PR 2653 – Arkonidische Intrigen
Die Dinge, die nicht zu ändern waren, die eigenen Unzulänglichkeiten ...
Das ist nur eine Frage der inneren Einstellung. Tormanac lachte lautlos. Spöttisch, erschien es ihm. Er hatte die Prüfungen problemlos absolviert, solche Zweifel standen ihm nun schlecht zu Gesicht.
Alles ist gut.
Was mit mir geschieht, ist nichts anderes, als es die Evolution vor langer Zeit ohnehin schon vorgesehen hat. Die Parawissenschaftler wissen, dass dieses Hirnfragment vormals selbstständig aktiv war. Die Perfektion ist nur verschüttet und muss neu geweckt werden.
Die Aktivierungsglocke arbeitete bereits. Tormanac bemerkte es, als er die Lider leicht öffnete und einen fahlen Widerschein sah. Das konnte nur eine Reflexion des gebündelten Lichtstrahls sein, der präzise den Bereich markierte, in dem die Hyperstrahlung wirksam wurde.
Tormanac lauschte in sich hinein.
Nichts.
Er fragte sich, was er eigentlich erwartet hatte.
Die steife Körperhaltung bereitete ihm allmählich Unbehagen. Ein unangenehmes Prickeln machte sich im Nacken breit.
Wie lange schon?
Er schaffte es nicht, die Zeit abzuschätzen, die bereits verstrichen war. Im einen Moment war ihm, als habe er eben erst unter der Aktivierungsglocke Platz genommen, im nächsten fürchtete er, seit mehreren Tontas zur Reglosigkeit verdammt zu sein.
Offensichtlich gab es eine Fehlfunktion. Obwohl bei ihm ein Intelligenzwert von 69,78 Lerc nach der Epetran-Skala bestimmt worden war. Das war nicht gerade wenig. Atlan hatte vor drei Jahrtausenden den Wert von 50 überboten, der zur Ausschaltung des Robotregenten nötig gewesen war. Imperator Bostich I., das hatte er trotz strenger Geheimhaltung unter der Hand erfahren, erreichte einen Wert von 74,45 Lerc. Und Epetran selbst sollte mit 86,125 den höchsten jemals nach dieser Definition gemessenen Wert aufgewiesen haben.
Tormanac versuchte, sich nicht ablenken zu lassen. Vielleicht war es besser, an gar nichts zu denken.
Er hatte eine deutliche Reaktion erwartet, ein spontanes Aufbrechen ihm bislang unbekannter geistiger Kräfte. Vor allem ein plötzliches Wispern oder Raunen in seinen Gedanken, eine Stimme, die aus ihm selbst heraus zu ihm sprach. Ich bin dein Extrasinn, Tormanac, wir werden fortan unzertrennliche Freunde sein. So oder ähnlich erwartete er die erste Äußerung seines aktivierten Gehirnbereichs.
Stattdessen Stille, die ihn ängstigte.
»Eine Fehlfunktion!«, wollte er rufen, doch er kam nicht über die Absicht hinaus.
Endlich spürte er die Veränderung. Wärme breitete sich unter seiner Schädeldecke aus – zuerst angenehm ...
... nach einer Weile lästig.
Dann der unerträgliche Schmerz. Sengende Hitze fraß sich durch seine Gedanken und drohte ihn zu verbrennen.
Das Gefühl zu sterben ... Tormanac sträubte sich mit aller Kraft dagegen, und als ihm endlich eine gnädige Bewusstlosigkeit die Qual abnahm, gab er sich ihr dankbar hin.
2.
Jähes Erwachen
Er kehrte ins Bewusstsein zurück.
Das Nichts, das ihn umfangen hielt – ein vages Gefühl zeitloser Existenz, eingefroren im Bruchteil einer Millitonta – lockerte den lähmenden Griff. Tormanac da Hozarius seufzte gequält.
Nur zögerlich wurde er sich seiner Existenz bewusst.
Er hatte keine Schmerzen mehr, doch eine Träne rann aus seinem rechten Augenwinkel. Langsam kroch der klebrige Tropfen abwärts und ließ ihn frösteln.
Eine Hand legte sich auf seine Wange. Er empfand den schwachen Druck wie eine vorsichtige Annäherung, im nächsten Moment aber schon fordernd. Die Berührung zwang ihn, die Lider leicht zu heben.
Erkennen konnte er nichts, allerdings spürte er die Hand deutlicher. Zwei Finger strichen ihm über die Lippen.
»Wie geht es dir?«, hörte er leise.
Die Frage erinnerte ihn an das schmerzhafte Toben in seinem Schädel. Es hatte eine dumpfe Leere hinterlassen, nur wenige Erinnerungsfetzen waren noch da.
Die Aktivierung meines Extrasinns ist gescheitert! Ich bin unvollkommen und kaum mehr als ein Essoya. Zumindest hatte er diesen Eindruck. Das war entsetzlich genug.
Unruhig drehte er den Kopf von einer Seite auf die andere. Er wollte das nicht, trotzdem konnte er nicht anders. Sein Stöhnen ließ sich ebenso wenig unterdrücken, es quoll aus ihm wie ein verkrüppelter Aufschrei, eine Verwünschung.
»Das sieht nicht gut aus«, sagte eine zweite Stimme. Sie klang markant und unbeugsam, gehörte unverkennbar zu Legatem da Hozarius, seinem Vater. Die Erinnerung an den groß gewachsenen kräftigen Mann mit dem zu
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