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PR 2634 – Terras neue Herren

PR 2634 – Terras neue Herren

Titel: PR 2634 – Terras neue Herren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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damit beweisen? Ein Dutzend oder mehr Männer und Frauen, über den Planeten verstreut, einige vielleicht unerreichbar fern in der Milchstraße, sollen in der Lage sein, Schicksal zu spielen?
    Ich bin im Begriff, in Sarkasmus abzugleiten, und das ist falsch. Reagiere ich so, weil ich mich abgeschoben fühle, von Homer nicht eingeweiht in ein neues Abenteurerteam?
    Ich habe mich von ihm überrumpeln lassen.
    Aber so ein Zustand hält nicht lange an. Ich denke darüber nach, suche nach Bestätigungen, vor allem nach zwingender Logik. Verblüffung lebt eben von Übertreibungen. Logisch hinterfragt gerät so ein Kartenhaus jedoch schnell ins Wanken.
    Ich schaue nach Osten. Im küstennahen Regenwald Yucatáns befindet sich die Galionsfigur des über dem Golf abgestürzten Ovoidraumschiffs. Der Sternengaleone. Sie ist der Hauptgrund, weshalb ich Terrania vor vier Stunden verlassen habe. Das Bruchstück einer Armada und ... vielleicht ... der Schlüssel zum Verständnis. Zu angemessener Verteidigung.
    Der zweite Grund ist das Wrack des fremden Schiffes. Die Tauchboote befinden sich inzwischen am Meeresboden. Mit der Rückkehr des Explorers BOMBAY ins Sonnensystem ist das Schreckgespenst gegnerischer Nanoroboter greifbar geworden. Die Frage ist nur, welchen Schaden solche Maschinen auf dem Meeresgrund anrichten können. Denkbar ist alles, und mit schweren Waffen wird ihnen bestimmt nicht beizukommen sein.
    Wer schafft es schon, mit einer Fliegenklatsche Bakterien zu erschlagen?
    Ich fühle mich unruhig, sogar verunsichert, und das ist etwas, das ich so nicht kenne. Ich will nicht weiter in die Defensive gedrängt werden. Mir ist, als würde mir die zum Atmen nötige Luft genommen. Dabei brauche ich Bewegungsfreiheit, ausreichend Raum, um schnell zurückschlagen zu können, wenn der richtige Moment dafür gekommen ist.
    Gerade deshalb ist es ein beunruhigendes Gefühl zu wissen, dass am Meeresboden möglicherweise eine große Bedrohung heranwächst.
    Homers Befürchtungen tragen nicht gerade zu meinem Seelenfrieden bei. Ganz und gar nicht.
    Für einige Sekunden schließe ich die Augen.
    Was bin ich? Ein Feigling ... ein Verräter ...? Wahrscheinlich von beidem etwas.
     
    *
     
    »Gibt es Informationen von der VELLAMO I?«
    Der Einsatzleiter brütete über einer Holokarte des Meeresbodens, als ich ihn ansprach. Überrascht schaute er sich zu mir um.
    »Die Boote sind unten. Bestätigungen über Wrackteile liegen bislang nicht vor.« Er stieß mit dem Finger ins Holo und beschrieb eine Ausschnittmarkierung. Die positronische Steuerung projizierte eine Vergrößerung, die Überlagerung von Ortungsbild und archivierter Realaufnahme. »Ein stark zerklüfteter Bereich, Salzdome, Asphaltvulkane. Da unten fühlt man sich zwangsläufig auf einen fernen Planeten versetzt.« Maderson lachte leise. »Tut mir leid, Resident, falls der Vergleich hinkt. Ich bin nie über den Mars hinausgekommen ...«
    »Schon gut.« Ich legte ihm die Hand auf den Arm, was ihn zu einem überraschten Augenaufschlag veranlasste. »Ich erinnere mich an die Zeit, als sogar der Mars für uns unerreichbar war. Die halbe Welt sprach damals von kleinen grünen Männchen und einem Kanalsystem auf dem Roten Planeten.«
    »Siganesen?« Entgeistert blickte er mich an.
    »Keine Siganesen, an die dachte damals noch keiner. Die meisten Menschen glaubten an grüne Männchen, vielleicht halb so groß wie wir. Viele fürchteten, dass sie mit fliegenden Untertassen die Erde heimsuchen würden ...«
    »Eine Springerwalze im Anflug!«, meldete die Funküberwachung. »Das Schiff steht knapp außerhalb der Mondbahn und bittet um Landeerlaubnis.«
    »Identifikation?«
    »Das Schiff ist die LADY LAVERNA. Hat soeben die letzte Überlichtetappe beendet. Herkunft: Jupiterbereich.«
    Wal Maderson verzog das Gesicht. »Solange die Wracksuche läuft, ist der Raumhafen ausschließlich für Flotteneinheiten offen. Leite den Frachter weiter.«
    Keine halbe Minute verging, dann meldete sich der Funker wieder.
    »Der Kommandant des Frachters will auf Mexico City Spaceport landen oder nirgends.«
    »Also nirgends! Und falls der Springer es sich doch überlegt, soll er seine Fracht dort löschen, wo es problemlos möglich ...«
    »Kein Springer. Der Kommandant könnte Terraner sein.«
    »Umso schlimmer. Dann wird er wohl verstehen, dass wir uns unter den derzeitigen Umständen nicht um sein Schiff kümmern können. Wir brauchen die Reserven für die Flotte.«
    Sekundenlang war Stille.
    Dann:

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