PR 2627 – Die letzten Tage der GEMMA FRISIUS
Verständnis – und dennoch hatte er gelernt, sie zu beherrschen.
»37 macht keinerlei Kompromisse«, sagte Achtsieben. »Er duldet keinen Widerspruch. Er arbeitet mit Druckmitteln und erwartet, dass wir nachgeben.«
»Du meinst, er ist sich seiner Sache völlig sicher?«, hakte David Campese nach. »Er glaubt, dass wir jeglichen Gedanken an Widerstand aufgegeben haben?«
»Er glaubt nicht, sondern er weiß es. Alles andere steht außerhalb seiner Wahrnehmungskraft. Oder habt ihr den Hauch eines Zweifels in seinen Worten festgestellt? Womöglich wundert er sich über manche Dinge, die wir unternommen haben. Doch nun, da er uns seine Überlegenheit so drastisch vor Augen geführt und uns bedroht hat, ist für ihn Widerstand keine Option mehr.«
»Das ist eine sehr gewagte Behauptung«, meldete sich Kommandant Tivelani zu Wort.
»Achtsiebens Theorie klingt schlüssig«, widersprach David. »Wenn man sich darauf einlässt zu glauben, dass 37 strikt logischen Gedankengängen folgt.«
»Können wir denn völlig sicher sein, dass 37 unsere Unterhaltung nicht mitverfolgt?«, fragte die stets misstrauische Towa Ormaject.
»Nein«, sagte Achtsieben, ohne zu zögern. »Ich habe alles unternommen, um ihn von uns fernzuhalten. Sollte 37 dennoch Mittel und Wege finden, uns zu belauschen, haben wir verloren und müssen die Konsequenzen tragen.«
Er blickte die Mitglieder des kleinen konspirativen Kreises nacheinander an. »Würde sich dadurch etwas für uns zum Schlechteren ändern? Oder glaubt irgendwer in diesem Raum noch immer daran, dass wir gerettet werden?«
Er spricht aus, was wir Übrigen mit aller Kraft verdrängen möchten, dachte David Campese. Wir sind bereits tot. Unser Gegner legt offenbar keinen Wert auf Gefangene.
»Wollen wir uns die Illusion erhalten, verschont zu werden und in eine wie auch immer geartete Gefangenschaft zu gehen, oder leisten wir Widerstand? Um die Pläne von 37 zu durchkreuzen? Denkt an den Begriff, den 37 für uns hat: Er nennt uns Fleisch. Mehr sind wir für ihn auch nicht. Tumbe, instinktbestimmte Wesen.«
»Glaubst du, dass unser Gegner ein Maschinenwesen ist, Achtsieben?«
»Vielleicht ist er mehr, vielleicht weniger. Aber er denkt. Er trifft selbstständige Entschlüsse. Er hat ein Eigenbewusstsein. Das sollte uns genügen. Was und wer 37 ist – darüber können wir streiten, sobald wir ihn besiegt haben.«
»Was schlägst du vor?«, fragte Aillyr, der sich bislang bemerkenswert still verhalten hatte.
»Wir tun dasselbe wie unser Gegner. Wir halten jene Rechner isoliert, die noch unserer Kontrolle unterliegen, und versuchen, jene zu begreifen, die seinen Angriffen bereits zum Opfer gefallen sind. Wir müssen in Erfahrung bringen, wie die Infiltration geschehen ist.«
Achtsieben wandte sich den beiden Piloten zu. »Und wir müssen uns auf einen Befreiungsschlag vorbereiten. Wir werden Ablenkungsmanöver starten, sobald der richtige Augenblick für einen Angriff gekommen ist. Hier kommt ihr ins Spiel, Kerstin und Paro.«
3.
Ronald Tekener
14. November 1469 NGZ
»Sirenius Achtsieben«, wiederhole ich leise. »Was hast du uns zu sagen?«
Der Tod, dieser Gleichmacher, erwischt mich immer wieder auf dem falschen Fuß. Er hinterlässt mich ungläubig. Ich zweifle an ihm. Ich möchte nicht glauben, dass dieses Wesen, das vor mir liegt und mich mit einem Auge anstarrt, wirklich tot ist.
Sichu drängt sich neben mich. Sie hat sich wieder mal nicht an meine Anweisungen gehalten.
Falsch!, korrigiere ich mich ärgerlich. Ich habe ihr gegenüber mit keiner Silbe erwähnt, dass sie zurückbleiben soll.
»Was ist das?«, fragt sie und deutet auf schwarze, schuppenartige Flocken, die rings um den Toten auf dem Boden liegen.
Ich bücke mich und betrachte eine. Sie ist nicht von organischer Herkunft. Ich lasse sie vom SERUN isolieren, mithilfe eines Prallfelds wird die Flocke in das winzige Analyselabor meines Anzugs geschafft.
»Sirenius Achtsieben stammt von Baldurs Welt«, sagt die melodische Stimme des SERUNS nach wenigen Sekunden. »Der Planet wurde vor mehr als zweitausend Jahren von Terranern unter Führung des Prospektors Baldur Hobble entdeckt. Die Bewohner reagierten nicht auf die Ankunft der Menschen. Redeten nicht mit ihnen, und wenn sie es doch taten, erteilten sie Auskünfte, die keinerlei Sinn ergaben.«
»Weiter.« Ich bezähme meine Ungeduld. Wenn der Rechner des Anzugs derart umständlich ausholte, hatte er gewiss seine Gründe.
»Erst vor etwas mehr als
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