Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen
Kopf, während wir weiter durch den Wald wanderten. »Da werden Erinnerungen wach.« Grinsend blickte er über die Schulter und meinte: »Findest du nicht auch, dass sie verdammt viel Ähnlichkeit mit einem gewissen Pärchen aus längst vergangenen Tagen haben, Eisbubi?«
Ash schnaubte. »Erinnere mich bloß nicht daran.«
Epilog
Belvedere Castle ragte düster und fremd im Mondlicht auf. Auf den Zinnen waren gepanzerte Ritter postiert, und über allem wehte das Banner der Eisernen Königin im Wind. Es schien fast, als wären wir durch die Zeit gereist und an König Artus’ Hof gelandet oder so. Doch die kleine Menschengruppe, die sich auf dem Balkon zusammendrängte, ruinierte irgendwie das Bild. Es war offensichtlich, dass keiner von ihnen die sie bewachenden Feenritter sehen konnte. Hin und wieder löste sich einer aus der Gruppe und lief Richtung Treppe, aber sobald er die oberste Stufe erreicht hatte, drehte er sich unweigerlich um und kehrte mit leicht benommener Miene zu den anderen zurück. Das Schloss war also mit einem Zauber belegt worden, der die kleine Schar daran hinderte, es zu verlassen. Wahrscheinlich gar keine schlechte Idee – die ehemaligen Halbblüter wussten weder, wer sie waren, noch würden sie dort draußen lange überleben, wenn man sie einfach sich selbst überließ. Trotzdem überlief es mich kalt, als ich sah, wie die Feenmagie den menschlichen Willen unterdrückte und sie gefangen hielt.
»Was wird mit den Halbblütern passieren, jetzt, wo sie Menschen sind?«, fragte ich, während wir Richtung Treppe gingen. Die Ritter rechts und links von uns verbeugten sich respektvoll.
Ash schüttelte ratlos den Kopf. »Ich weiß es nicht.« Er sah zum Ende der Treppe hinauf und kniff die Augen zusammen. »Einige von ihnen gehören wahrscheinlich zu Leanansidhe. Vielleicht nimmt die sie also wieder auf und wartet ab, ob ihre Erinnerungen irgendwann zurückkehren. Die anderen …« Er zuckte mit den Schultern. »Manche von ihnen wurden als vermisst gemeldet. Wir werden die menschlichen Behörden darüber informieren, dass sie hier sind. Von jetzt an werden die Ihrigen sich um sie kümmern müssen.«
»Einer von denen ist ein Freund von uns«, erklärte ich. »Er war seit Tagen verschwunden. Er muss mit uns nach Louisiana zurück.«
Ash nickte. »Ich werde dafür sorgen, dass er nach Hause kommt.«
Keirran blieb am Fuß der Treppe stehen und hielt den Atem an. Da der abrupte Halt sich in meinem Bein bemerkbar machte, biss ich kurz die Zähne zusammen, dann wanderte mein Blick nach oben, und ich sah Annwyl, die wartend auf der obersten Stufe stand.
Seufzend nahm ich den Arm von Keirrans Schulter. »Geh schon«, befahl ich ihm und verdrehte die Augen. Sofort rannte er hinauf, immer drei Stufen auf einmal nehmend, bis er bei ihr war. Ohne sich um Ash, Puck oder einen der Ritter zu kümmern, zog er das Sommermädchen an sich und küsste es leidenschaftlich. Razor brabbelte begeistert und setzte sein manisches Grinsen auf.
Puck warf Ash einen prüfenden Blick zu, seine grünen Augen waren außergewöhnlich ernst. »Ich habe dich gewarnt, Eisbubi. Dein Sohn bedeutet Ärger. Und wenn ich das sage, will das was heißen.«
Ash fuhr sich mit einer Hand durchs Gesicht. »Leanansidhe«, murmelte er kopfschüttelnd. »Da ist er also immer hinverschwunden.« Er seufzte schwer, und seine silbernen Augen wurden schmal. »Wir drei werden uns mal ernsthaft unterhalten müssen.«
Wo ist Kenzie? , fragte ich mich mit einem Blick nach oben. Wenn Annwyl und die ehemaligen Halbblüter in Sicherheit waren, musste sie auch hier sein. Aber ich entdeckte sie weder an der Treppe bei Keirran und Annwyl, noch irgendwo zwischen den Menschen auf dem Balkon. Dass sie nicht gekommen war, um mich zu begrüßen, versetzte mir einen leisen Stich, den ich zu ignorieren versuchte. Bestimmt hatte sie ihre Gründe.
Obwohl man doch eigentlich erwarten dürfte, dass es irgendeine Reaktion auslöst, wenn ich hier stehe und alles vollblute.
»Sire.« Plötzlich tauchte Glitch zwischen den Bäumen auf, gefolgt von einer Schwadron Ritter. Als er sich verbeugte, sah ich die violett leuchtenden Blitze in seinen Haaren. »Wir haben einen zweiten Zugang zum Versteck der fremden Feen entdeckt«, berichtete er ernst, woraufhin Ash knapp nickte. »Doch die Höhle war leer, als wir sie durchsucht haben. Es gab Spuren von mehreren Steigen, die alle zu verschiedenen Stellen im Park führten, doch von den Bewohnern selbst ist nichts
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