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PR 2647 – Der Umbrische Gong

Titel: PR 2647 – Der Umbrische Gong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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auf sie wurde nicht geschossen.
    Auf wen dann?
     
    *
     
    Vorsichtig spähte Sharoun über den Rand des Grabens.
    Es wimmelte von Fagesy. Einige waren gelandet und hatten das memostrukturelle Material ihrer Rüstgeleite zu annähernd kugelförmigen Panzern umgewandelt. Andere kreisten im Luftraum darüber.
    Aber keines der Schlangensternwesen orientierte sich momentan in Sharouns Richtung. Sie hatten auch anderes zu tun, als Barisch Ghada, der sich offensichtlich abgesetzt hatte, zu verfolgen.
    Oachono konnte Sharon gleichfalls nirgends entdecken. Der Behälter, in dem sie ihre Geisel transportiert hatten, war leer.
    Die ganze Konzentration der Fagesy galt dem schemenhaften Etwas, das zwischen ihnen hin und her flitzte. In irrwitzigem Tempo wirbelte die dunkle, vage humanoid erscheinende Wolke ihre Formationen durcheinander und schaltete anscheinend mühelos, fast nebenbei, einen nach dem anderen aus.
    Der Schatten!
    Plötzlich sah Sharoun einen Hoffnungsschimmer, heil aus dieser Misere zu kommen. Der Schatten haut uns raus! Er deckt uns den Rückzug, wie schon am Silverbridge Hotel!
    Sie hatte nicht die geringste Ahnung, warum ihr unbekannter Schutzengel nun bereits zum zweiten Mal zu ihren Gunsten eingriff. Egal, darüber konnte sie später spekulieren. Zunächst hieß es, die Zeit, die er ihnen dankenswerterweise verschaffte, zu nutzen.
    Auf allen vieren krabbelte Sharoun den Abflussgraben entlang bis zu einem Nebengebäude des Affenhauses. In dessen Sichtschutz wagte sie sich zu erheben.
    Sämtliche Reserven mobilisierend, sprintete sie auf die dicht stehenden Bäume zu, die auf dieser Seite das Affenreservat begrenzten. Sie vermochte es kaum zu glauben, aber sie blieb unbehelligt.
    Fürs Erste war die Flucht geglückt, wenn auch sonst noch nicht viel gewonnen war.
     
    *
     
    Sharouns Herz setzte aus, als von oben, aus einer der Baumkronen, etwas auf sie zugeflogen kam.
    Sie riss den Strahler hoch und krümmte den Finger um den Abzug. Im letzten Moment erkannte sie, dass die unregelmäßig geformte Segelfläche viel kleiner als ein Rüstgeleit war. Und dass an der Vorderseite zwei faustgroße Stielaugen entsprangen.
    »Snacco! Himmel, ums Haar hätte ich dich abgeknallt!«
    Der Matten-Willy setzte am Boden auf und verformte sich in Sekundenschnelle. Er bildete zwei Beine aus, zwei Arme und einen Kopf, bis er Menschengestalt angenommen hatte.
    Annähernd. Die Konturen blieben verschwommen, die Gesichtszüge undefiniert. Wie bei einem – wie hieß dieses aus Lehm erschaffene Fabelwesen der altterranischen Mythologie noch gleich?
    Golem, genau.
    Verrückt, zu welchen Assoziationen sich ihr von Adrenalin überschwemmtes Gehirn hinreißen ließ! Statt das Wesentliche im Fokus zu behalten ...
    »Tut mir leid«, sagte Snacco.
    »Schon okay, es ist ja nichts passiert. Los, komm, weiter!«
    »Ich bin, wie du weißt, nicht der Schnellste ...«
    Seine Pseudopodien hatten weder Knochen noch Muskeln. Im Prinzip bewegten sich Matten-Willys, indem sie sich verformten. Und das dauerte nun mal.
    Sharoun beugte sich vor. »Kletter auf meinen Rücken!«
    »Danke!«
    Nachdem er an ihren Beinen emporgeflossen war, trabte sie weiter. Wenigstens wog Snacco nicht sonderlich viel, und sie musste keine Kraft aufwenden, um ihn festzuhalten. Er hing an ihr wie ein Cape aus warmem Filz, das sich mit Wasser vollgesogen hatte.
    »Die Geiselübergabe hat nicht geklappt«, raunte der Matten-Willy in Sharouns Ohr. »Wir sind gescheitert, auf ganzer Linie. Was soll nun aus uns werden?«
    »Das wüsste ich auch gern, mein Freund.«
     
    *
     
    Beim Haupthaus des Giraffen-Geheges wartete Barisch Ghada.
    Er war nicht allein. Oachono befand sich bei ihm, der Fagesy, den sie im Rahmen der Aktion am Silverbridge Hotel gekidnappt hatten.
    Oachono, ein feindlicher Soldat. Ihre Geisel, die sie gegen Sharouns Bruder Dweezil hatten austauschen wollen.
    Stattdessen waren sie in eine Falle getappt. Staatssekretär Urs von Strattkowitz hatte beteuert, dass es nie im Bereich seiner Möglichkeiten gestanden hatte, auch nur einen Kontakt zu Dweezil Beffegor herzustellen.
    Sie waren hereingelegt worden, Sharouns Grüppchen ebenso wie der Staatssekretär.
    Und jetzt war er tot. Der Name desjenigen, der dieses Doppelspiel eingefädelt hatte, war das letzte Wort gewesen, das von Strattkowitz ausgesprochen hatte.
    »Riordan!«
    Sharoun fiel auf, dass Oachono keine Fesseln mehr trug. »Du hast ihn befreit«, sagte sie zu Barisch.
    »Ja. Sonst wären wir nicht weit

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