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Polar Star

Polar Star

Titel: Polar Star Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Cruz Smith
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getreten.
    »Kapitän.« Arkadi schreckte aus seiner Träumerei auf. »Ich finde das Fischen bei Nacht immer wieder schön.«
    »Es wird gleich Tag.« Martschuk lehnte sich an die Reling.
    Der Kapitän bemühte sich um eine zwanglose Haltung, obwohl er zum erstenmal auf der Reise seine blaue Dienstuniform trug, vier goldene Streifen auf den Ärmelstulpen, eine goldene Tresse an der Mütze, lauter helle Flecken im schummrigen Licht an Deck.
    »Was macht Ihre Wunde?«
    »Besser, danke. Wainu war damit ausnahmsweise mal nicht überfordert«, sagte Arkadi, der gleichwohl darauf bedacht war, flach zu atmen. »Tut mir leid um den Plan.«
    »Ach, den haben wir korrigiert.« Martschuk zuckte die Achseln. »Das ist ja das Schöne an einem Plan. Trotzdem, es waren prächtige Fischgründe dort oben. Wir hätten uns aufs Fischen beschränken sollen.«
    Mit Anbruch der Dämmerung verblaßten die Trawlerlampen, und vor dem Hintergrund zurückweichender Schatten nahm das Flechtwerk gewöhnlicher Ladegeschirre Gestalt an. Auf der Wasseroberfläche bildeten sich gischtgekrönte Ringe, als die Flotte ihre Netze eintauchte. Im Zwielicht wechselte eine Claque Möwen von Schiff zu Schiff. Auf der Polar Star kamen ständig weitere Mannschaftsmitglieder an Deck. Arkadi konnte sie an ihren glühenden Zigaretten auf dem Bootsdeck und entlang der Reling ausmachen.
    »Sie waren doch kein Jonas«, nahm Martschuk die Unterhaltung wieder auf. »Wissen Sie, daß man in den Funkberichten anfangt, Sie als den Ermittlungsbeamten Renko zu titulieren, was immer das auch bedeuten mag.«
    Unter ihnen flog eine Reihe plumper Schatten vorbei; mit stoßbereiten Schnäbeln glitten sie über die Mulde hinter der Bugwelle: Pelikane im Einsatz.
    »Es könnte alles mögliche bedeuten«, sagte Arkadi.
    »Stimmt.«
    Die Trawler schimmerten in einem grauen Dunstschleier, kein Nebel, sondern nur die normale Ausdünstung des Meeres. Dies war jener Moment des Übergangs, in dem das Auge noch jedes Schiff vervollständigen mußte, hier einen Bug, dort einen Schornstein ergänzen, sich Farbe und Mannschaften hinzudenken und ihnen Leben einhauchen.
    Arkadi sah hinauf zum Bootsdeck, wo Natascha ihr Gesicht der aufgehenden Sonne entgegenwandte. Ihre Augen leuchteten, das schwarze Haar war sekundenlang in Gold gefaßt. Neben ihr kontrollierte Kolja seine Uhr, und Dynka stellte sich auf die Zehenspitzen, während auch sie nach Osten spähte. Weiter hinten an der Reling erkannte er Israel in einem Pullover so frei von Fischschuppen, daß er aussah wie ein pummeliges Lamm. Daneben Lidia mit tränenüberströmtem Gesicht und Guri, der eben seine Sonnenbrille aufklappte.
    Arkadi war nicht so zeitig aufgestanden, um Hess zu verabschieden, das, worauf er schon die ganze Nacht gewartet hatte, kam erst jetzt zum Vorschein.
    Möwen schossen über die Polar Star hinweg, wie getrieben von einem Licht, das windgleich über das Fabrikschiff wehte. Wolken leuchteten hell. Die Bullaugen des Trawlers blitzten im Widerschein der aufgehenden Sonne, und dann, endlich, stieg er aus der Dunkelheit, der flache grüne Küstenstreifen der Heimat.

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