PR 2653 – Arkonidische Intrigen
hatte.
»Leb wohl«, murmelte Tormanac endlich und gab sich einen Ruck.
Mehrere Tontas vergingen, bis ihm die Kralasenen die Speicheraufnahmen aus Shallowains Augen vorführen konnten. Es waren Szenen von seiner Gefangennahme und einem anschließenden Verhör. Cregon – selbst während des Verhörs war er nur so angesprochen worden – war massiv bedrängt worden, Informationen über Bostich preiszugeben.
Einige Szenen schaute Tormanac sich mehrmals an. Schließlich war er überzeugt, dass der Ragnaari-Khasurn und andere konservativ-reaktionäre Adlige Bostichs Politik verurteilten und alles tun würden, den Imperator und Vorsitzenden des Galaktikums zu Fall zu bringen. Die Begriffe »Interessengruppe Ark'Tussan« und »Arkonidische Hegemonie« hörte Tormanac dabei zum ersten Mal.
Nach einer kurzen Pause folgte eine letzte Aufzeichnung.
Shallowains Gesicht spiegelte sich in einem verdunkelten Fenster. Offensichtlich handelte es sich um den Raum, in dem er kurz darauf den Tod gefunden hatte.
Wie erstarrt hörte Tormanac zu, als Shallowain seinen Freitod begründete.
»... es muss sein, mein Freund und Schüler, ich sehe keinen anderen Ausweg. Nur so besteht die Möglichkeit, Schaden von Bostich abzuwenden und die Verschwörung aufzudecken. Ich kann nur hoffen, dass mein Leichnam aufgefunden wird, denn es gibt so viele Möglichkeiten, meine Existenz rückstandslos zu tilgen.«
Shallowain lachte leise.
»Wer immer diese Aufzeichnung eines Tages findet, hoffentlich nicht zu spät, gib sie meinem Schüler Tormanac da Hozarius.
Und du, Tormanac da Hozarius, ich wünsche dir ein Leben nach deinen Vorstellungen. Nein, ein Leben so, wie wir es gemeinsam erarbeitet haben. Du bist ein interessanter Schüler für mich gewesen, das meine ich genau so, wie ich es sage. Ich hoffe nur, dass du noch einmal intensiv über die Frage der Loyalität nachdenken wirst.«
Ein letzter Hinweis des Toten erwähnte eine verschlüsselte Datei, deren Inhalt nur wenige Vertraute würden abrufen können.
»... Tormanac, du bist einer von ihnen, das Kodewort ist ein wichtiges Denkmal.«
*
Eukolards Kunstwerk.
Cregon hatte ihm einmal dieses Ziel genannt, Tormanac hatte es nicht vergessen. Er versuchte die Eingabe, vergeblich.
Einige weitere Versuche scheiterten ebenfalls. Erst Die Versinnbildlichung über die Eroberung der Galaxis löste die Dekodierung aus.
Der Inhalt der geöffneten Datei war eine rein akustische Aufnahme, eine separate Aufzeichnung, datiert auf den 4. Prago des Tarman 21.447 da Ark. Tormanac rechnete spontan um auf den 7. Mai 1332 NGZ, aber auch das terranische Standarddatum sagte ihm nichts.
»Die Aufzeichnung kann bewusst erst zuletzt wiedergegeben werden«, sagte Shallowain. »Zu dem Datum des 4. Prago: Kaum jemand wird auf Anhieb wissen, dass Imperator Bostich I. an dem genannten Datum ein auf ihn geplantes Attentat abwehren konnte. Der als vermeintlicher Drahtzieher erkannte Thendorn da Gonozal wurde von Bostich persönlich exekutiert. Doch das war unzweifelhaft eine von den Gegnern bewusst gelegte falsche Fährte.
Auf Wegen, die ich nicht näher erläutern will, bin ich in den Besitz der brisanten akustischen Aufnahme gelangt. Sie belegt, dass es neben den in den Weiten des Kristallimperiums offen betriebenen Abspaltungs- und Separatismusbestrebungen sogar im Arkon-System schon seit Langem eine Untergrundbewegung gibt, über die selbst Bostich in keiner Weise informiert ist. Ohne jeden Zweifel arbeiten die Verschwörer mit ungewöhnlich großer Geduld und langfristiger Planung auf die finale Ablösung des Imperators hin.«
Tormanac da Hozarius schluckte schwer, als unvermittelt fremde Stimmen erklangen. Er konnte drei Sprecher unterscheiden.
»Die Planung war ein voller Erfolg!«
»Richtig – er hat genau den Falschen umgebracht, wiegt sich hinsichtlich der undichten Stelle in Sicherheit, verdächtigt überdies die falschen Adelskreise und wird, sobald das entscheidende Signal gegeben wird, überrumpelt werden.«
»So soll es sein. So wird es sein!«
Der Erste meldete sich noch einmal zu Wort:
»Tod dem Verfluchten! Und Rache für seine Opfer!«
»Tod dem Verfluchten!«, wiederholten alle drei gemeinsam. »Und Rache für seine Opfer!«
*
In den folgenden Tagen recherchierte Tormanac in Bezug auf die deutlich gewordenen Verbindungen. Er fand heraus, dass genau im Jahr 1332 NGZ mehrere Angehörige des Ragnaari-Khasurn höchst einflussreiche Positionen eingenommen hatten.
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