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PR 2644 – Die Guerillas von Terrania

Titel: PR 2644 – Die Guerillas von Terrania Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Themsen
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unbekannte andere Welt gegangen, so wie auch Barischs Bruder.
    Er fühlt sich ebenso schuldig wie ich. Hat ebenso das Gefühl, etwas falsch gemacht zu haben. Warum konnten sie einfach weggehen? Warum haben wir nicht besser aufgepasst? Wie konnten diese ...
    »Guten Abend, Barisch Ghada.«
    Barisch fuhr herum. Vor ihm stand eine hagere Frau in einem langen grünen Mantel, die einen halben Kopf größer war als er. Das kupferfarbene Haar trug sie kurz und an den Seiten ausrasiert. Mit einem schmalen Lächeln sah sie ihn an.
    »Schnellere Reaktion, als ich erwartet hätte. Aus dir könnte noch etwas werden, Alpha.«
    Unwillkürlich fasste Barisch an seinen vorgewölbten Bauch. »Eine fliegende Kanonenkugel zum Beispiel«, knurrte er. »Aber wenigstens muss ich nicht wie du aufpassen, nicht durch einen Spalt in den Wartungsschacht zu rutschen.«
    Das Lächeln der Frau wurde breiter. »Es würde dem Wartungsschacht schlecht bekommen. – Bin ich die Letzte?«
    »Nein. Wir warten noch auf Bhacc Nieslin. Xanno hat ihn eingeladen.«
    »Und wen haben wir bisher hier?«
    Barisch sah zu den anderen und machte eine Handbewegung in Richtung Couch.
    »Das ist Eudo Misper. Ich habe ihn vorletztes Jahr beim Unisport kennengelernt. Er studiert Xenobiologie, hat den ersten Abschluss hinter sich und steuert schnell auf den zweiten zu. Eudo, das ist Sharoun Beffegor, eine alte Freundin der Familie. Ursprünglich die Fitnessberaterin meiner Eltern. Hat sich an mir allerdings die Zähne ausgebissen.«
    Eudos wasserblaue Augen zeigten rege Neugier. »Du wirkst aber gar nicht zahnlos. Nett, dich kennenzulernen. Hier ist noch Platz auf der Couch.«
    »Später vielleicht.« Ihr Blick glitt emotionslos über die Gestalt des Studenten, als schätze sie den Wert eines neuen Servobots ab.
    »Und da beim Fenster ...«
    »Ich bin Xanno.«
    Vor Überraschung ließ Barisch beinahe sein Bier fallen, als der junge Mann sprach. Xanno hatte sich umgedreht und schob eine Strähne seines schulterlangen blonden Haares hinter das Ohr.
    »Xanno Piegasch. Lemurische Paläo-Linguistik und Archäologie. Also eine Menge kramen in altem Staub. Ich wohne zwei Etagen tiefer. Alpha – Barisch – ist über mich gestolpert, als er wieder in die Wohnung seiner Eltern eingezogen ist.«
    Wortwörtlich, erinnerte Barisch sich. Der Karton in seiner Hand hatte ihm die Sicht auf den wie ein Häufchen Elend im Gang kauernden Xanno versperrt. Der Karton mit allem darin, was er noch aus seiner von Meteoriten zerschlagenen Wohnung hatte retten können.
    »Der alte Staub scheint dir aber nicht den Blick für die Realitäten vernebelt zu haben, wenn du hier bist. Willst du jetzt auf andere Art welchen aufwirbeln?«
    Ein Hauch Röte überzog Xannos Wangen unter den leicht mandelförmigen braunen Augen. Er verschränkte die Arme hinter dem Körper und empfand auf einmal anscheinend höchstes Interesse an den eigenen Schuhspitzen.
    »Ich will nur meine Brüder wieder zurück«, murmelte er. »Dafür tue ich alles, was notwendig ist.«
    »Das Band da an deinem Arm – meinst du das ernst?«
    Erst jetzt fiel Barisch das weiße Band auf, das Xanno um den rechten Oberarm gebunden hatte. Es verschwand fast ganz in den Falten seines gelben Hemdes. Barisch wusste so gut wie jeder andere im Raum, dass es das Zeichen des passiven Widerstandes war, der sich in den Tagen seit der Machtübernahme der Fremden gebildet hatte.
    Passend, dass der Archäologe unter uns sich auf eine Strömung einlässt, die auf historischen Ereignissen aufbaut. Barisch rekapitulierte das Wissen aus dem schon ein Jahrzehnt zurückliegenden Geschichtsunterricht. 1304 NGZ, die Gruppe »Sanfter Rebell« um Roi Danton, die während der Besatzung Terras durch die Arkoniden diesen auf ihre Weise das Leben sauer gemacht hatte. Auf gewaltfreie Weise.
    Aber dieses Mal reicht das nicht aus. Das hier sind keine Arkoniden, und das hier ist nicht mehr die Milchstraße. Sie haben uns die Sonne und die Kinder gestohlen, und Unzählige in der Zona Mexico umgebracht!
    »Es war die einfachste Art, etwas zu tun«, antwortete Xanno. »Ich könnte weggehen wie so viele andere. Aber ...«
    »Aber im Gegensatz zu ihnen weißt du, dass dieses Problem sich nicht von selbst auflösen wird.«
    Xanno nickte.
    »Freunde dich schon einmal mit dem Gedanken an, eine neue Farbe für dein Tuch zu finden.«
    »Schätze, am passendsten wäre Rot«, überlegte Barisch. »Rot wie Blut.«
    Eudo löste den Blick vom Trivid ab. »Ist Fagesy-Blut überhaupt

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