PR 2634 – Terras neue Herren
der Sayporaner ungewohnt heftig.
»Geht es um den Trauerzug?«
»Um fünfzig Millionen Terraner«, stellte Marrghiz fest.
»Was ist mit ihnen?« Ybarri zog eine Braue hoch.
»Sie haben die Stadt verlassen«, sagte Marrghiz. »Es gibt keine Spur, wohin sie gegangen sind.«
»Ach«, sagte die Erste Terranerin. »Ist das ein Problem für euch? Es sind noch genügend Terraner hier.«
»Jeder hat ein weißes Band zurückgelassen!«, brauste Chossom auf. Seine Arme zuckten heftig. »So ein weißes Band, wie es alle tragen, die auf den Sarg des Toten warten.«
»Du glaubst, diese Leute könnten ebenfalls verschwinden? So, wie unsere Kinder verschwanden? Fürchtet ihr euch davor, plötzlich allein in Terrania zu sein?«
»Wir wollen von dir hören, wer uns betrügt!« Der Fagesy fuhr in die Höhe. Zwei seiner Arme peitschten heran.
Ybarri konnte dem überraschenden Hieb nicht ausweichen und wurde von den Beinen gerissen. Sie schaffte es mit Mühe, den Sturz abzufangen und sich herumzurollen. Die Arme abwehrend hochgerissen, registrierte sie, dass Marrghiz sich zwischen sie und den wütenden Fagesy stellte.
»Sei still!«, sagte der Sayporaner schneidend scharf.
Er wirkte sehr viel kräftiger als bisher. Das war Henrike Ybarri schon am Morgen aufgefallen, und nun war es besonders deutlich.
Sie versuchte, sich gelassen zu geben, vor allem, sich ihr innerliches Grinsen nicht anmerken zu lassen. Die Dinge waren vielleicht doch ein wenig moderater, als es zunächst den Anschein gehabt hatte.
Sicher, die Trauer um Reginald Bull belastete sie. Tief in ihrem Innern hatte sie indes erkannt, dass etwas nicht stimmte. Seit gestern versuchte sie vergeblich, Adams zu erreichen. Es sah danach aus, als habe er sich ebenfalls abgesetzt, wenngleich ohne eine weiße Armbinde zurückzulassen.
Erst Adams, dann die fünfzig Millionen Frauen, Männer und Kinder.
Und Bully?
Er ist tot, unwiderruflich. Seine DNS ist nachgewiesen, der Aktivatorchip ...
Henrike Ybarri blickte den Sayporaner herausfordernd an.
»Ich gehe jetzt!«, sagte sie mühsam beherrscht. »Ich lasse es mir nicht nehmen, von einem toten Freund Abschied zu nehmen. Versucht nicht, mich aufzuhalten, sonst werdet ihr erleben, wozu Terraner fähig sind.«
ENDE
Terras neue Herren verfolgen ganz eigene Absichten, wie kaum anders zu erwarten. Welche dies im Einzelnen sind, kann kein Terraner bisher ahnen. Aber die Ankündigung, dass die verschwundenen Kinder heimkehren, weckt in vielen Hoffnung auf ein besseres Morgen.
Mit den verschwundenen Kindern und Jugendlichen befassen sich die Ereignisse der nächsten Woche. Altmeister Hans Kneifel gibt mit diesem Roman wieder einmal ein Gastspiel. Band 2635 erscheint überall im Zeitschriftenhandel unter folgendem Titel:
JAGD AUF GADOMENÄA
Situation im Solsystem (II)
Die Produktion weiterer Kunstsonnen läuft auf Hochtouren; neue sollen bald die bereits stationierten ergänzen. Vom Grundsatz her können sie den Komplettausfall der Sonne leicht kompensieren – Beispiele hierfür sind die Hundertsonnenwelt im Leerraum oder die seinerzeitige Versetzung von Terra und Luna in den Mahlstrom der Sterne. Ziel des Hunderttausend-Sonnen-Projekts ist vor allem, dass die Fotosynthese an Land wie in den Meeren – wenngleich vorläufig auf eingeschränktem Niveau – in Gang gehalten wird, sonst bricht die Nahrungskette ab.
Nachteil der auf den Planeten oder in ihrem Orbit stationierten Raumer der LFT-Flotte ist selbstverständlich, dass die solare Zivilisation bis zu einem gewissen Grad »entwaffnet« ist, weil viele Schiffe gebunden sind. Die Zahl der im Solsystem patrouillierenden Raumer ist deutlich reduziert – ein Start der momentan Gebundenen wäre zwar jederzeit möglich, hätte vorläufig allerdings negative Auswirkungen auf die Biosphärenerhaltung von Venus, Mars und Terra ...
Unabhängig davon gilt die allgemeine Versorgung dennoch als weitgehend gesichert. Immerhin wurde die Notausstattung aller Städte bereits in Vorbereitung auf die Erhöhung der Hyperimpedanz deutlich verbessert, und die aus der TRAITOR-Belagerung gezogenen Konsequenzen haben in dieser Hinsicht abermals eine Verbesserung beschert.
Verdeutlicht am Beispiel Terrania: Unterhalb der Subetagen und Netzwerke des normalen Stadtniveaus befindet sich das Ver- und Entsorgungssystem: Wasser- und Abwasserleitungen, Energiezufuhr, vollautomatisches Container-Rohrsystem und dergleichen. Subplanetarisches Überlebens-System lautet
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