Polargebiete: Tierparadiese unserer Erde
Nadelwälder des Nordens sind ausgesprochen artenarm. So findet man zwischen Skandinavien und Ostsibirien über tausende von Quadratkilometern immer die gleichen Bäume. Der Grund für diese Eintönigkeit ist aber nur allzu verständlich, wenn man bedenkt, mit welchen klimatischen Schwierigkeiten die Pflanzen in diesem Gebiet zu kämpfen haben. Schließlich handelt es sich bei der Taiga um ein Ökosystem, das sich bis in die Regionen jenseits des nördlichen Polarkreises hinzieht, in denen auch der Kältepol der Nordhalbkugel liegt. Aus diesem Grund schwanken die Temperaturen dieses Gebietes während eines Jahres auch zwischen –50 und +35 °C, und die Vegetationsperiode dauert durchschnittlich nur etwa 150 Tage. Mit diesen schwierigen Bedingungen kommen nur ganz bestimmte Pflanzen zurecht, so dass wir in der Taiga sehr spezialisierte Arten finden.
Inhalt
Dunkle Wälder, unendliche Moore
Das Birkhuhn: Balz im Morgengrauen
Die Waldeidechse: in vielen Biotopen zu Hause
Moorfrösche: Überleben in saurem Milieu
Blickpunkt: Leben an Flüssen und Seen
Sibirischer Winkelzahnmolch: Ein Lurch trotzt der Kälte
Störe: Kaviar und mehr
Einzigartiger Baikalsee
Die Baikalrobbe: ein Meeressäuger im Süßwasser
Der Große Ölfisch: nur im Baikalsee zu Hause
Dunkle Wälder, unendliche Moore
Auch wenn die Taiga überwiegend aus endlosen Wäldern besteht, gibt es doch auch beiderseits der Beringstraße immer wieder Gebiete, in denen die Monotonie der Nadelbaumherrschaft durch einen anderen Landschaftstyp unterbrochen wird. Ein Beispiel sind die unzähligen Moorbiotope, die in vielen Regionen recht häufig zu finden sind. Der Hauptgrund dafür ist das kalt-humide Klima, bei dem die Niederschlagsmenge höher ist als die Verdunstungsrate. So machen im finnischen Teil der Taiga die Moore oder die im Übergangsbereich zwischen Wald und Moor liegenden Gebiete etwa 40–60 % der Gesamtfläche aus. In einigen Taigaregionen wird die Landschaft außerdem durch viele große und kleine Seen geprägt, wie z. B. in Finnland. Außerdem gibt es in der Taiga Hochgebirgsregionen, etwa die Nordausläufer der Rocky Mountains in Kanada und Alaska oder die vergletscherten Gebirgsrücken in Skandinavien.
© Bigstockphoto.com/Becky Swora
Tundra im Denali-Nationalpark in Alaska
Im Finsterwald
Als dunkle Fichtentaiga wird ein vom äußersten Nordosten Europas bis nach Westsibirien verbreiteter Waldtyp bezeichnet, bei dem die Bäume so eng stehen, dass die Kronen aneinanderstoßen. In Nordeuropa ist die Gemeine Fichte (
Picea abies
) die vorherrschende Baumart dieser Wälder; weiter östlich wird sie durch die Sibirische Fichte (
Picea obovata
) abgelöst, wobei solche Bestände oft noch mit Sibirischen Zirbelkiefern (
Pinus cembra
), Sibirischen Tannen (
Abies sibirica
) und Sibirischen Lärchen (
Larix sibirica
) durchsetzt sind.
In einigen Taigawäldern wachsen die spitzkronigen Bäume so dicht nebeneinander, dass manchmal ein Kronenschluss von 70 % erreicht wird. Dadurch gelangt nur noch wenig Licht in Bodennähe, so dass größere Sträucher in diesen Wäldern zumeist fehlen. Dies hat aber nicht allein mit den Lichtverhältnissen zu tun, sondern häufig spielen auch andere Faktoren eine wichtige Rolle, etwa die Verfügbarkeit von Wasser, Besonderheiten des Klimas mit unterschiedlich hohen oder niedrigen Temperaturen, die Bodenbeschaffenheit des jeweiligen Standortes und vor allem auch die Konkurrenz anderer Pflanzen.
Dafür gibt es in der Regel eine Kleinstrauch- und eine Krautschicht, die aber beide nicht sehr üppig ausgebildet sind. Zu den typischen Arten, die in diesen Taigawäldern vorkommen, gehören Heidel- (
Vaccinium myrtillus
) und Preiselbeeren (
Vaccinium vitis-idaea
) sowie das Schattenblümchen (
Maianthemum bifolium
), das Moosauge (
Moneses uniflora
), der Siebenstern (
Trientalis europaea
) und der Waldsauerklee (
Oxalis acetosella
). Außerdem gibt es eine Reihe Orchideen, darunter der Blattlose Widerbart (
Epipogium aphyllum
), die Korallenwurz (
Corallorhiza trifida
), das Kleine Zweiblatt (
Listera cordata
) und die Nestwurz (
Neottia nidus-avis
). Fast immer sind auch Farne und Bärlappe vorhanden, etwa der Dornige Wurmfarn (
Dryopteris carthusiana
), der Eichenfarn (
Gymnocarpium dryopteris
) und Buchenfarn (
Thelypteris phegopteris
) sowie Sprossender Bärlapp (
Lycopodium annotinum
) und Gemeiner Flachbärlapp (
Lycopodium complanatum
).
Am üppigsten wachsen in der dunklen Fichtentaiga allerdings Moose, die
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