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PR 2626 – Suche im Sektor Null

PR 2626 – Suche im Sektor Null

Titel: PR 2626 – Suche im Sektor Null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Mist!«
    Er schlug mit der Faust seiner Rechten in die offene Handfläche der Linken. »Das kann's ja wohl nicht sein! Das Gehirn eines Menschen wird durch Überspannung in einem Headset gegrillt, und niemand kann mir verraten, wie so etwas geschehen kann! Bin ich denn bloß von Dilettanten umgeben?«
    Der Kommandant verstand sich nicht sonderlich gut darauf, seine Untergebenen zu motivieren.
    Ein Geräusch erklang, wie David Campese es niemals zuvor gehört hatte. Es war so schrill und so ... klar, dass es unmöglich aus der Kehle eines Menschen stammen konnte. Und dennoch war es so.
    Er drehte sich zur Seite und beobachtete entsetzt, wie sich ein simples Schaltholofeld um den Hals eines Ortungsoffiziers unmittelbar neben Towa Ormaject wand, der den SERUN-Kopfteil im Nacken zusammengefaltet hatte. Das Holofeld zog sich immer mehr in die Länge und wurde zugleich schmäler. Ein Halsband aus purer Energie! Optisch noch immer jenem Feld ähnelnd, das der junge Mann namens Reuben Kerne eben noch bedient hatte. Zahlen- und Buchstabenfelder zeichneten sich auf der energetischen Fessel ab, rotierten um den Hals, rieben über nackte Haut. Das Band schnitt immer tiefer in die Haut des Mannes, hinterließ blutige Ränder, Blut, Fleischfetzen.
    Reuben Kerne verstummte. Das Band hatte seine Stimmbänder durchtrennt.
    Ein Sicherheitsoffizier kam herbeigeeilt und tastete nach dem Energieband – beziehungsweise wollte es tun. Er bekam es nicht zu fassen. Es entzog sich dem Griff seiner Handschuhe.
    David Campeses Zähne klapperten laut und lauter, während er das Sterben des Ortungsoffiziers verfolgte. Drei, vier, fünf Terraner umringten ihn, wollten ihm helfen, die Energien im wahrsten Sinne des Wortes abziehen.
    Irgendjemand kappte die Hauptenergieversorgung der Zentrale – und bewirkte doch nichts. Das Energieband schimmerte im Widerschein der Notbeleuchtung umso greller.
    David Campese blickte weg. Er konnte nicht länger zusehen. Er starrte gegen die Wand. Gegen Riffelmuster, die ihm niemals zuvor aufgefallen waren. Er konzentrierte sich auf die hässliche Architektur dieses Raums, auf diese Nebensächlichkeit, die mit einem Mal so wichtig wurde und ihn von schmatzenden Geräuschen, dem Pfeifen und Rasseln einer Lunge, ablenkte.
    Derartige Riffelungen waren vor zehn oder zwölf Jahren en vogue gewesen. Sie hatten den Vorgaben einer Generation von Raumschiffspsychologen entsprochen, die leicht unruhige Optiken als probates Mittel wiederentdeckt hatten, um der Gefahr des stets drohenden Raumkollers entgegenzuwirken.
    Das Schmatzen, Pfeifen und Rasseln ließen nach. Übrig blieb ein Ton, der einem altterranischen Dudelsack hätte entstammen können.
    Seltsam. Dudelsackmusik erlebte seit der Verwendung oxtornischer Lasuren auf Pipes, die aus Lepso-Hartholz geschnitzt wurden, eine Renaissance. Selbst die Musik der Cosmolodics, mit denen David noch nie etwas hatte anfangen können, wirkte seit dem gezielten Einsatz dieses Instruments intensiver und berührender.
    Männer fluchten, eine Frau stieß einen erstickten Schrei aus. Ein Körper fiel zu Boden. Luft drang mit einem letzten pfeifenden Ton aus dem Körper Reuben Kernes. Dann herrschte Ruhe.
    Grässliche, entsetzliche Stille. Sie brachte ihn in die Wirklichkeit zurück.
    Er musste sich umdrehen und sich dem Grauen stellen.
     
    *
     
    »Kein Programmfehler kann etwas Derartiges bewirken!«, schrillte Aillyl. »Und schon gar nicht glaube ich, dass ein sechsdimensionaler Impulsschauer Dinge wie diese hier in Gang bringen kann.« Seine langen, dürren Arme schlenkerten über die Bilder jener vier Besatzungsmitglieder, die während der letzten beiden Stunden den Tod gefunden hatten.
    »Es handelt sich um Sabotage! Um den ausgeklügelten Plan eines Soziopathen, der uns von seinen Machenschaften ablenken möchte. Er führt uns in die Irre. Er lässt uns glauben, dass die Ursachen für diese Morde außerhalb der GEMMA FRISIUS zu suchen sind. Ich sage euch: Findet private Zusammenhänge zwischen diesen vier Menschen, und ihr werdet auf den Täter stoßen.«
    Mohanram Tivelani musste seine Rechte weit nach oben strecken, um sie dem Gataser auf die Schulter legen zu können. »Wir verfolgen alle Spuren, Aillyl. Aber weder glaubt die Bordpsychologie, dass wir jemand an Bord haben, der zu solch einer Tat in der Lage wäre, noch wüsste ich, wie er sich darauf hätte vorbereiten können. Der LPV liefert keinerlei Hinweise auf Manipulationen an den betroffenen Geräten.«
    Der Gataser

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