gesellschaftlich ein Snob sind .«
    »Selbstverständlich«, erklärte
sie gelassen. »Die einzigen Leute westlich der Fifth Avenue, von denen ich zugebe, daß ich sie kenne, sind die mit einer Aussicht
auf den Park .«
    Ich war mit dem Mixen der
Drinks fertig; es war ein »Boyd Spezial« für besondere Gelegenheiten. Sie
wandte sich vom Fenster ab und sah mir entgegen, als ich ihr das Glas brachte.
Sie trug ein schulterfreies Kleid aus schwarzem Chiffon, das sie bestimmt bedeutend ärmer gemacht hatte als mich mein neuer Anzug. Aber wieviel es auch gekostet hatte, das Ding war sein Geld
wert. Es hatte ein Oberteil aus Chantilly =Spitzen;
und denen gelang es noch besser, ihre Kurven nicht zu verhüllen, als der
schwarzen Bluse, die sie im Büro getragen hatte.
    »Danke, Danny«, sagte sie. Sie
nahm mir das Glas aus der Hand und betrachtete neugierig den Inhalt. »Was ist
das ?«
    »Nach eigenem Geheimrezept
gemixt«, erklärte ich. »Es heißt >Lachende Witwe<. Ein Glas bringt eine
Witwe zum Lachen. Nach dem zweiten wird sie hysterisch und nach dem dritten...«
    »Vielleicht sehe ich mich dann
lieber bei dem dritten vor«, sagte sie.
    Sie ging zur Couch hinüber

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