PR 2653 – Arkonidische Intrigen
Unsichtbarer.
Vielleicht musste er erst lernen, genau darauf zu hören. Womöglich blendete sein Verstand das Wispern des Logiksektors aus, weil er nicht daran gewöhnt war, eine mentale Stimme zu hören.
»Bin ich ungeeignet?«
Tormanac erschrak selbst, wie heftig er die Frage hervorstieß. Herausfordernd stierte er den Mediker an.
Antarkon reagierte mit einer ablehnenden Geste – und mit einem raschen Blick zum Prüfungsleiter.
»Was ist?«, fragte Tormanac lauernd. »Bestehen unterschiedliche Ansichten?«
»Eine Antwort darauf erwarte ich ebenfalls«, sagte Legatem. »Sollte sich herausstellen, dass Fehler gemacht wurden, werde ...«
»Wurde mein Extrasinn aktiviert – ja oder nein?«, drängte Tormanac.
»Nein«, antwortete der Mediker. »Alle zwischenzeitlich vorgenommenen Untersuchungen sind in dieser Hinsicht eindeutig ausgefallen.«
»Gibt es ... einen Grund dafür?« Tormanac schüttelte die Hand seiner Mutter vollends ab. Jede Berührung war ihm mit einem Mal unangenehm. Er stemmte sich auf der Bettkante ab, bereit, aufzuspringen und davonzulaufen. Eigentlich zu fliehen, vor ihm selbst und vor allen anderen. Sobald sich erst herumsprach, dass Tormanac da Hozarius in der Aktivierungsphase der ARK SUMMIA versagt hatte ...
»Ich erwarte eine Erklärung!«, sagte Legatem mit Nachdruck. »Mein Sohn ist kein Versager, aber als solcher wird er jedem erscheinen. Ich bin überzeugt, dass er das Opfer eines technischen Versagens wurde. Wie schwer fällt es auf Iprasa, das einzugestehen?«
»Wenn es so wäre, hätten wir wenigstens eine Möglichkeit, einzugreifen«, entgegnete der Prüfungsleiter. »Ein technisches Versagen ließe sich korrigieren. Wenn auch nicht heute oder morgen, so zumindest in absehbarer Zeit.«
»Das heißt ...?« Legatem verstummte. Mit versteinerter Miene blickte er Tormanac an.
»Das heißt, dass ich keine Erklärung für den Vorfall habe«, gestand der Mediker. »Tormanac ist hochbegabt und der mit Abstand beste Hertasone dieses Jahrgangs.«
Tormanac fuhr sich mit beiden Händen übers Gesicht, blickte erst Aktul ta Zhym forschend an und dann Antarkon. »Kann mein Extrasinn später aktiviert werden?«
»In einem zweiten Anlauf?«, fügte seine Mutter hinzu. »Vielleicht gemeinsam mit dem nächsten Jahrgang?«
»Das Ganze ist ein betrüblicher Vorfall«, sagte der Prüfungsleiter. »Sehr bedauerlich, aber vor allem bislang nicht zu erklären. Es gibt einige Erfahrungswerte ...«
»Tormanac ist nicht als Einziger und ebensowenig als Erster betroffen?« Legatem fasste sofort nach. »Muss ich davon ausgehen, dass es sich um ein spezielles Problem von Iprasa handelt?«
»Das nicht, Zhdopandel.« Antarkon breitete in einer entschuldigenden Geste beide Arme aus. »Wieso Tormanacs Extrasinn nicht aktiviert werden konnte, ist rätselhaft. Es gibt keine schnelle Erklärung dafür – die gab es bislang nie. Aber es geschieht hin und wieder. Und, bei allen Sternengöttern, es ist kein Problem einer bestimmten Prüfungswelt, sonst wäre die Lösung einfach. Auf Iprasa sind drei misslungene Aktivierungen innerhalb der letzten hundert Arkonjahre dokumentiert. Nun haben wir den vierten Fall.«
»Es muss in diesen Fällen Gemeinsamkeiten geben, die Rückschlüsse ermöglichen.«
Er erhob sich und schaute sich um.
Womöglich war er zu lange ohne Bewusstsein gewesen, jedenfalls raste ein stechender Schmerz durch seinen Kopf. Ihm wurde schwarz vor Augen, und er taumelte. Vielleicht sollte er sich besser nicht dagegen sträuben, weil das, was er nun spürte, letztlich die Aktivierung des Extrasinns war.
Schwer ließ er sich zurücksinken. Der Mediker war schon neben ihm, umklammerte sein Kinn mit eisernem Griff und führte mit der anderen Hand einen Neuroscanner über seinen Kopf. Tormanac unterdrückte seinen aufkommenden Widerstand, er starrte den Mediker fragend an. Tränen höchster Erregung verschleierten seinen Blick.
»Was ist?«, fragte Legatem heftig. »War die Aktivierung doch erfolgreich?«
»Leider nein«, antwortete der Mediker. »Dein Sohn verkrampft, Zhdopandel. Nicht, weil sich etwas zum Positiven wenden würde, sondern infolge der fehlgeleiteten Aktivierungsströme. Wahrscheinlich wird es weitere solcher Anfälle geben, bis der Körper die mentalen Verspannungen abgebaut hat.«
»Ich will es genauer wissen!«, forderte Legatem.
»Unsere Mediker arbeiten daran, die medizinischen Fragen zu klären«, wandte Zhdopanda Aktul ta Zhym ein. »Leider sind sie bislang keinen
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