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Ploetzlich verliebt

Ploetzlich verliebt

Titel: Ploetzlich verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Henkel
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zählt.
    Ich glaube, Luna war ein bisschen genervt von meiner Fragerei. Es ist ja auch immer ziemlich anstrengend für sie, in die Zukunft zu sehen. Womöglich ist das der Grund, warum sie etwas auf einen Zettel kritzelte, ihn mir in die Hand drückte und immer noch breit grinsend das Zimmer verließ.
    Und ich las:
    Â»Du musst dich echt noch oft verknallen,
vielleicht sogar in ’nen Typ aus Westfalen,
bis er endlich kommt, die Nummer DREIUNDZWANZIG.
    Klar ist die Warterei bis dahin ranzig,
doch dann stimmt’s zwischen euch ganztägig
und vielleicht sogar für ewig.«
    Was sollte das nun schon wieder?
    Keine einzige Frage hatte sie mir beantwortet. Informationsgehalt: NULL. Und wie meinte sie das mit der Nummer dreiundzwanzig? Musste ich mich erst noch dreiundzwanzig Mal verlieben oder wie? Das war doch verrückt, einfach nicht zu glauben. Oder? Ich weiß ja, dass Luna für einen guten Reim wahrscheinlich ihre eigene Ururgroßmutter verkaufen würde, zumindest aber mich.
    Und zwar für blöd.
    Nummer dreiundzwanzig jedenfalls hielt ich für unmöglich, vielleicht meinte sie auch Nummer drei, aber darauf reimt sich eben ganztägig und ewig nicht.
    Doch wie immer bei solchen Geschichten bleibt da einfach etwas hängen – und bei mir in diesem Fall die Befürchtung, dass an der Nummer dreiundzwanzig vielleicht doch was Wahres dran sein könnte.
    Also bemühte ich mich seitdem einfach, nicht so oft darüber nachzudenken.
    Was nur dazu führte, dass ich in den letzten Tagen immerzu grübelte und herumrechnete. Fünf Mal habe ich auf jeden Fall schon hinter mir, vorausgesetzt, dass ich mich nicht verzählt habe. Verliebt war ich bisher in: Heiko und Jannick, Fabian aus der Kunst-AG, Mirko aus der Eisdiele und den namenlosen Busfahrer der Linie 4 – der sah in seiner Busfahreruniform einfach wahnsinnig geheimnisvoll aus, ich schwöre es. Uaaah! Bisschen alt war er, zugegeben, deswegen dauerte meine Verliebtheit wahrscheinlich auch nur drei Fahrten lang.
    Fünf Jungs sind also abgehakt, liegen unter Umständen noch achtzehn vor mir, bevor der Richtige dabei ist. Wie bitte?!
    Okay, genug gelacht.
    Außerdem: Genau genommen will ich seit gestern überhaupt keinen Jungen mehr kennenlernen. Keinen einzigen. Dafür gibt es einen sehr guten Grund, und dieser Grund hat auch einen Namen, nämlich Henri. Marli, Luna und ich nennen ihn HeartbreakerHenri, weil er der süßeste Junge der Welt ist. Er sieht aus wie ein Gott, und zwar nicht wie irgendein belangloser Nebengott, so einer aus der dritten Reihe, oh nein! Er sieht aus wie der Hauptgott. Er hat blonde Locken, die ihm genau richtig ins Gesicht hängen, unglaubliche, grau bewölkte Augen und Wimpern, die jedes Mädchen neidisch machen (mich eingeschlossen).
    Henri geht auf unsere Schule und ich war bisher immer davon überzeugt, dass er mich noch nie bemerkt hatte. Er ist drei Jahre älter als ich und lebt somit in einer anderen Dimension. In einer, in der dreizehnjährige Mädchen überhaupt keine Rolle spielen.
    Ich war also immer davon überzeugt, dass er mich in der Schule noch nie wahrgenommen hatte, aber seit heute Nachmittag weiß ich es. Denn da bin ich ihm quasi in seiner Dimension begegnet.
    Er kam ins Fantasia, das ist die Science-Fiction-Buchhandlung, in der meine Mutter arbeitet. Ich besuche sie ab und zu nach der Schule, um mit ihr einen Ingwertee zu trinken, manchmal ein bisschen auszuhelfen und mir die Neuerscheinungen anzuschauen. Heute Mittag dann ging – plingdipling – die Tür auf und HeartbreakerHenri spazierte herein.
    In meiner Dimension spielen sechzehnjährige Jungs durchaus eine Rolle. Vor allem Jungs, die so aussehen wie Henri. Die so sind wie Henri. Und deswegen war es mein gutes Recht und meine freie Entscheidung, Hi zu ihm zu sagen, fand ich.
    Hauptgott hin oder her.
    Henri warf mir ein Lächeln zu. Und dann sah er mir auch überwältigend lange in die Augen, so in etwa eine Millisekunde länger als eigentlich normal ist. Ich lächelte auch, mit allen mir zur Verfügung stehenden Zähnen. (Was hoffentlich charmant und bezaubernd aussah – ich müsste das mal vorm Spiegel überprüfen.)
    Â»Hi«, sagte er, »ich schau mich nur mal um.«
    Â»Gern.« Und da er schon mal beim Umschauen war, stellte ich mich so hin, dass er mich beim Umschauen in voller Pracht zu sehen bekam. Und ich ihn natürlich

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