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PR 2654 – Zeichen der Zeit

PR 2654 – Zeichen der Zeit

Titel: PR 2654 – Zeichen der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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bringen.«
    »Wir brauchen flankierende Maßnahmen, die Tormanacs Unabhängigkeit fördern werden?«
    »Nicht allein das«, betonte Manta. »Tormanac da Hozarius muss lernen, den Wert und die wahre Bedeutung aller Geschehnisse rechtzeitig und richtig zu erkennen. Nur dann wird er auf Zufall und Glück nicht angewiesen sein, sondern kann auf sich selbst vertrauen.«

1.
     
    Tormanac da Hozarius hielt in seiner Arbeit inne.
    Tief atmete er ein und schloss die Augen. Er hielt die Luft an, doch sein hastiger Puls wurde nicht ruhiger, ebenso wenig verschwand das Gefühl, dass in seinem Kopf alles durcheinanderwirbelte.
    Wie viel Zeit bleibt mir?
    Er widerstand der Versuchung, auf die Anzeige seines Kombiarmbands zu blicken. Das hätte ihm bestimmt nicht gut getan, sondern seine Zeitnot erst richtig deutlich werden lassen.
    Heftig atmete er aus, mehrere hastige Atemzüge folgten. Weitergeholfen hatte ihm die kurze Konzentration nicht, eher im Gegenteil. Wenn er jetzt aufstand und zu der peripheren holografischen Interaktion ging, würde sich erneut alles um ihn herum drehen.
    Nur ein paar Augenblicke Ruhe ...
    Tormanac lehnte sich zurück. Er verschränkte die Hände im Nacken und zog die Arme nach vorn.
    Seine Überlegungen sprangen zurück zu den Anfängen der Antimaterieforschung. Ausgerechnet damit hatte er sich zu wenig befasst.
    Er fragte sich, was er eigentlich erwartet hatte.
    Ein Abriss der multiversalen Theorie unter besonderer Berücksichtigung chaotarchischer und kosmokratischer Umtriebe ...?
    Schwarze Löcher als Totengräber oder Wege zu neuen Unendlichkeiten?
    Dunkle Materie und ihre Auswirkung auf Leben und Intelligenz in diesem Kosmos ...?
    Das wären naheliegende Themen gewesen, zumal Aktakul da Urengoll diese und ähnliche Forschungsgebiete in den letzten Wochen mehrfach angesprochen hatte.
    Stattdessen das breite Feld der Antimaterie. Tormanac vermisste jeden aktuellen Bezug und wusste doch, dass er gerade deshalb darauf hätte vorbereitet sein sollen.
    Wenn er scheiterte, musste er das sich selbst zuschreiben.
    Ein funktionsfähiger Extrasinn hätte mich gewarnt. Dem Logiksektor wäre es ein Leichtes gewesen, das Thema einzugrenzen.
    Sein verdrängtes Problem war wieder da. Er hatte alles darangesetzt, die fehlgeschlagene ARK SUMMIA auf Iprasa zu vergessen, und war in den letzten Jahren wirklich davon überzeugt gewesen, es geschafft zu haben.
    Eine gnädige Lüge, denn nun brachen die Wunden wieder auf.
    Trotzdem musste er die wissenschaftliche Prüfung zum Abschluss bringen. Das war er schon Ka'Marentis Aktakul schuldig. Dass der Chefwissenschaftler des Kristallimperiums überhaupt auf ihn aufmerksam geworden war und ihn seitdem förderte, war eine große Ehre.
    Ich habe einfach Angst ...
    Verrückt, das überhaupt zu denken. Wo blieben seine Erfahrung und sein Selbstvertrauen? War beides nichts mehr wert?
    ... Angst davor, wegen eines unbedachten Fehlers alles bislang Erreichte wieder zu verlieren. Ein logisch denkender Gehirnsektor hätte gut eingreifen ...
    Tormanac war versucht, sein Gesicht in den Händen zu vergraben. Stattdessen stemmte er sich auf den Armlehnen des Sessels ab und verkrallte die Finger in dem metallisch knisternden Bezug.
    Schwankend kam er auf die Beine.
    Ich habe gelernt, niemals aufzugeben, wisperte es in seinen Gedanken. Neunhundertneunundneunzig Augenblicke mögen nicht das vollbringen, was der tausendste vermag.
    Vor Jahren hatte Tormanac diesen Ausspruch von seinem Ausbilder Cregon gehört. Erst später war ihm bewusst geworden, dass der Satz von Shallowain stammte. Shallowain der Hund, einer der berühmtesten Kralasenen überhaupt, der Bluthund des Imperators.
    Seit fünfeinhalb Standardjahren war Shallowain nun tot. Er hatte seinem Leben selbst ein Ende gesetzt, und genau das würde Tormanac wohl nie verwinden. Shallowain, der eiskalte Profi, von dem jede Biografie sagte, er sei emotionslos über Leichen gegangen, war sein Mentor gewesen, vielleicht sogar sein Freund, obwohl sie das beide wohl nie so empfunden hatten. Und Shallowain hatte tief in Tormanacs Innerem ein zweites Ich bewahrt, das im Gegensatz zu aller äußeren Härte dieses Mannes mehr als nur einen Ansatz von Gefühlen hatte erkennen lassen.
    Tormanac schreckte auf, als eine Stimme neben ihm erklang. Es handelte sich um eines der Akustikfelder, die nach dem Zufallsprinzip Fragen stellten.
    »In frühen Experimenten erzeugten viele raumfahrende Völker Spuren schwerer Anti-Elemente, indem sie in

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