Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR 2643 – TANEDRARS Puppe

PR 2643 – TANEDRARS Puppe

Titel: PR 2643 – TANEDRARS Puppe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
Vom Netzwerk:
wie künstliche Ernährung. Aber das lag bestimmt alles an diesem neuen Umfeld ... Wann war so etwas denn schon einmal geschehen?
    Alles bricht zusammen, dachte Endreas. Nicht nur die BASIS, sondern auch unser Leben. Dieser Gedanke machte ihm noch mehr Angst, und einen Augenblick lang hoffte er, dass er nur träumte.
    Vielleicht bildete er sich alles nur ein. Diese neue Blues-Gewürzmischung, die er verwendete – hieß es nicht, dass sie Halluzinationen auslösen konnte, vor allem bei Terranern?
    »Wir werden beschossen!«, dröhnte eine Stimme durch den Raum, begleitet von statischem Knacken und Krachen.
    Im nächsten Augenblick donnerte eine Explosion hinter ihm, er konnte nichts sehen. Metallfragmente sirrten in der Luft. Etwas pfiff, und Endreas sah tausend kleine Feuerspuren in der Luft.
    Dann war da dieses Licht, das ihn geblendet die Augen zusammenpressen ließ. Es durchdrang auch die geschlossenen Lider, ließ Sterne und Feuerbälle auflodern.
    Als er wieder einen Blick wagte, sah er zwei Dinge:
    Blut ...
    ... und Mellani. In ihrer Brust klaffte ein Loch, und als sie einen Atemzug später zum zweiten Mal auf ihn fiel, konnte sie sich nicht mehr aus eigener Kraft von ihm herunterbewegen.
     
    *
     
    Er wusste nichts mehr außer einem; und dieses eine wollte er vergessen, aber es gelang ihm nicht. Die Bilder kamen immer wieder zurück:
    Ein ums andere Mal stieß er die tote Mellani von sich.
    Ein ums andere Mal glitten seine Hände dabei über ihr Blut.
    Ein ums andere Mal hörte er dieses Pfeifen von Luft aus ihren Lungen.
    Etwas später war er über Menschen gestolpert, die am Boden lagen, hatte jemanden beiseitegedrückt, so bleich, dass es sich wohl um einen Arkoniden handeln musste. Endreas war unter einem Siganesen hindurchgewankt, der auf einem winzigen Schwebesessel fast in Höhe der Decke hing.
    Danach gab es in seiner Erinnerung nur Dunkelheit. Ein schwarzer Nebel wallte um alles, legte sich wie ein dunkler Mantel – ein Leichentuch! – über das, was geschehen war.
    Und nun hörte er kein Geräusch außer seinem eigenen Atem.
    Er sah nur den lilafarbenen Stoff seiner Hosen.
    Er fühlte Kälte.
    Wie war er an diesen Ort gekommen? Und vor allem: Wo war dieses Hier? Er saß mit angezogenen Beinen auf dem Boden, den Rücken gegen die Wand gepresst. Die Arme umschlangen die Unterschenkel, die Stirn lag auf den Knien.
    Vorsichtig hob er den Kopf. Sein Nacken schmerzte bei der Bewegung, als würde er seit Stunden in dieser Haltung verharren, zusammengekauert wie ein Embryo im Leib der Mutter. Sein Gaumen war trocken und spröde, und als er die Lippen schloss, fühlte er die Zunge wie einen Fremdkörper im Mund.
    Es gab nur wenig Helligkeit im Raum.
    Raum?
    So durfte man es wohl kaum nennen. Es war eher eine winzige Kammer und nicht einmal das. Seine Füße stießen an die vordere Wand? Doch es war keine Wand.
    Endreas konnte sich nicht aufrichten. Die Decke hing zu tief. Weil es sie nicht gab, zumindest nicht im eigentlichen Sinn.
    Er streckte die Hand aus, drückte mit zitternden Fingern gegen die Wand. Sie schwang nach außen, und Endreas kletterte aus dem Schrank, in dem er sich verkrochen hatte wie ein panisches, von seinen Überlebensinstinkten getriebenes Tier.
    Das grausam helle Licht zeigte ihm seine verschmierten Hände.
    Mellanis Blut?
    Ja, aber ... nur ihres?
    Er versuchte sich zu erinnern, aber er konnte den schwarzen Nebel in seinem Verstand nicht durchdringen.
    Endreas blinzelte, und in dem wesenlosen Wabern zündete eine Erinnerung: das grüne und blaue Leuchten, das über die Wände kroch und hinter dem alle Bewegung erstarrte.
    Dann war das Blinzeln vorüber.
    Was ... was war das gewesen? Er konnte nicht mehr atmen. Panik schnürte ihm die Kehle zu. Er hob die Hand an den Hals, als müsse er eine unsichtbare Schlinge wegreißen, die ihn würgte.
    Da ist nichts! Nichts! Was immer geschehen ist, ist vorbei! Ich bin in Sicherheit! Ich bin ... ich bin ...
    In Sicherheit. Ja, er war in Sicherheit.
    »Hallo?«, rief er in den kleinen Lagerraum hinein, in dem er Zuflucht gesucht hatte.
    Niemand antwortete ihm.
    Vorsichtig ging er quer durch den Raum, zum Schott, das hinausführen musste. Er öffnete, und davor erwartete ihn: Stille.
    Schon nach wenigen Sekunden legte sich diese Stille so umfassend, so bedrückend auf seine Seele, dass sich unwillkürlich ein Gedanke in ihm festsetzte: Dies ist ein Geisterschiff, und ich bin völlig allein darin gestrandet.

Teil 1: Im Schauspielpalast
     
    Der

Weitere Kostenlose Bücher