Poirot Rechnet ab
nicht viel Zeit in Anspruch.
»Mausetot. Er muss fast auf der Stelle tot gewesen sein. Es wundert mich, dass er überhaupt noch in der Lage war, zu telefonieren. Es ist besser, wir rühren ihn nicht an, bis die Polizei kommt.«
Auf Anregung des Hausverwalters durchsuchten wir die ganze Wohnung. Natürlich ohne Resultat.
Wir gingen zurück ins Esszimmer. Poirot hatte uns auf dem Rundgang durch die Wohnung nicht begleitet. Er stand vor dem gut polierten, runden Mahagonitisch und betrachtete ihn prüfend. In der Mitte stand eine Vase mit Rosen. Unter jedem Gedeck lag ein weißes Spitzendeckchen. Die Obstschale und die drei Dessertteller waren noch unberührt. Alle drei Männer hatten Kaffee getrunken. An den Resten in den Kaffeetassen konnte man noch sehen, dass zwei ihn schwarz und einer mit Milch getrunken hatte. Alle drei Männer hatten dem Portwein zugesprochen, die Kristallflasche war noch halb voll. Einer musste eine Zigarre geraucht haben, die anderen Zigaretten. Die silberbeschlagene Schildpattdose für Rauchwaren stand offen auf dem Tisch.
Ich registrierte alle diese Einzelheiten, aber sie kamen mir nicht besonders wichtig vor. Ich wusste nicht, warum Poirot den Tisch so intensiv betrachtete. Schließlich fragte ich ihn.
»Mon ami«, antwortete er, »wie immer übersehen Sie, was wichtig ist. Ich aber halte Ausschau nach etwas Unsichtbarem.«
»Und was ist das?«
»Ich suche einen Fehler – einen ganz kleinen Fehler, den die Mörder begangen haben.«
Er ging schnell in die kleine Küche, schaute hinein und schüttelte den Kopf.
»Monsieur«, sagte er zu dem Verwalter, »wo werden hier im Haus die Mahlzeiten zubereitet?«
Der Verwalter ging zu einer kleinen Klappe an der Wand.
»Dies hier ist der Speiselift«, erklärte er. »Ganz oben in diesem Gebäude ist die Küche. Man bestellt das Essen telefonisch, und es wird mit dem Lift heruntergeschickt – ein Gang nach dem anderen. Das schmutzige Geschirr wird anschließend wieder hinaufbefördert. Das Haus wurde für Mieter gebaut, die nicht selbst kochen wollen, und so sind sie nicht darauf angewiesen, ins Restaurant essen zu gehen.«
Poirot nickte.
»Also stammt das Geschirr oben aus der Küche. Erlauben Sie mir, dass ich hinaufgehe?«
»Wenn Sie wollen, gerne! Roberts, der Fahrstuhlführer, wird Sie hinauffahren; aber ich fürchte, Sie werden dort wenig finden, was Ihnen nützlich sein könnte. Das ganze schmutzige Geschirr ist sicher schon zusammengestellt worden.«
Aber Poirot blieb fest. Wir fuhren in die Küche und fragten den Mann, der den Auftrag angenommen hatte.
»Die Bestellung wurde nach dem Menu à la carte gemacht – für drei Personen«, erklärte er. »Suppe Julienne, Filet de sole auf normannische Art, Beefsteaks und ein Reissoufflé.«
»Wann?«
»Um acht, würde ich sagen. Nein, ich fürchte, das Geschirr ist schon abgewaschen worden – unglücklicherweise. Sie denken wahrscheinlich an Fingerabdrücke?«
»Nicht nur das«, sagte Poirot mit einem rätselhaften Lächeln. »Noch mehr interessiert mich der Appetit von Graf Foscatini. Hat er von jedem Gang gegessen?«
»Ja. Aber ich kann natürlich nicht sagen, wie viel. Die Teller waren alle schmutzig und die Platten leer – das heißt, mit Ausnahme des Reissouffles. Davon war ziemlich viel übrig geblieben.«
»Ah«, sagte Poirot und schien mit diesen Tatsachen zufrieden zu sein.
Als wir wieder in die Wohnung zurückgingen, sagte er leise zu mir: »Der Mann scheint Methode zu haben.«
»Meinen Sie den Mörder oder den Grafen Foscatini?«
»Der Graf war ohne jeden Zweifel ein ordentlicher Mann. Nachdem er um Hilfe angerufen und sein bevorstehendes Ende angekündigt hatte, hat er den Telefonhörer sorgfältig wieder aufgelegt.«
Ich starrte Poirot an. Seine Worte und seine Nachforschungen in der Küche erschienen mir auf einmal nicht mehr so sinnlos.
»Vermuten Sie Gift?«, flüsterte ich. »War der Schlag auf den Kopf nur Schein?«
Poirot lächelte nur.
Unten in der Wohnung fanden wir einen Polizeiinspektor und zwei Beamte vor. Der Inspektor war nicht erfreut über unsere Anwesenheit, aber Poirot ließ so nebenbei den Namen unseres Freundes in Scotland Yard, Inspektor Japp, fallen, und daraufhin duldete er missbilligend unsere Anwesenheit. Es war gut, dass wir dageblieben waren, denn fünf Minuten später stürzte ein aufgeregter Mann ins Zimmer.
Es war Graves, der Kammerdiener des toten Grafen Foscatini. Die Geschichte, die er erzählte, war sensationell.
Am
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