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Polterabend

Polterabend

Titel: Polterabend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Komarek
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aus seiner Tasche. »Bekannt?«
    Dvorak grinste. »Und ob. Hab ich gekauft. Den müssen Sie in Brunndorf gefunden haben, Inspektor.«
    »Ich war’s nicht. Aber Brunndorf stimmt. Und am 24. Dezember?«
    »War ich bei meinen Eltern in Wien. Nach dem Besuch hätte ich noch gerne im Wiesbachtal mit Bekannten ein Glas geleert. War aber keiner zu finden. Spätabends bin ich dann zurück nach Znaim.«
    »Haben Sie vielleicht zufällig in Brunndorf den Bruno Bartl gesehen?«
    »Wer soll das sein?«
    »Ein schrulliger kleiner Säufer, zieht von Preßhaus zu Preßhaus.«
    »Alles klar. Meine gute Tat am Heiligen Abend, ich war nämlich einmal Pfadfinder. Habe ihn nach Hause gebracht, fast. Reden konnte er nicht mehr so recht und mir war nur bekannt, daß er in der Nähe der Brunndorfer Kellergasse seine Hütte hat.«
    »Er hat sie nicht mehr lebend erreicht.«
    »Das tut mir jetzt ehrlich leid. Aber was hätte ich machen sollen? Außer mir war kein Mensch in der Kellergasse.«
    »Und haben Sie dem Bartl etwas zu trinken gegeben im Auto?«
    »Der hat nichts mehr gebraucht.«
    »Wie stehen Sie eigentlich zur Familie Fürnkranz?«
    Noch bevor Heinz Dvorak etwas sagen konnte, ergriff Carl Scheidt das Wort. »Diese und andere Fragen kann ich Ihnen besser beantworten, Herr Polt. Und du, Heinz, wirst uns mit deiner Abwesenheit beehren.«
    Wortlos verließ Dvorak den Raum.
    Carl Scheidt lächelte, und Polt hätte schwören können, daß es ein herzliches Lächeln war.

 

Flucht
     
    Jetzt lächelte Scheidt nicht mehr. »Macht keine sehr gute Figur, mein Mitarbeiter, wie? Ich muß noch etwas hinzufügen, bedauerlicherweise, obwohl es nichts mit meinem Unternehmen zu tun hat: Heinz Dvorak hatte mit dem Herrn Lutzer eine persönliche Rechnung offen. Eine ziemlich brisante, soviel ich weiß.«
    »Aber wenn da irgendwas gewesen sein sollte, von dem er nicht reden will..., warum hat er mich dann mit Ihnen zusammengebracht?«
    »Auf meinen Wunsch, Inspektor. Ganz abgesehen vom Geschäftlichen habe ich auch ein persönliches Interesse daran, daß dieser abstruse Todesfall aufgeklärt wird, diese Todesfälle, um genau zu sein. Aber mehr davon später. Haben Sie Hunger? Kleiner Imbiß?«
    »Nein, danke.«
    »Aber meine Frau werden Sie vielleicht kennenlernen wollen. Sie müßte eigentlich im Haus sein, hat hier ihr Büro als Eigentümerin und Geschäftsführerin. Ich bin nur der Animateur.«
    Scheidt verließ den Raum und kehrte nach einigen Minuten in der Begleitung einer zierlichen Frau mit rotbraunen Haaren zurück. Sie neigte leicht den Kopf, als sie den Besucher erblickte, und in ihren Augen war die Andeutung eines Lächelns. Unter der Jacke des eng geschnittenen dunklen Kostüms sah Polt glitzernden Stoff, an einer silbernen Halskette hing ein Kreuz.
    Claus Scheidt strich ihr mit zwei Fingerrücken über das Haar und über den Nacken.
    »Darf ich Ihnen meine Monika vorstellen? Geborene Fürnkranz.«
    Er schob sie sanft zur Sitzgruppe. »Nimm Platz, mein Engel. Soviel Zeit muß sein.«
    Polt hatte das Gefühl, als sei er mit dem Kopf gegen ein hartes Hindernis gerannt.
    Carl Scheidt war stehen geblieben. »Die Geschichte ist rasch erzählt. Nach meinem Konkurs in Breitenfeld habe ich in Znaim die einzige Möglichkeit gesehen, geschäftlich wieder Fuß zu fassen. Ich bin da in bester Gesellschaft. Sie würden staunen, was hier die Österreicher zuwege bringen, positiv wie negativ. Und ich wette, Sie kennen einige Namen sehr gut aus dem Wiesbachtal, Herr Inspektor. Meine Frau hat zu mir gehalten, und so ist es wieder aufwärts gegangen, steil aufwärts. Wer etwas gilt in der Szene, ist Stammgast in meinen Häusern. Von ihrer Familie hatte mir die Monika übrigens nur erzählt, daß der Kontakt abgebrochen sei. Dann aber hat der Heinz Dvorak den Martin Fürnkranz in einer Disco kennengelernt und mir von ihm und seinem Vater berichtet. Ich habe meine Frau gefragt, ob sie die beiden wiedersehen will. Sie hat nicht nein und nicht ja gesagt, und seitdem kommen Vater und Sohn von Zeit zu Zeit.«
    Polt hatte sich einigermaßen gefangen. Er schaute verlegen zu Monika Scheidt hinüber. »Ihr redet also miteinander?«
    Sie schlug die Beine übereinander und schob den Saum ihres kurzen Rockes ein wenig nach vor. »Ja, es geht so. Dem Vater und dem Martin scheint es gutzutun, wieder Kontakt zu haben. Aber ich wette, daß sie zu Hause lieber als versaute Freier gelten, als zu erzählen, warum sie wirklich nach Znaim fahren. Hauptsache, alles ist

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