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PR 2647 – Der Umbrische Gong

Titel: PR 2647 – Der Umbrische Gong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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unser Terrain begeben muss – und diesmal werden wir Vorsorge getroffen haben, dass ihm selbst eine ganze Armee von Nano-Chimären nichts nützt.«
    »Aber falls er nicht kommt, sondern die Drohung ignoriert? Willst du die Gefangenen trotzdem exekutieren lassen?« Zwei Sätze waren bei Ve Kekolor schon fast ein Referat.
    »Dass ihm an ihnen gelegen ist, hat Toufec bereits bewiesen. Will er an seiner Rolle als Rächer der Benachteiligten festhalten, bleibt ihm gar keine Wahl. Er muss eine Befreiungsaktion starten!«
    Und wenn nicht ...
    Fydor Riordan hielt nichts von der Todesstrafe. Er fand sie unangemessen, nachgerade barbarisch.
    Aber wie hatte Marrghiz so elegant formuliert? Schwierige Zeiten verlangten strikte Maßnahmen. Frieden auf Terra sollte hergestellt werden, »mit allen Mitteln, die nach weidlicher Abwägung geboten erscheinen.«
    »Auf einen groben Klotz gehört ein grober Keil«, sagte Riordan heiter. »Deshalb werden wir notfalls die Hinrichtungen vollziehen. Im Stundentakt, eine nach der anderen. Der Matten-Willy zuerst, dann der Architekt, zuletzt die junge Frau, zweifelsohne das Gehirn der Gruppe. Aber spätestens bis dahin wird Toufec, das schwöre ich dir, aus der Deckung gekommen sein und meine Einladung zum letzten, entscheidenden Tanz angenommen haben.«
    »Die Frau namens Sharoun Beffegor«, erinnerte die Stille Ve. »Sie hat eine TLD-Ausbildung genossen.«
    »Ich weiß.« Riordan gestattete sich ein Grinsen. »Sie ist praktisch eine von uns. Was nicht nur ihr zum Vorteil gereicht. Genau davon verspreche ich mir sogar am allermeisten.«
    Aber wozu soll ich mir den Mund fusslig reden? Er ließ die Mentalstabilisierung fallen und öffnete der Telepathin seine Gedanken.
    Die Stille Ve las den Plan. Dann nickte sie anerkennend. »Perfid.«
    Demütig neigte Fydor Riordan den Kopf. Ich betrachte das als Kompliment.

2. Rückblende
    Undine geht ein Risiko ein
    4. November 1469 NGZ
     
    Sie hatte soeben das Frühstück beendet, als es an der Wohnungstür läutete.
    Undine öffnete. In Höhe ihres Kopfes schwebte ein Winzling auf einer suppentellergroßen Antigravscheibe. Er trug die Uniform eines Botendienstes.
    »Undine Comerell?«, fragte der Algustraner.
    »Das bin ich. Hallo!«
    »Ich habe eine Lieferung für dich.«
    »Ein Paket?«
    »Nein, nur diese Nachricht.« Mit beiden Händen reichte er ihr eine gefaltete Folie. »Der Auftraggeber hat versichert, dass du sie entgegennehmen und die Gebühr bezahlen wirst.«
    Das war ungewöhnlich. Textbotschaften schickte man normalerweise übers Kom-Netz, kostenlos und ohne Verzögerung. Außer ...
    »Wer ist der Absender?«
    »Anonym. Die Botschaft wurde mit unterdrückter Rufnummer diktiert. Eigentlich lehnen wir so etwas ab, aber da du bei uns als Kundin registriert bist, die für eine staatliche Behörde arbeitet, machen wir eine Ausnahme.«
    »Verstehe. Danke!« Undine nahm die Folie entgegen.
    Der algustranische Bote reichte ihr ein Sensorfeld, mittels dessen Undine den Erhalt der Sendung bestätigte und die Gebühr überwies, ein angemessenes Trinkgeld inklusive. Dann salutierte er, wendete die Flugscheibe und sauste davon.
    Zurück in der Wohnung, faltete Undine die Folie auseinander und las.
     
    *
     
    Einladung zur Weinverkostung, stand da. Mit 66er-Jahrgangssekt vom Gut Ramsch & Trödel, Omzrak-Gebirge. Vinothek Steinbeißer beim Nebelheim-Checkpoint, zur üblichen Stunde. Es sind keine Kleidungsvorschriften zu beachten.
    Verständnislos schüttelte Undine den Kopf. Was sollte das? Sie war nicht gerade als Weinliebhaberin bekannt. Lag vielleicht eine Verwechslung vor?
    Andererseits klangen einige der Wörter eigenartig vertraut, und zusammen erweckten sie Assoziationen ... Die Omzrak-Gebirgskette lag auf dem Planeten Topsid. Stammte daher nicht einer von Undines ehemaligen Ausbildern?
    Genau, Chakt-Vachtor! Den sie heimlich »Steinbeißer« genannt hatten, weil er sich nach außen martialisch gab, aber ein herzensguter Kerl war.
    Gewesen war, korrigierte sich Undine. Sie hatte von seiner Ermordung gehört. Nachdem Chakt-Vachtor in den Ruhestand getreten war, hatte er in Peking einen Antiquitätenladen betrieben.
    Ramsch und Trödel ... Zu viele, zu perfekt zusammenpassende Fingerzeige, als dass man noch an Zufall glauben könnte. Der Absender der Botschaft wies nachdrücklich auf den alten Topsider hin. Er wusste also, dass dieser Undines Mentor gewesen war.
    Was deutete er sonst noch an? 66er-Jahrgangssekt? 1466 NGZ war Undines letztes

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