Poirot Rechnet ab
Jessie Pike, Hausfrau.
»Aber ist das denn legal?«, japste ich.
»Soviel ich weiß, gibt es kein Gesetz, das einem verbietet, sein Testament heimlich und mit unsichtbarer Tinte zu schreiben. Die Absicht des Erblassers ist klar, und die Nutznießerin ist seine einzige lebende Verwandte. Aber schlau war er, der alte Herr! Er sah jeden Schritt, den jemand auf der Suche nach dem Testament unternehmen würde, voraus, und ich, ich jammervoller Trottel, fiel darauf herein! Er lässt sich zwei Testamentsformulare besorgen, lässt die Bakers zweimal unterschreiben, dann schreibt er sein Testament auf die Innenseite eines schmutzigen Briefumschlags, geht ins Dorf, um die Lieferanten zu bezahlen, bringt es durch irgendeine List fertig, den Zuckerbäcker und seine Frau mit seinem Füllfederhalter, der die unsichtbare Tintenmischung enthält, das Testament unterschreiben zu lassen, setzt seine eigene Unterschrift darunter, bindet zuhause das Ganze an den Schlüssel seines Schreibtisches und – lacht sich tot.
Kam ihm seine Nichte hinter diesen Trick, dann hatte sich seiner Meinung nach ihr Studium gelohnt – und er gönnte ihr sein Geld von ganzem Herzen.«
»Aber sie ist ihm doch gar nicht auf die Schliche gekommen«, sagte ich langsam. »Das ist doch unfair. In Wirklichkeit hat der alte Mann gewonnen.«
»Aber nein, Hastings! Ihre Logik ist falsch. Miss Marsh hat ihre Klugheit und den Erfolg ihres Studiums dadurch bewiesen, dass sie sofort die ganze Angelegenheit in meine Hände gelegt hat. Man soll immer den Fachmann zurate ziehen. Sie ist eine kluge Frau und hat ihr Recht auf das Geld unter Beweis gestellt.«
Ich möchte wissen – ich möchte sehr gerne wissen –, wie wohl der alte Andrew Marsh darüber gedacht hätte!
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