PR 2650 – Die Phanes-Schaltung
identifizierte man ihn mit Eros.
Aber Phanes war und blieb geheimnisvoll. Er war androgyn, hatte vier Augen oder vier Gesichter und goldene Flügel. Nach einer anderen Fassung des Mythos erzeugte er aus sich heraus das schlangengestaltige Monster Echidna. Die Nachtgöttin Nyx galt als seine Tochter, die nach ihm die Weltherrschaft übernahm.
Was also hatte der Begriff Konfiguration Phanes zu bedeuten? Rhodan ging nicht davon aus, dass er willkürlich geprägt worden war. Was schuf oder beherrschte das Programm? Alles deutete auf eine neue BASIS hin, aber welcher Sinn steckte dahinter?
Ennerhahl schien sein kurzes Schweigen offensichtlich falsch zu verstehen. »Bis dahin bieten die Schutzschirme der BASIS sicher ausreichend Schutz. Und auch dem ominösen Multiversum-Okular. Aber ...« Der Humanoide trat in dem Holo einen Schritt vor. Seine Bewegungen wirkten ungemein geschmeidig. »Wir müssen trotzdem zur BASIS zurückkehren, nicht wahr?«
Rhodan nickte. »Das habe ich vor.« Er wollte Ennerhahl nicht zu viel verraten, doch genau deshalb war er so überhastet aus dem Kalten Raum aufgebrochen und hatte Mondra und Ramoz zurückgelassen.
Er musste endlich agieren, nicht nur reagieren. Er war mit der BASIS nach Chanda entführt worden. Auf sich selbst angewiesen, hatte er mit Mühe und Not Verbündete gefunden, über deren Zuverlässigkeit er allerdings noch keine Aussage treffen konnte. Der Verzweifelte Widerstand schien in sich uneins zu sein, zerstritten und auch nicht über die nötigen Strukturen zu verfügen, die Superintelligenz QIN SHI herauszufordern. Dennoch war Rhodan klar, dass er so schnell wie möglich das Heft in die Hand nehmen musste.
Ohne unvorsichtig zu werden. »Unser erster Versuch, in die BASIS einzudringen, ist kläglich gescheitert. Raphaels Warnung war sehr deutlich ...«
»Haben wir eine Wahl?«, fragte Ennerhahl lapidar.
Rhodan zögerte keine Sekunde. »Nein. Wir müssen einen zweiten Versuch wagen. Und wir müssen sogar in die Werft. Nemo Partijan geht davon aus, dass die Xylthen die BASIS mittlerweile dorthin gebracht haben.«
Was ihre Aufgabe natürlich nicht gerade vereinfachte. Rhodan hatte den Ort des Wandels noch nie betreten. Ennerhahl hatte sich darin herumgetrieben, als er den Transport der BASIS beeinflusst hatte. Dabei war er auch Delorian begegnet, Rhodans Sohn, dem Chronisten von ES, dessen Rolle bei den Ereignissen Rhodan noch nicht durchschaute. Auch Gucky und Nemo Partijan hatten der Werft einen kurzen Besuch abgestattet, aber nicht viel in Erfahrung bringen können.
»Das Multiversum-Okular darf QIN SHI nicht in die Hände fallen«, fuhr Rhodan fort.
»Kühne Worte«, kommentierte Ennerhahl. »Was sagt denn dein Anzug der Universen dazu?«
»Nichts«, antwortete Rhodan. Er war nicht so dumm, Ennerhahl auf die Nase zu binden, dass er sich von dem Anzug gegängelt fühlte, beeinflusst und der Anzug ihn ebenfalls geringschätzig zu betrachten schien. Als sei Rhodan nicht der, den der Anzug erwartet hatte.
Der Anzug und er hatten sich zu einer Zweckgemeinschaft zusammengefunden, mehr nicht.
»Bedauerlich. Wie gehen wir es also an?«
Rhodan zögerte. Ennerhahl hatte zwar dazu beigetragen, die Antiortungseinrichtungen von MIKRU-JON zu verbessern, und seine Daten zur Modifizierung boten einen wirksamen Ortungsschutz speziell vor den Geräten der Zapfenraumer. Aber konnten sie damit tatsächlich in die Werft vordringen?
»Sosehr es mir widerstrebt, ich bin bereit, alles auf eine Karte zu setzen«, sagte Ennerhahl zu Rhodans Überraschung. »Wir müssen meine Lichtzelle benutzen – und den Anzug der Universen! Mit beiden gemeinsam haben wir eine Chance.«
Rhodan schwieg. Bislang hatte er sich geweigert, Ennerhahls Schiff zu betreten. Er hatte seine Unabhängigkeit bewahren, sich nicht diesem geheimnisvollen Fremden ausliefern wollen.
Verdammt, warum misstraute er dem Fremden dermaßen? Dass ihm »Mittel, Möglichkeiten und Wege« zur Verfügung standen, auf die Rhodan keinen Zugriff hatte, trieb ihn zur Weißglut. Doch dass er darauf gereizt reagierte, war nicht Ennerhahls Problem. Der Fremde hatte bislang stets kooperiert. Und ehrlich war er auch gewesen, zumindest im Rahmen dessen, was er mitzuteilen bereit war.
Weil du nicht die Kontrolle aufgeben willst, erkannte er plötzlich. Weil Ennerhahl dir zu ähnlich ist. Zu mächtig. Und weil du befürchtest, Ennerhahls Auftraggeber in die Hände zu spielen. Er hatte mittlerweile durchaus dezidierte Vermutungen, um wen
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