PR 2626 – Suche im Sektor Null
Campese für seine Zwecke adaptiert und bei einer Unzahl an Außeneinsätzen zweckoptimiert hatte. Mit ihnen standen ihm gut ausgestattete Mikroanalyse-Werkstätten und höchst leistungsfähige Positronik-Einheiten zur Verfügung.
»Auf geht's!«, sagte er zu Achtsieben und zog ihn mit sich, raus aus der Zentrale, weg vom Kommandanten. Mit jedem Schritt, den er tat, löste sich seine Beklemmung. Er hatte etwas zu tun. Er konnte etwas bewirken und würde nun nicht länger wie ein Stichwortgeber für Tivelani dasitzen.
*
Die vom Schmierfilm überzogenen Gerätschaften waren durch mehrfach gestaffelte Schutzschirme vom Rest der Werkshalle isoliert. Die beiden betroffenen Gravotrons waren aus dem Antriebsverbund genommen worden. Sie liefen auf Betriebstemperatur, wie es im Jargon der Ingenieure so schön hieß, und ließen sich damit binnen weniger Sekunden zu voller Leistung hochfahren, um mit den baugleichen oder zweckähnlichen Aggregaten synchronisiert zu werden. Doch daran war vorerst nicht zu denken. Mehrere Todesfälle, Geräte, die Mannschaftsmitglieder attackierten, unbekannte Substanzen, Schwierigkeiten mit dem Kontracomputer – dies alles summierte sich zu einem höchst beunruhigenden Gesamtbild.
Die Veränderung an den Konen war mit freiem Auge zu erkennen. Beide waren auf etwa zwei Quadratmetern von einer leicht schillernden, öligen Substanz überzogen. Der Film schien sich zu bewegen, mal in diese und dann in eine andere Richtung zu »kriechen« – und sich dabei auszubreiten.
»Womöglich Nanokörper«, murmelte Achtsieben. »Kampfmaschinen, die sich rasend schnell vermehren. Wie sind sie bloß hierher gelangt?«
»Nicht so voreilig.« David Campese kniff die Augen zusammen. Seine Sicht war durch die Schutzschirme eingeschränkt. »Wir wissen rein gar nichts über das Zeug.«
Nicht einmal, ob es mit den Todesfällen im Schiff in einem kausalen Zusammenhang steckt. Der Gedanke drängt sich angesichts der zeitlichen Nähe der Zwischenfälle zwar auf, aber Beweise haben wir keine.
David fertigte erste Bilder an und ließ sie von der Bordpositronik an alle Wissenschaftsabteilungen der GEMMA FRISIUS schicken. Er schaltete eine Direktverbindung zu Kommandant Tivelani und schilderte ihm seine ersten Eindrücke. »Die Bordsicherheit soll bei den vier Toten nach ungewöhnlichen Nässespuren suchen. Nach einem Ölfilm. Auch wenn er winzig und unscheinbar ...«
»Das wäre eine Katastrophe.«
»Ja.« Dies würde bedeuten, dass die Nanos, falls es welche waren, sich bereits in mehreren, räumlich weit voneinander entfernten Teilen des Schiffs festgesetzt hatten.
David schaltete die Bildübertragung weg und winkte einen der Bälle herbei. »Du dringst in den isolierten Raum vor und beginnst mit den Standarduntersuchungen. Spalte eine Probe von dem unbekannten Stoff ab und analysiere sie mithilfe deines Internlabors. Du agierst autark. Kein Funkverkehr, keine Fragen an mich.« David wollte nicht einmal den Hauch eines Risikos eingehen.
Die Forschungseinheit gab ein Verstanden-Signal. Scheinbar mühelos durchdrang sie einen Schutzschirm nach dem anderen. Die Schiffspositronik anerkannte Davids Befehl. Sie erlaubte anstandslos den Zutritt zur Sperrzone.
Gespannt beobachtete der Nexialist, wie sich der Ball dem rechten Gravotron näherte. Er verharrte, drehte sich nach allen Richtungen, begann mit der Arbeit. Er folgte dabei einem vorgegebenen Aktionsplan, wie er ihn auf Außenbordeinsätzen verinnerlicht hatte.
David wartete. Er wusste zu jeder Zeit, was der Ball tat. Eben nahm er atmosphärische Messungen vor, gleich darauf vermaß er den unbekannten Körper auf alle ihm mögliche Weise. Blinkende Lichtfelder zeigten an, dass er diesen oder jenen Arbeitsschritt abgeschlossen hatte und nun die Möglichkeit bestand, die Variante eines Untersuchungsprogramms zu initiieren.
David war stolz auf seine Einsatzbälle. Sie gingen auf eine Entwicklung zurück, die er angeregt hatte, und fand bereits auf knapp der Hälfte aller ATLAS-Schiffe Anwendung.
»Jetzt die Probe«, murmelte er. Der Ball leuchtete hellblau. Ein dünner Fühler wuchs aus ihm, näherte sich in Zeitlupentempo dem Ölfilm und tauchte darin ein, um sich gleich darauf wieder zurückzuziehen. Er hielt die Probe ein Stückchen vom Hauptkörper entfernt. Nun begann die Analyse auf mikrobiologischer Basis. Eine Zellzertrümmerung war ebenso Gegenstand der Erstuntersuchung wie die Bestrahlung mit winzigsten Dosen Hyperstrahlung.
David
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