Ponyhof Kleines Hufeisen - 04 - Der Ritt zum Pferdefest
ausgepackt. Gemeinsam schoben sie die kleine Kutsche mit den Gummireifen bis an das Tor. Draußen konnten sie besser sehen. Stefan warf Sabine einen Bogen Schmirgelpapier zu, dann machten sie sich an die Arbeit.
„Ich freue mich unheimlich auf den Leonhardi-Ritt“, sagt Sabine. „Ich bin selbst noch nie mitgeritten, immer nur als Zuschauerin dabeigewesen. Bevor ich auf den Ponyhof zu Cornelia kam, hatte ich keine Gelegenheit zum Mitmachen!“ „Für mich wird es der erste Leonhardi-Ritt meines Lebens“, sagte Stefan. „In Niedersachsen gibt es das nicht. Ich wußte allerdings, daß
Sankt Leonhard der Schutzheilige der Pferde ist. Das hatte mir mein Großvater erzählt!“
„Den Viehpatron nennen ihn die Bauern“, sagte Sabine. „Obwohl beim Leonhardi-Ritt natürlich keine Rinder mitgehen, sondern nur Pferde, Reiter und Gespanne. Du wirst staunen, es ist toll! Ich freue mich jedes Jahr darauf!“
Endlich hatten sie alle Holzteile sorgfältig abgeschmirgelt, so daß sie die Farbe auftragen konnten. Vorsichtig wischte Stefan mit einem trockenen Lappen alle Staubteile ab, dann öffnete er die Farbdose und tauchte den Pinsel ein. Sie gaben sich große Mühe, die Kutsche sorgfältig zu streichen, und sie achteten auch darauf, keine Farbkleckser auf den unlackierten Holzteilen zu hinterlassen. Als der erste Anstrich fertig war, sagte Stefan zufrieden: „Sieht ganz gKj| aus! Nun müssen wir das Geschirr finden!“
Stefan hatte noch einmal im Seniorenheim angerufen, und der alte Herr Huber hatte ihm gesagt, daß er das Lederzeug in einem schweren Kasten in der Geschirrkammer verstaut habe. Also machten sie sich auf die Suche. Aber als sie zur Tür der Kammer kamen, versuchten sie vergeblich, sie zu öffnen. „Mist! Sie ist versperrt! Wer weiß, wo der Schlüssel ist!“ Stefan war enttäuscht.
So sehr sie sich auch bemühten, die Tür der Geschirrkammer ließ sich nicht öffnen. Sabine überlegte angestrengt. Sie mußten das Geschirr haben, wenn die Überraschung gelingen sollte! Es war ja möglich, daß das Lederzeug nicht mehr in Ordnung war. Außerdem mußte alles gereinigt und eingefettet werden.
„Die Heuluke!“ rief Sabine plötzlich. „Es muß &)ch hinter der Geschirrkammer eine Heuluke in den Stall hinunter geben! Da ist der Zugang!“ „Genial! Warum bin ich nicht selbst drauf gekommen!“ Stefan lachte.
Schnell stiegen sie auf den Speicher der Scheune. Nach kurzem Suchen hatten sie die Heuluke gefunden. Der Schacht führte nach unten ins Dunkel.
„Na, ich weiß nicht“, Sabine zögerte. „Da sieht man ja gar nicht, wohin man springt!“
„Wohin soll man schon springen? In einen Haufen altes Heu natürlich!“
„Oder in eine rostige Heugabel“, meinte Sabine unbehaglich! „Das könnte doch gefährlich sein!“ „Blödsinn!“ Stefan ließ sich langsam in die Luke hinunter. Dann ließ er los und sprang ins Dunkel.
Sabine hörte einen dumpfen Aufprall. „Stefan!“ schrie sie. „Hast du dir weh getan?“
Einen Augenblick war alles still, dann hustete Stefan. „Alles in Ordnung!“ rief er, und Sabine atmete erleichtert auf. „Aber ich kann fast nichts sehen!“
Sabine hörte ihn unten rumoren, dann riegelte er die Tür von innen auf. Schnell lief sie wieder hinunter und zu Stefan in den Stall. Nach kurzer Suche fanden sie Max’ altes Geschirr in einer Holzkiste. Das Leder war hart und verstaubt, aber es war offenbar nicht feucht geworden. „Mit Sattelseife und einem guten Lederfett sollten wir das wieder hinkriegen!“ Stefan war ganz zuversichtlich.
Sie gingen wieder hinaus und strichen die Kutsche sorgfältig noch einmal. Sabine war von dem Werk begeistert. Die neuen blauen Polster würden auf der Sitzbank prangen, Deichsel und Räder leuchteten in frischem Rot. Stefan rieb emsig alle Metallteile blank.
Sie waren gerade dabei, die Farbdosen zu schließen, als es zu regnen begann. Sie hofften, daß es nur ein kurzer Schauer war, aber nach einer halben Stunde rauschte der Regen in Strömen vom Himmel. Die Berge waren hinter schweren, grauen Wolken versteckt, Nebelschleier senkten sich herab; allmählich wurde es dunkel.
„Es sieht nicht so aus, als ob der Regen bald aufhörte“, stellte Stefan fest.
„Zu blöd, daß wir keine Regenhaut dabei haben“, Sabine sah sich um. „Vielleicht könnten wir aus der alten Plastikplane was machen!“ Stefan sah die Plane mißtrauisch an. „Dann werden wir eben naß! Ist doch egal!“
„Nein! Hast du ein Taschenmesser?“ fragte
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