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Ploetzlich verliebt

Ploetzlich verliebt

Titel: Ploetzlich verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Henkel
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hohe Hütte wie die, auf der ich gerade hockte. Ich winkte Luna mit der Flasche Wasser von oben zu.
    Â»Komm schon, reiß dich zusammen, Barbie. Gib alles!«, rief ich.
    Ich sah, wie Luna nach einer Eichel tastete und in meine Richtung schleuderte. (Ich musste mich nicht einmal ducken, so weit flog die Eichel an meinem Kopf vorbei – das zeigte deutlich, wie schlapp Luna war.) Kein Mensch auf dieser Welt darf sie ungeschoren eine Barbie nennen. Jetzt würde sie alles daransetzen, um mir zu beweisen, dass sie es draufhatte. Sehr gut.
    Schon war sie aufgesprungen, ließ ein paar Mal den Kopf in den Nacken rollen, schüttelte sich und setzte ihr Was-kostet-die-Welt-Gesicht auf. Das sieht so aus: Augenbrauen leicht angehoben, ein Glitzern in ihren großen blauen Augen, der linke Mundwinkel schief nach oben gezogen. Dann, nachdem sie einmal tief durchgeatmet hatte, sauste sie los, setzte den rechten Fuß an die Wand, schaffte noch einen Schritt und klammerte sich am Dach fest. Schwer atmend zog sie sich hoch und ließ sich elegant wie ein Hängebauchschwein nach einem Marathonlauf neben mich plumpsen.
    Â»Hip-hip-hoorrray!«, brüllte Marli von unten mit hübschem amerikanischem »R«. Sie darf das, schließlich hat sie die letzten zwei Jahre in New York gelebt.
    Â»Sag noch einmal Barbie zu mir und es gibt mächtig Ärger, Schwester«, japste Luna.
    Natürlich bin ich ihre Cousine und nicht ihre Schwester, aber eigentlich sind wir schon ziemlich nahe dran (nämlich Fast-Blutsschwestern, wenn ich Blut sehen könnte, sogar richtige. Aber als sie das Messer zückte, bin ich umgekippt).
    Zwei Sekunden später plumpste Marli neben uns. »Na siehste«, sagte sie grinsend zu Luna. »Geht doch.«
    Luna starrte Marli düster an. Das macht sie gern. Ich glaube, sie hat sich noch nicht so richtig daran gewöhnt, dass Marli jetzt unsere beste Freundin ist und darüber hinaus … ja was? Unfassbar, aber ich kann es noch immer nicht genau sagen. Ich habe die Frage mal in einem Internetforum gestellt, weil ich einfach nicht draufkam. Hat auch nicht geholfen, von Cousine dritten bis Cousine achten Grades war alles dabei. Einer schlug sogar vor, dass Marli meine Nichte sein könnte, also bitte.
    Aber viel wichtiger, als irgendwelche Cousinen x-ten Grades auszurechnen, ist ja, dass wir seitdem eigentlich ständig zu dritt rumhängen. In der Schule nennen sie uns Nimm drei. Wenn die wüssten, was wir noch gemeinsam haben, würden sie uns sicher nicht mit Bonbons vergleichen.
    Â»Gib mir mal einen Schluck Wasser«, sagte Luna, als sie wieder Luft bekam und nur noch hellrosa im Gesicht war.
    Â»Wie heißt das Zauberwort?«
    Â»Genickbruch?«
    Okay, offensichtlich hatte sie mir doch noch nicht verziehen, dass ich sie zum Freerunning überredet und Barbie genannt hatte.
    Ich drehte den Deckel ab, hielt ihr die Flasche hin und strahlte sie an. »Hey Luna, du hast heute deinen ersten Wallrun geschafft, spitze!«
    Â»Und meinen letzten«, brummte sie zurück.
    In diesem Moment tönte ein lautes Räuspern von unten herauf. »Luna, bist du da oben?«
    Und prompt hüpfte Luna auf wie Brot aus einem Toaster und ihr Gesicht bekam wieder eine dunklere Färbung. Ihre Augen begannen zu glänzen wie frisch poliert, und das hatte nichts mehr mit der Anstrengung, aufs Dach zu kommen, zu tun. So schaut sie immer, wenn Tomputer in der Nähe ist. Okay, Tom. Dann liegt in Lunas Augen auf einmal so ein Funkeln. Ich kann das im Prinzip gut verstehen, Tom ist wirklich ein Sahnebonbon. Gefüllt mit feinster Karamellcreme. Aber er ist und bleibt für mich einfach Tomputer, das Superhirn.
    Â»Hey Tom, deluxe © ! Ich bin die Heldin des Tages!«, schrie Luna. »Ich habe meinen ersten Wallrun geschafft!«
    Hatte ich das nicht auch gerade gesagt und dafür nur ein Grummeln geerntet? Was nur wieder bewies, dass Hormone und Verliebtsein wirklich nicht zu unterschätzen sind. Und Schmetterlinge im Bauch auch nicht, denn die schienen Luna jetzt geradezu zu beflügeln. Sie kletterte in null Komma nichts vom Hüttendach und landete äußerst elegant neben Tom im Gras.
    Marli und ich legten uns auf den Bauch, um über den Rand zu linsen. Der Kuss der beiden war filmreif mit allem Drum und Dran. Luna schlang die Arme um Toms Hals, Tom wiederum nahm ihr Gesicht ganz zart in beide Hände und sah ihr tief in die Augen, Zeitlupe,

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