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Wenn es Nacht wird in Miami

Wenn es Nacht wird in Miami

Titel: Wenn es Nacht wird in Miami Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: EMILIE ROSE
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PROLOG
    „Betrachtet das Problem als erledigt! Ich werde mich darum kümmern“, erklärte Mitch. Es war Sonntagnachmittag. Mitch Kincaid, sein älterer Bruder Rand und seine Schwester Nadia saßen am großen Tisch des Esszimmers von Kincaid Manor, ihnen gegenüber Richards, der Anwalt und Notar der Familie, der gerade dabei war, das Testament ihres Vaters Everett Kincaid zu erläutern.
    „Nimm das nicht auf die leichte Schulter“, warf Rand ein. „Alles, was mit Frauen zu tun hat, ist ein Problem.“
    „Na, hör mal …“, protestierte Nadia.
    Richards blickte über seine schmale Lesebrille hinweg zu Mitch. „Bei diesem Kind“, fuhr er unbeirrt fort, „handelt es sich, wie gesagt, um einen direkten Nachkommen des Erblassers, dem wie jedem von Ihnen ein Viertel des gesamten Erbes zusteht. Da es sich um einen Vermögenswert handelt, der in die Milliarden geht, sind Komplikationen in der Tat nicht auszuschließen.“
    „Wenn ich es also in eigenen Worten zusammenfassen darf“, entgegnete Mitch, „soll ich den unehelichen Sohn meines Vaters ein Jahr lang hier in Kincaid Manor aufnehmen.“ Es war die absurdeste Testamentsklausel, von der er je gehört hatte.
    „Völlig korrekt. Wenn Sie diese Bedingung nicht einhalten, verfällt das gesamte Erbe“, hob Richards eindringlich hervor, „also nicht nur Ihr Erbteil, sondern die ganze Hinterlassenschaft. Für diesen Fall hat der Erblasser bestimmt, sämtliche Werte, also Firmen- und Privatvermögen, einschließlich der Immobilien und Wertpapiere an die Firma Mardi Gras Cruising zum symbolischen Preis von einem Dollar zu verkaufen.“
    Everett Kincaids Testament war wirklich grotesk. Mardi Gras Cruising war der schärfste Konkurrent der KCL, der Kreuzfahrtreederei Kincaid Cruise Lines. Erfüllte Mitch die von seinem Vater gestellten Bedingungen nicht, konnten er, Rand und Nadia ein Vermögen von etlichen Milliarden Dollar abschreiben: das Unternehmen mit seinen acht Kreuzfahrtlinien und fünfzig Schiffen, an dem ein paar Tausend Arbeitsplätze hingen, den Familiensitz Kincaid Manor, die kleine Karibikinsel Crescent Key, die der Kincaid Cruise Line gehörte, und alles andere.
    Nicht nur ihm hatte Everett Kincaid testamentarisch einen Auftrag erteilt, der in Jahresfrist erfüllt sein musste, bevor sie das Erbe antreten konnten, sondern auch seinen Geschwistern. Für Mitch stand fest, dass er die Reederei niemals aufgeben würde. Die KCL waren sein Leben. Er war quasi mit seiner Arbeit verheiratet. Ob Rand so dachte wie er, dessen war sich Mitch nicht so sicher. Rand hatte der Familie und der Reederei vor fünf Jahren den Rücken gekehrt und seitdem nichts von sich hören lassen. Wenn ihr Vater nicht vor drei Tagen unerwartet verstorben wäre, würde Rand jetzt kaum hier mit seinen Geschwistern am Tisch sitzen.
    Mitch versuchte, seine Gedanken zu sammeln. „Was geschieht mit dem Kind, wenn das Jahr um ist?“, fragte er den Notar.
    „Das liegt bei Ihnen. Entweder Sie kümmern sich bis zu seinem einundzwanzigsten Lebensjahr um ihn und sein Erbe, oder das Sorgerecht bleibt bei seiner Tante.“
    „Niemals!“, platzte Mitch heraus. Er wandte sich an seine Geschwister, die sich bei seinem Ausbruch verwundert ansahen. „Die Mutter des Kindes hat auf ganz üble Art versucht, Dad auszutricksen“, erklärte er ihnen. Mitch war nicht nur die rechte Hand seines Vaters in der Firma gewesen, sondern auch als Einziger der drei mit den Einzelheiten des Privatlebens ihres Vaters vertraut. „Sie ist vor Kurzem bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Jetzt hat ihre Zwillingsschwester die Vormundschaft über das Baby. Carly Corbin heißt sie, und ich wette, sie ist auch nicht anders gestrickt als ihre habgierige Schwester. Aber sie ist jung und ledig und wird sich auf Dauer nicht mit dem Kind belasten wollen. Und wenn doch, werde ich ein wenig nachhelfen.“
    „Und wie?“, fragte Rand.
    „Mit Geld natürlich. Ich kenne keine Frau, die nicht ihren Preis hätte.“ Diese Bemerkung brachte Mitch einen strafenden Blick von Nadia ein, woraufhin er ruhig hinzufügte: „Dad hat mich beauftragt, der Mutter des Kindes hunderttausend Dollar für eine Abtreibung zu geben. Sie hat das Geld auch bekommen. Aber ganz offensichtlich hat sie es für irgendwas anderes verwendet, sonst hätten wir dieses Problem nicht.“
    Mitch dämmerte, dass der Babysitter-Job, mit dem ihn sein Vater posthum beauftragt hatte, eine Art Strafe darstellte. Mitch war zu vertrauensselig gewesen. Er hatte

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