Polargebiete: Tierparadiese unserer Erde
doch steigen sie an sonnigen Tagen auch bis über 30 °C an.
Klimaklassifikationen
Der Begriff »Schneewaldklimate« geht auf die Klimazonierung von Wladimir Peter Köppen (1846–1940) zurück, die – mit einigen Modifikationen – eine der gängigsten Klimaklassifikationen ist. Demnach sind Schneewaldklimate oder Typ-D-Klimate die Regionen, in denen die Temperatur im Durchschnitt des wärmsten Monats über 10 °C ansteigt, aber im kältesten Monat unter –3 °C bleibt. Zu den Typ-D-Klimaten gehören nicht nur die ausgedehnten Nadelwälder der kanadischen und sibirischen Taiga, sondern auch große Teile der Alpen und anderer Gebirgsregionen. Die Köppen’sche Einteilung orientiert sich an den Wachstumsbedingungen der Vegetation. Für das Gedeihen von Pflanzen sind nicht nur Jahrestemperatur oder -niederschläge bedeutsam, sondern vor allem ihre Verteilung über das Jahr, insbesondere die extremste Winterkälte, die Wärme während der Vegetationsperiode im Sommer und die Bodentemperatur. Bleibt die Sommertemperatur unter 10 °C, können Bäume gar nicht mehr wachsen. Daher fällt die nördliche Grenze der Schneewaldklimate fast mit der nördlichen Baumgrenze zusammen, an der die Taiga in die waldlose Tundra übergeht. Diese gehört nach Köppen zu den Typ-E-Klimaten, in denen jeder Monat kälter als 10 °C ist.
Die südliche Grenze der Schneewaldklimate orientiert sich hingegen an den Wachstumserfordernissen der meisten Laubbäume, die nur gedeihen, wenn die Wintertemperatur nicht zu weit unter den Gefrierpunkt absinkt. Wo also die Temperatur des kältesten Monats über –3 °C liegt, beginnen die Typ-C-Klimate oder warmgemäßigten Regenklimate, die von Laub- und Mischwäldern bedeckt sind.
Klimafaktoren
Das extreme Klima der Taiga und die harten Winter sind eine Folge der nördlichen Lage. Insgesamt erhält der 60. nördliche Breitengrad nur etwa die Hälfte der Sonnenenergie, die am Äquator einfällt, und die ist zudem sehr ungleich über das Jahr verteilt: Während im Sommer die tägliche Einstrahlung etwa so hoch ist wie am Äquator, fällt sie in den Wintermonaten auf ein Zehntel ab.
Das Klima einer Region hängt jedoch nicht nur von der geografischen Lage ab, sondern auch von der Verteilung von Land und Meer sowie von der atmosphärischen Zirkulation. Da das Land nur eine geringe Wärmekapazität hat, kühlt es im Winter sehr schnell und sehr stark aus. Über den Kontinenten sammeln sich stabile, kalte Luftmassen. Sie bilden kontinentale Hochdruckgebiete, die ihrerseits zu extremen Wintertemperaturen beitragen. Denn Luft aus wärmeren, feuchteren Gebieten kann nicht einströmen, und in den klaren Winternächten fehlen die Wolken, um die Auskühlung des Landes zu verhindern.
Die unterschiedliche Ausdehnung und Lage der Kontinente wirkt sich deutlich auf das Klima aus: Nordamerika beispielsweise zeigt eine Breitenzonierung in Nord-Süd-Richtung, in Sibirien herrschen von Westen nach Osten hin zunehmend extremere Bedingungen.
Eurasien: mild im Westen, kalt im Osten
In Europa bringt das warme Wasser des Golfstroms, dessen Ausläufer bis in die grönländische See reichen, ein milderes Winterklima, und die vorherrschendenWestwinde lassen relativ warme, feuchte Luftmassen bis weit in den Kontinent vordringen. Dagegen stehen Mittel- und Ostsibirien stärker unter dem kontinentalen Einfluss. Der östliche Teil Eurasiens liegt im Zentrum der größten Landmasse der Erde, so dass im sibirischen Winterhoch weltweit die höchsten Luftdruckwerte gemessen werden – um 1035 Hektopascal (hPa) beträgt der Januarluftdruck im Monatsmittel, den Weltrekord hält das sibirische Agata mit 1083, 8 hPa am 31. Dezember 1968 (zum Vergleich: in Mitteleuropa liegt der durchschnittliche Winterluftdruck bei 1015 hPa).
So werden die Winter nach Osten hin zunehmend kälter. Während die Januartemperaturen in Finnland zwischen dem 60. und 70. Breitengrad –6 °C bis –12 °C betragen, liegen sie in Ostsibirien auf derselben Breite teils zwischen –40 °C und –50 °C. Nordwinde bringen oft trockene polare Luftmassen mit noch extremerer Kälte bis unter –60 °C; Werchojansk auf dem 67. Breitengrad hält mit –68 °C den Kälterekord auf der Nordhalbkugel.
Auch die Niederschläge variieren von West nach Ost. Während in Skandinavien und Finnland noch 700–1000 mm im Jahr fallen, ist es im kontinental geprägten Ostsibirien mit 200–400 mm sehr trocken. Unter dem Einfluss des kontinentalen Hochs sind die Niederschläge
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