PR 2627 – Die letzten Tage der GEMMA FRISIUS
meiner Zufriedenheit.
Ich gebe Anweisungen und stelle ein erfahrenes Team für eine Besichtigung der GEMMA FRISIUS zusammen. Es drängt mich, so rasch wie möglich zum Forschungsraumer überzuwechseln. Ich denke an die Risiken. Was, wenn dort drüben etwas steckt, das uns gefährlich werden könnte? Was, wenn das seltsame Zeug, das überall am und im Schiff zu sehen ist, eine wie auch immer geartete Lebensform darstellt, die auf ihr nächstes Opfer wartet?
Ich habe zu viel erlebt, um eine derartige Gefahr ausschließen zu können. Ich benötige weitere Informationen.
Sichu Dorksteiger bleibt an meiner Seite. Sie beobachtet mich. Ich spüre ihr unvermindertes Interesse, und ich frage mich nicht zum ersten Mal, ob es mir gilt oder dem, was ich darstelle.
Ich muss es wissen. Irgendwann. Dies ist nicht der richtige Zeitpunkt für Privates.
Es ist nie der richtige Zeitpunkt für Privates.
*
Reino tan Vitar äußert ebenfalls den Wunsch, mich zur GEMMA FRISIUS zu begleiten. Für einen Moment kommt jenes Misstrauen hoch, das ich den Akonen seit Jahrtausenden entgegenbringen muss. Obwohl es mehr ehrenwerte als niederträchtige Akonen gibt, hatte ich doch meist mit Letzteren zu tun. Insbesondere das Energiekommando, der mächtige Geheimdienst des akonischen Herrschaftsbereichs, hat über lange Epochen hinweg alles unternommen, um der Menschheit zu schaden und sie zu schwächen. Und sosehr ich tan Vitar schätze und – meist – vertraue, ganz verdrängen kann ich die Erinnerungen nie.
Darf ich Reino überhaupt vertrauen? Allem Anschein nach: ja. Er hat angedeutet, informelle Gespräche mit Vertretern der USO und der Liga Freier Terraner führen zu wollen. In akonischen Regierungskreisen scheint es Tendenzen zu geben, sich an die Liga Freier Terraner zu binden. Zwei Nationen, die ihre Heimatwelt verloren haben ... und zugleich wäre es ein deutliches Zeichen für das arkonidische Kristallimperium. Und zwar nicht an Imperator Bostich, sondern an die Interessengruppe Ark'Tussan, die bereits mehr als einmal auf sich aufmerksam gemacht hat und so manchem Akonen Kopfzerbrechen bereitet.
Selbst in dieser Situation bleibe ich von der hohen Politik nicht verschont. So sympathisch mir Reino tan Vitars Ansichten auch sind: Zurzeit liegt mir nichts ferner, als über intergalaktische Kabalen zu plaudern. Auch möchte ich nicht über Verbindungen zwischen den Geschehnissen bei uns und solchen in der Polyport-Galaxis Alkagar nachdenken. Tan Vitar schon, und er beruft sich auf den Schatten-Maahk Pral, der vor dem Galaktikum von großen Zusammenhängen gesprochen hat. Doch nicht jetzt, nicht hier ... Ich vertröste den Akonen.
Ich erhalte letzte Informationen über die GEMMA FRISIUS. Das Raumschiff ist eines von 48, das wenige Wochen vor dem Exitus des Solsystems spurlos verschwand.
Ich nicke Tristan Kasom zu und winke Sichu zu mir. Gemeinsam verlassen wir die Zentrale.
Durch den Antigrav geht es hinab zur nächstgelegenen Schleuse, an der Wissenschaftler, Techniker und ein Trupp Raumsoldaten unter der Leitung von Captain Curi Fecen auf uns warten. Ich habe mir ein vielseitig einsetzbares Team zusammengestellt, etwa dreißig Personen.
Ich gebe Direktiven und Verhaltensregeln aus. Es wäre nicht notwendig. Meine Begleiter sind allesamt erfahren. Doch ihnen tut es gut zu hören, dass jemand sie anführt, der seine Verantwortung ernst nimmt.
Das äußere Schleusentor öffnet sich, wir lassen uns in die Schwärze fallen, begleitet von einer Hundertschaft TARAS. Die Kampfroboter fliegen vorneweg und schwärmen aus, gemäß einer tausendfach praxisbewährten Taktik. Die SERUNS kommunizieren miteinander und sorgen dafür, dass sich kein Mitglied der Gruppe zu weit von den anderen entfernt.
Besonderen Wert lege ich auf das Urteil der drei Sicherheitsfachleute meines Teams. Sie kümmern sich um nichts anderes, als mithilfe der Armada an Sonden und ihrer eigenen Messergebnisse die Vorgänge in der GEMMA FRISIUS auf Risiken aller Art abzuklopfen. Ihr Augenmerk gilt jener Masse, die, je weiter wir uns dem Wrack nähern, immer dominanter wirkt.
Wir fallen auf das Schiff zu. Allmählich füllt es unsere Sicht. Die Schäden wirken umso schrecklicher, je näher wir unserem Ziel kommen. Da und dort erahne ich Lichtreflexe; solche, die von den seltsamen Verwachsungen stammen, die mich an Geschwüre erinnern.
Pen Helly, ein Logistiker mit Interessensschwerpunkt Statik, meldet sich mit heiserer Stimme zu Wort: »Die Lücken im Ringwulst
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