PR 2638 – Zielpunkt Morpheus-System
gehabt. Schade, dass du sie unterbunden hast.«
»Damit uns alle gesehen hätten?«
»Damit ich mir hätte eine Kopie ziehen können. Und wer sollte sich schon die Mühe machen, die Datenspeicher der Zentraleüberwachung zu durchforsten?«
Er seufzte.
Aus ihrem Mund hörte sich alles ganz logisch an. Als er zu einer Erwiderung ansetzte, schlugen die Orter erneut an. Nur dass es sich diesmal nicht um das Ergebnis einer Routineuntersuchung handelte, sondern um eine Entdeckung, die jede Privatheit augenblicklich beendete.
Uruve Lehov zögerte keine Sekunde und rief Major Tri Contré, den Kommandanten der TUBLIR, in die Zentrale. Es gab Entwicklungen, bei denen eine ausreichende Menge Schlaf keine Rolle mehr spielte.
Er war froh darüber, dass ihnen diese Entdeckung nicht während ihrer Pause gemeldet wurde. Denn auf die hätte er um keinen Preis der Welt verzichten wollen.
*
Der Major übernahm seinen Platz kommentarlos.
»Die Orter haben ein kleines Raumgefecht geortet«, informierte Uruve. »Klein aber nur deshalb, weil die Truppenstärke sehr ungleich verteilt ist. Etwa fünfhundert Schiffe gegen ein gutes Dutzend. In wenigen Lichtjahren Entfernung.«
»Was wissen wir noch?«, fragte Tri Contré.
»Die Einheiten in der Unterzahl sind uns vom Typ her bekannt. Es handelt sich um Schwingenraumer der Quolnäer Keretzen.«
Er gab noch eine kurze Erklärung über das abgestürzte Schiff, das sie zuvor auf dem Planeten entdeckt hatten. Was sich danach abgespielt hatte, verschwieg er wohlweislich.
»Offenbar befinden sich die Quolnäer Keretzen in einem Krieg. Nach den bisherigen Erkenntnissen sind sie hoffnungslos unterlegen, aber da wir noch kaum etwas wissen, könnte es sich dabei um einen falschen Eindruck handeln. Zwei zufällige Beobachtungen sind nicht aussagekräftig.«
»Ich fliege näher heran«, entschied der Major, »und gehe sofort in den Ortungsschutz eines Mondes oder ...« Er brach ab. »Wunderbar! Ein Asteroidenfeld ganz in der Nähe der Kampfhandlungen wird uns Deckung bieten. Wir müssen mehr darüber erfahren, wenn sich so dicht bei Orontes eine Weltraumschlacht abspielt.«
»Abspielt«, dachte Uruve. Ein makabres Wort in diesem Zusammenhang. Es klingt fast kindlich.
Er sagte jedoch nichts – es gab Wichtigeres als Wortklaubereien.
Major Tri Contré hatte absolut recht. Je nach den Ausmaßen dieses Konflikts konnten bewohnte Welten in der Nähe – wie ihre derzeitige Heimat Orontes – durchaus mit hineingezogen werden. Und den Quolnäer Keretzen wollten sie ganz sicher nicht noch einmal im feindlichen Lager begegnen ...
Die TUBLIR ging in eine extrem kurze Überlichtetappe. Zielsicher orientierte sich Contré als Pilot des 300-Meter-Kreuzers, ehe er sich in den Ortungsschutz des Asteroidenfeldes begab.
Einer der größten Gesteinsbrocken von fast fünf Kilometern Durchmesser bot ihnen ausreichend Schutz vor Entdeckung. Einer automatischen Analyse zufolge handelte es sich um die Überreste eines Irrläufer-Mondes, der vor Ewigkeiten zerstört worden war; in einer hyperphysikalisch aufgewühlten Galaxis wie Chanda stellte das keine Seltenheit dar.
Wichtiger war die Gegenwart – und damit die Schlacht, die sich vor ihren Augen abspielte. Die fremden Einheiten nutzten ihre zahlenmäßige Überlegenheit eiskalt aus und vernichteten Schwingenschiff um Schwingenschiff. Den eingekesselten Quolnäer Keretzen blieb nicht die geringste Chance.
Die Angreifer flogen in Raumern, die bis zu tausend Meter maßen. Als Uruve die ersten Klardarstellungen im Holo sah, erinnerte ihn der bizarre Anblick sofort an eine Art technisierte Metallversion von Gottesanbeterinnen – lauernde, tödliche Insekten, die vor allem dadurch bekannt geworden waren, dass sie während der Begattung ihre Männchen fraßen.
Neben dem mehrfach untergliederten, aus ovalen Segmenten bestehenden Hauptrumpf gab es lange bein- und scherenartige Ausleger sowie eine Art Kopf. Dieser war grob dreieckig, und an beiden Vorderseiten ragten halbkugelartige Kuppeln auf – Facettenaugen, dachte Uruve unwillkürlich.
Die Unbekannten verloren nur eine einzige Einheit, ehe sämtliche Raumer der Quolnäer Keretzen vernichtet waren. Der letzte verging während eines verzweifelten Fluchtversuchs in einer gigantischen Explosion, die glühende Trümmerteile weithin schleuderte.
Danach sammelten sich die Gottesanbeterinnen-Schiffe zu einem Kordon – oder einem Schwarm, wie Uruve dachte. Bereit, auszuströmen und über die nächsten
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