Possessed by a Billionaire 1
Vergleich mit den Dufresnes - niemals, ich betone, niemals hätten meine Eltern gewollt, dass allein ihre gesellschaftliche Stellung oder ihr Geld mir alle Türen öffnen. Noch weniger hätten sie zugelassen, dass ich ein Luxusleben führe, ohne etwas dafür zu tun. Sie haben mir ihre Wertvorstellungen mitgegeben: Man sollte sich selbst treu bleiben, arbeiten, um das zu erreichen, was man sich wünscht und sich selbst und anderen mit Respekt begegnen. Sicher, das mag ein bisschen altmodisch klingen. Aber alles in allem war Arnaud nur ein Typ aus einem der feinen Stadtviertel, wie es sie zu Hunderten gibt. Nicht unbedingt ein schlechter Kerl. Aber so sehr ich auch Dufresne senior als kultivierten Herren schätzte, der es aus eigener Kraft zu etwas gebracht hatte, so sehr fand ich seinen Sohn zum Kotzen. Heute ausnahmsweise mal keine Anspielungen und auch keine anzüglichen Bemerkungen. Er wollte bloß ein paar Details aus einem Prozess. Es hätte mich nicht im Mindesten überraschen sollen, dass er sich die Sache mit dem Amerikaner unter den Nagel reißen wollte! An diesem Nachmittag musste ich eine Menge Akten wälzen, und schließlich hatte ich sogar meinen erotischen Traum vergessen. Man muss dazu sagen, dass die ganze Kanzlei in hellem Aufruhr war: Es ging schließlich um eine mögliche Zusammenarbeit mit der berühmten amerikanischen Kanzlei Goodman & Brown. Der große Mister Goodman würde sogar höchstpersönlich kommen! Schon sehr aufregend, das Ganze. Auch, wenn man in Paris an Courcelles Investissements ohnehin nicht vorbei kam, so eröffnete diese Zusammenarbeit Dufresne & Sohn doch Perspektiven auf internationalem Parkett! Ab morgen würde ich jedenfalls meine Fühler vorsichtig ausstrecken, um herauszufinden, was Goodman eigentlich vorhatte! Vielleicht würde ich ja selbst ganz groß Karriere machen?
Warum denn nicht?
Vorerst musste ich aber nach Hause. Ich hatte noch eine ganze Menge Stoff zu pauken bis zum Ende der Woche.
Als ich auf dem Treppenabsatz vor unserer Wohnung ankam, konnte ich Klänge von Tschaikowski durch die Tür hören. Ich brauchte gar nicht nach meinem Schlüssel kramen - Maddie war da! Früher war meine Tante Maddie - amtlich Madeleine - ein berühmter Ballettstar gewesen. Aus dieser Zeit stammte auch ihre ansehnliche Schuhsammlung und ihre ausgesprochene Vorliebe für den
Nussknacker
, den sie regelmäßig spielte. Das hatte rein gar nichts mit Nostalgie zu tun! Maddie hatte jeden einzelnen Augenblick ihres Lebens so genossen, als wäre es ihr letzter gewesen. Sie war ein vielversprechender Star gewesen, hatte aber alles aufgegeben, um einen reichen (und etwas exzentrischen) Industriellen zu heiraten, der gut zwanzig Jahre älter war als sie selbst. Eine Vernunftehe? Überhaupt nicht. Sie war schlichtweg vernarrt gewesen in meinen Onkel und ist ihm überall hin gefolgt. Auch in etwas rückständige Länder, wo das Gesellschaftsleben nicht gerade aufregend gewesen sein kann. Sie war es eigentlich gewohnt, bei gesellschaftlichen Anlässen zu glänzen. Sie hat ihren Kinderwunsch früh begraben. Oder hatte sie vielleicht nie Kinder gewollt? Sie hatte 45 Tag und 45 Nächte geweint, als ihr Hector bei einem banalen Jagdunfall ums Leben gekommen war. Eine verirrte Kugel hatte ihn tödlich getroffen. Aber sie ist darüber hinweg gekommen. Sie war danach sogar noch schöner als je zuvor und beschloss, von dem geerbten Vermögen ein angenehmes Leben zu führen. Sie hatte jung geheiratet, war immer treu gewesen, hatte aber schließlich im körperlichen Vergnügen einen Genuss gefunden, den keine andere Beschäftigung ihr bieten konnte. Allerdings legte sie dabei immer großen Wert auf eine gewisse Eleganz. Ihre Liebhaber waren sicherlich recht jung, aber auch sehr kultiviert. Sie selbst war von jener zeitlosen Schönheit, die allen Männern - ganz gleich welchen Alters - gefällt. Insgeheim hoffte ich ja, später ebenfalls noch so gut auszusehen wie sie, gab mich diesbezüglich aber keinen Illusionen hin. Wir waren beide rothaarig. Immerhin ein Anfang!
„Komm, setz dich zu mir“, sagte sie und ruhte dabei mit halb geschlossenen Augen im Sessel. „Hör genau hin, Lisa. Wundervoll, nicht wahr? Wie war dein Tag?“
„Ach, nicht besonders: Uni, der Job...und morgen kommt der Boss von dieser New Yorker Kanzlei, ich hab dir doch davon erzählt. Und Monsieur Dufresne möchte, dass ich einen Rock anziehe und Schuhe mit hohen Absätzen trage!“
„Ja, so ist Henri!“, lachte Tante
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