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PR 2627 – Die letzten Tage der GEMMA FRISIUS

PR 2627 – Die letzten Tage der GEMMA FRISIUS

Titel: PR 2627 – Die letzten Tage der GEMMA FRISIUS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Schiffs, so viel stand fest. Ob er sie in Form eines Virus befiel, ob er selbst einer war, ob irgendwo an Bord der GEMMA FRISIUS jemand saß, der alle Vorgänge steuerte, ob es sich um ein Wesen handelte, das auf Basis von Hyperfunkimpulsen funktionierte – keine Theorie, und klang sie noch so abstrus, konnte von vornherein ausgeschlossen werden.
    Sie wussten rein gar nichts über »37«.
    Spielen diese Dinge denn überhaupt eine Rolle?, dachte David. Wichtig ist einzig und allein, dass wir überleben.
    Er schauderte angesichts all der Toten, die er gesehen hatte. Von seltsamer Substanz überwachsene, überbackene Terraner. Während ihres Rückzugs zur Zentrale hatten sie gegrillte, tiefgefrorene, rauchgasvergiftete, ertrunkene, erschossene Wesen gesehen. Dutzende von ihnen. 37 hatte keine Gnade gezeigt und jeglichen Widerstand im Keim erstickt.
    David Campese ballte die Hände zu Fäusten. Sie wussten nicht einmal, ob es anderswo im Schiff Überlebende gab! 37 hatte da und dort Besatzungsmitglieder auf engstem Raum zusammenpferchen lassen, bewacht von TARAS, die die geringste Gegenwehr augenblicklich und erbarmungslos im Keim erstickten. Schreckliche Bilder drängten hoch.
    So viel Blut, so viele verstümmelte Leichen ...
    Campeses SERUN sendete einen Alarm aus. Ein Störfeuer nahm das gesamte Funkspektrum unter Beschuss. Der Positronikrechner machte sich blitzartig auf die Suche nach den Ursachen für diesen scheinbaren Angriff. Er zeigte sich verwirrt, weitere Warnsignale blinkten.
    Ein schmales Funkfenster tat sich auf, Achtsiebens kratzige Stimme erklang. »Keine Sorge; das bin ich. Ich nutze bloß ein kleines Gimmick, das uns hoffentlich neugierige Zuhörer vom Hals schafft und die anzuginternen Rechner für eine Weile blockiert. Wir haben etwa zehn Minuten für eine garantiert abhörsichere Unterhaltung.«
    »Wie hast du das hinbekommen?«, wunderte sich Towa Ormaject.
    »Ich bin verantwortlich für alles Maschinenwerk an Bord, nicht wahr? Ich kenne mich ein wenig mit herkömmlicher Technik aus. Und ich weiß, wie man improvisiert.« Er hob den Schnabel und würgte Nussnahrung aus seinem Kropf hoch, um lustlos darauf herumzukauen. »Wir sollten die Zeit nutzen, um unsere Lage zu besprechen.«
    Sechs Besatzungsmitglieder versammelten sich um den Ingenieur. Kommandant Tivelani, Towa Ormaject, Aillyr, Paro Dusenstein, Kerstin Owomay, seine terranische Stellvertreterin, sowie er, David Campese. Nexialist. Stellvertretender Kommandant. Verantwortlich für das wissenschaftliche Personal an Bord.
    Nach welchen Kriterien Sirenius Achtsieben diese Verschworenen ausgewählt hatte, war unklar. Die Denkweise des Manns von Baldurs Welt blieb meist rätselhaft.
    »Ich habe einen Rechnerknoten gefunden«, sagte Achtsieben laut, »der augenscheinlich noch nicht unter der Kontrolle von 37 steht. Wir könnten ihn für unsere Zwecke nutzen.«
    »Bist du dir sicher, dass er sauber ist?«, fragte Kommandant Tivelani zweifelnd.
    »So sicher, wie ich mir nur sein kann. Ich gehe davon aus, dass unser Gegner längst nicht das gesamte Schiff unter Kontrolle gebracht hat. Er erobert es Stück für Stück, Deck für Deck, Rechner für Rechner. Mindere Bereiche, die zum Beispiel stillgelegt sind, weil sie lediglich zur Absicherung dienen, blieben vorerst unberührt. Um einen oder mehrere dieser Rechner geht es mir. Ich behaupte, dass wir sie nach wie vor für unsere Zwecke nutzen können.«
    »Komm zur Sache, Achtsieben!«, forderte David den Vogelähnlichen auf.
    »37 mag bereits eine Menge über die Besatzung der GEMMA FRISIUS wissen. Aber etwas zu wissen und etwas zu begreifen – das sind zwei völlig verschiedene Flügelstutzen.«
    »Ich verstehe noch immer nicht.«
    »Du beschäftigst dich unter anderem mit Allosophie, der Lehre von der Weisheit des Fremden und Fremdartigen. Nicht wahr, David?«
    »Das ist eine Art Steckenpferd von mir.« Eines von viel zu vielen ...
    »Und was haben dich deine Studien gelehrt?«
    »Sie haben ein Urteil gestärkt, das der Grieche Sokrates bereits vor mehr als fünftausend Jahren gefällt hat: Ich weiß, dass ich nichts weiß.«
    Und dieses Wissen um das Nichtwissen schenkt mir die notwendige Demut. Es hilft mir, mit den geringsten Erfolgen zufrieden zu sein, wenn ich ein unbekanntes Volk erforschen möchte.
    Wie von selbst glitten Davids Blicke über die Oktirische Fliegenfalle, die begehrlich ihre Blätter nach den Wesen an Bord der Zentrale ausstreckte. Die Hybridpflanze entzog sich seinem

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