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Polaris

Polaris

Titel: Polaris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Alex um, dessen Miene nichts preisgab. »Ich sage, wir legen die Dunninger-Formel auf den Tisch, wo jeder sie sehen kann. Und dann reden wir darüber. Wie Erwachsene.«
    »Nein«, sagte White. Ihre Augen sahen aus wie die eines gejagten Tiers. »Sie verstehen wirklich nicht.«
    »Nein, das tue ich nicht. Ich kann nicht verstehen, dass Sie einfach kampflos aufgeben. Ich will nicht den Rest meines Lebens damit zubringen müssen zuzusehen, wie die Menschen sterben, obwohl ich weiß, dass ich die Mittel gehabt hätte, sie zu retten.«
    Falten gruben sich in die Haut um Bolands Lippen und Augen. Er sah aus, als litte er unter Schmerzen.
    »Ich biete Ihnen Folgendes an: Wir melden uns während der nächsten Tage bei Ihnen. Wir sorgen dafür, dass jeder von Ihnen eine Blutprobe abgibt. Wir lassen sie analysieren und die Würfel fallen. Ich werde nicht verraten, wo ich sie herhabe. Und ich werde nichts über Sie oder die Polaris erzählen. Sie können Ihren Ruf wahren und die nächsten tausend Jahre oder so zufrieden weiterleben.
    Allerdings muss ich Ihnen sagen, dass Sie sich, sollten Sie wirklich so klug sein, wie Sie denken, selbst offenbaren sollten. Sie sollten zu dem stehen, was Sie getan haben, und Ihren Fall der Öffentlichkeit vortragen.«
     
    Das war nicht das, was sie erwartet hatten. Alex legte die Stirn in Falten und zuckte mit den Schultern. Ich hoffe, du weißt, was du tust.
    Nun, ich hatte mich, wie man zu sagen pflegt, als Gesprächsbremse betätigt. Einer nach dem anderen stand auf. Klassner gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass ich meine Meinung ändern würde, hatte ich erst Gelegenheit, ein wenig darüber nachzudenken. White nahm meine Hand, drückte sie und biss sich auf die Lippe. Sie war den Tränen nahe.
    Urquhart bat mich, nichts zu tun, was nicht noch zu ändern wäre, ehe ich eine Nacht darüber geschlafen hätte. »Wenn es erst losgeht«, sagte Boland, »wenn die Regierung die Geburtenrate gewaltsam drücken will, wenn wir keinen Raum zum Leben mehr haben, wenn die ersten Seuchen um sich greifen, dann wird das Ihre Schuld sein.«
    Sie gingen hinaus, und jeder schickte einen stummen Hilferuf an Alex, flehte oder wies ihn an, seinen Einfluss dazu zu nutzen, mich zur Vernunft zu bringen. Ich sah zu, wie sie durch den stärker werdenden Schneefall zur Landeplattform gingen und in ihren Gleiter kletterten. Sie sahen sich nicht um. Die Türen schlossen sich, und das kleine Flugzeug erhob sich in die Luft und verschwand rasch im Sturm.
    Alex fragte mich, ob ich in Ordnung sei.
    Eigentlich war ich das nicht. Ich hatte gerade die vielleicht bedeutendste Entscheidung der Menschheitsgeschichte getroffen, und ich war definitiv nicht in Ordnung.
    »Nichtsdestotrotz«, sagte er, »hast du das Richtige getan. Wir haben keinen Bedarf an heimlichen Umtrieben.«
    »Du hast dich auf ihre Seite gestellt«, wandte ich ein.
    Wir standen auf der Terrasse und sahen zu, wie der Schnee gegen die Fensterscheiben schlug. Er legte eine Handfläche auf das Glas, fühlte die Kälte. »Ich weiß«, sagte er. »Es war der einfachste Ausweg. Der schmerzloseste. Aber du hast Recht. Diese Sache muss aufgedeckt werden.« Er küsste mich. »Ich hege allerdings den Verdacht, dass dieses Vermächtnis nicht nur Vorteile mit sich bringen wird.«
    »Weil wir zu viele Menschen haben werden.«
    »Auch deswegen.« Er ließ sich auf einen der Stühle sinken und legte die Beine hoch. »Wir könnten aber auch feststellen, dass das Leben, wenn es ewig dauert, nicht ganz so…« Er suchte nach dem passenden Wort. »… erfüllend ist. Nicht so wertvoll.«
    Nun, ich hielt das für Unsinn und sagte es auch.
    Er lachte. »Du bist ein Herzchen, Chase.«
    »Ja, ich weiß.«
    »Wie wäre es, wenn wir zum Essen ausgehen würden?«
    Der Sturm wurde schlimmer. Wir konnten die Baumreihe am Rand des Grundstücks nicht mehr erkennen. »Ist das dein Ernst?«, fragte ich. »Du willst jetzt rausgehen?«
    »Warum nicht?«
    »Nein«, sagte ich. »Lass uns hier essen. Das ist sicherer.«
     
    Wir waren gerade fertig, als Jacob sich meldete. »Da ist ein Bericht in den Nachrichten, der euch interessieren könnte«, sagte er. »Etwas ist vor ein paar Minuten über dem Meer explodiert. Sie wissen noch nicht, was es ist.«
    Gott helfe mir, ich wusste es sofort. Und Alex auch. »Wie weit draußen, Jacob?«, fragte er.
    »Fünfzig Kilometer. Jenseits des Grabens.« Wo das Meer besonders tief war. »Der Beschreibung nach, muss es eine recht starke Explosion gewesen

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