Polterabend
Bedauerlicherweise hat er dann zu hoch gepokert.«
»Was soll das heißen?«
»Augenblick bitte. Ich denke, unser Kaffee ist soweit.« Als die gefüllten Tassen neben Milch und Zucker auf dem Tisch standen, fuhr Carl Scheidt fort. »Wenn Sie hier reich werden wollen, Herr Inspektor, geht das am ehesten mit Geldwäsche über die Grenze hinweg, Tunnelbau sagen wir dazu, Alkoholschmuggel und vor allem Prostitution. Da kann man immer Leute brauchen, die in Österreich Handlangerdienste leisten. Einige Zeit hindurch war Ferdinand Lutzer ganz gut im Geschäft. Aber dann hat er versucht, sich in der Szene wichtig zu machen und Leute gegeneinander auszuspielen, die ihm überlegen waren, in jeder Hinsicht. Der war schon tot, nur hat er es noch nicht gewußt.«
»Und sein Ende im Preßhaus ist dem zuvorgekommen.«
»Ich würde das so sehen, ja. Aber Heinz Dvorak hat davon berichtet, daß es auch Spuren gibt, die auf Tschechien verweisen, stimmt das?«
»Ja.« »Wenn Tschechen im Spiel waren, oder tschechische Österreicher, dann keine Profis. Darauf können Sie sich verlassen, Inspektor.«
»Gut.« Polt zögerte. »Ist es zuviel gefragt, ich meine..., nur damit ich besser einschätzen kann, was Sie sagen... ?«
»Sie wollen wissen, wovon ich lebe? Lassen wir alles weg, was die Angelegenheit ohnedies nur verschleiern würde. Im wesentlichen geht es um zwei Freudenhäuser der absoluten Luxusklasse.«
Polt schluckte. »Und dieser Heinz Dvorak?«
»Hat vermutlich den geilsten Beruf der Welt. Er betreut die Mädchen.«
Polt dachte eine Weile nach. Dann zog er das Blatt Papier mit Bruno Bartls Zeichnung aus der Tasche und reichte es über den Tisch. »Das da hat ein versponnener alter Säufer gezeichnet. Er war zur kritischen Zeit in der Nähe des Preßhauses vom Karl Fürnkranz. Wird wohl etwas gesehen und gehört haben.«
Carl Scheidt betrachtete die Zeichnung aufmerksam. »Bitscha..., Piča...«, murmelte er dann. »Also Möse. Was sagt Ihr Zeuge dazu?«
»Nichts mehr.«
»Tot, demnach. Und weiter?«
»In der Nacht, als Ferdinand Lutzer starb, ist Heinz Dvorak im Wiesbachtal gewesen, und auch am 24. Dezember. Damals ist Bruno Bartl, der Zeuge, ums Leben gekommen.«
»Und Sie meinen, es könnte irgendwelche Zusammenhänge geben? Das sollte man allerdings aufklären.«
Carl Scheidt griff nach dem Telefon und führte ein kurzes Gespräch in tschechischer Sprache.
»Entschuldigen Sie meine Unhöflichkeit, Inspektor. Ich hätte deutsch reden sollen. Es ging nur darum, den Heinz Dvorak hierher zu holen, gleich wo er ist und was er tut.« Er lachte. »Also runter vom Mädel. Die Pause wird ihm guttun.« Rasch wurde er ernst. »Noch ein Satz zu meiner Kooperationsbereitschaft. Ruhe und Diskretion machen das Biotop aus, in dem meine Geschäfte blühen. Ich bin sehr interessiert daran, jede Störung fernzuhalten. So gesehen, haben Sie einen aufrichtigen Partner in mir. Von Ihnen erwarte ich dasselbe.«
»Ich bin nicht als Gendarm hier und denke nicht daran, Ihnen was vorzumachen.«
»Hört sich gut an. Ah, ich glaube, wir bekommen schon Besuch.«
Heinz Dvorak trat ein, nahm unaufgefordert Platz, lächelte seinem Chef zu und wandte sich an Simon Polt. »Willkommen in Znaim, Inspektor. Hab ich zuviel versprochen?«
»Durchaus nicht.«
Jetzt ergriff Carl Scheidt das Wort. »Ich höre, daß du in der Nacht, als dieser Lutzer ums Leben gekommen ist, im Wiesbachtal warst?«
»Stimmt. Mit der Lilija.«
Scheidt wandte sich an Polt. »Das war eine Neue. Sie können sich nicht vorstellen, Inspektor, was da an Schönheiten ins Land kommt. Herrliche Geschöpfe. Reizende, unverbildete Mädchen mit natürlichem Charme. Die Aufgabe von Heinz Dvorak ist es, diese Rohdiamanten mit dem rechten Schliff zu versehen. Oder, prosaischer gesagt, er fährt die Mädchen ein wie ein neues Auto. Schonend, aber auch nicht zu lasch. Warum bist du über die Grenze mit ihr, Heinz?«
»Ganz einfach: ich wollte ihr was Besonderes bieten. Und ein bißchen angeben mit ihr. Ich habe gar nicht mehr daran gedacht, daß die im Grenzland mit den Hühnern schlafen gehen. Kein Restaurant, kein Hotel mehr offen. Und die Discos sind in Znaim besser.«
Carl Scheidt warf Heinz Dvorak einen zornigen Blick zu. »Gut, daß nichts daraus geworden ist. Solche Aktionen in der Öffentlichkeit schätze ich ganz und gar nicht. Was weiter?«
»Hochzeitsnacht im Auto und am Morgen darauf zurück. Wird irgend jemand bestimmt bestätigen können.«
Polt zog den Strumpf
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