Scarred Heart (German Edition)
1
„Verd ammt, Marius! Beweg deinen Hintern hierher!“ tönte es durchs Haus. Genervt schüttelte dieser den Kopf, erhob sich von seinem Schreibtisch und ging in Richtung Küche. Ungefähr von dort musste das Gebrüll gekommen sein.
Marius steckte den Kopf durch die Küchentür, zog ihn aber gleich wieder ein. Er konnte einfach nicht glauben, das s Marek ihm das antat. Er trat den Rückzug an, doch sein Bruder war schneller. „Stopp! Wo willst du hin?“, fragte Marek und baute sich drohend vor Marius auf.
„Ins Arbeitszimmer“, kam die Antwort. Der andere schüttelte genervt den Kopf, packte seinen jüngeren Bruder am Oberarm und zog ihn wieder Richtung Küche. „Du kannst dich doch nicht immer in deiner Arbeit vergraben! Ich hab zwei Kumpels zum Kaffee eingeladen, und du wirst dich dazusetzen“ , ordnete Marek an. „Diesmal setzt du dich dazu. Marius, das sind meine Freunde. Du kannst ihnen nicht ewig aus dem Weg gehen.“
Marius wehrte sich erst gar nicht, war sein Bruder doch größer, stärker und vor allem: Sturer! Er wurde in die Küche gezogen und auf einen Stuhl verfrachtet. „So Leute“, sagte Marek, „das ist mein kleiner Bruder Marius. Und das da sind Marcus und Rafael!“
Den Kopf gesenkt, nickte Marius nur, starrte aber den Tisch an. Hektisch überlegte er, wie er am Besten wieder einen Abgang machen konnte. Leider fiel ihm nichts ein.
Eine Tasse wurde vor seine Nase gestellt, Kaffeeduft wehte ihm entgegen. Den Blick nach unten gerichtet, nahm er die Tasse in die linke Hand und trank. Er hörte den anderen bei ihrem Gespräch zu, gab aber selbst keinen Ton von sich. Warum auch? Er konnte nicht mitreden. Sie sprachen über den letzten Clubbesuch, Kollegen von der Arbeit und über Fußball. Alles Themen, von denen Marius keine Ahnung hatte und die ihn auch nicht interessierten.
„Marius, du kommst doch heute Abend mit, oder?“, wurde er angesprochen. Sein Kopf ruckte hoch, er hatte sich bestimmt verhört! Doch ein Blick in Mareks Augen belehrte ihn eines Besseren. Entschlossen funkelte der seinen kleinen Bruder an. Dieser schüttelte den Kopf, nuschelte: „Hab Arbeit, keine Zeit“, und ließ den Kopf wieder sinken.
Die beiden anderen am Tisch waren verstummt, blickt en etwas unsicher zwischen den Brüdern hin und her. Irgendetwas ging hier vor sich.
„Nun komm schon, die Arbeit kann auch mal warten!“, blaffte Marek ihn an. Marius schüttelte nur den Kopf, erhob sich und verschwand mit schnellen Schritten aus der Küche. Verblüfft über den flotten Abgang, reagierte Marek zu spät, sodass die Flucht gelang.
Aufatmend verschloss Marius die Tür zum Arbeitszimmer. Sein Bruder sollte nicht noch einmal die Gelegenheit bekommen, ihn in die Küche zu zerren und den Blicken der anderen auszusetzen.
Er ging zu seinem PC, setzte s ich auf den Stuhl und schrieb an dem Buch weiter. Der Abgabe Termin war zwar erst in drei Monaten, aber das wusste Marek nicht. So hatte Marius immer eine passende Ausrede parat, wenn dieser ihn zwingen wollte, das Haus zu verlassen. Marek wusste, wie wichtig ihm das Schreiben war.
Jemand tippte ihm auf die Schulter. Marius schrie erschrocken auf, zuckte heftig zurück und landete auf dem Boden. Verwirrt sah er auf und erkannte erst nach einigem Blinzeln seinen Bruder. „Tschuldige, wollte dich nicht erschrecken!“, sagte dieser und beugte sich zu ihm hinunter.
„Wie kommst du hier rein? Ich habe abgeschlossen!“ , keuchte Marius, der Schreck saß ihm immer noch in den Knochen. Marek zuckte mit den Schultern und sagte: „Ich hab einen Zweitschlüssel“, reichte seinem Bruder eine Hand und zog ihn, nachdem dieser zugegriffen hatte, hoch. Er klopfte dem Kleineren den Hosenboden ab, packte sein Handgelenk und zog ihn Richtung Tür. Irritiert sah Marius auf die Uhr, welche über der Tür hing und war verblüfft. Er hatte mehr als vier Stunden am Computer gesessen.
Marius sträubte sich, stemmte die Füße in den Boden und versuchte, sein Handgelenk zu befreien. Doch Marek achtete nicht darauf, zog ihn einfach we iter, zur Tür hinaus, dann den Flur hinab und bugsierte schließlich den sich immer noch wehrenden Bruder durch dessen Zimmertür.
„Du kommst heute Abend mit, also mach dich fertig! Wenn du dich weigerst, werfe ich dich über die Schulter und trage dich dorthin. Klar?“ , machte Marek seinen Standpunkt deutlich.
Wütend sah Marius seinem Bruder in die Augen. Das konnte doch nicht sein Ernst sein! Marek musste doch wissen, dass das in einer
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