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PR 2660 – Die springenden Sterne

PR 2660 – Die springenden Sterne

Titel: PR 2660 – Die springenden Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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schmeicheln?
    Der Wind wehte, und Gooswart klatschte in die Hände. Mit einem Schlag lösten sich alle Luftvorhänge auf.
    Der Blick reichte weit in alle Richtungen in die riesige Halle hinein. Sie durchmaß mindestens fünfzig, wenn nicht hundert Meter, die Decke wölbte sich etliche Mannshöhen über Ramoz.
    Doch das war es nicht, was ihn so sehr erschreckte. Was ihm den Atem abschnürte.
    Überall in der Halle standen Oraccameo, Dutzende oder gar Hunderte insgesamt. Sie alle schauten in seine Richtung.
    »Ein Akustikfeld wird dafür sorgen, dass wir alle deine Antwort hören«, erklärte Wörgut Gooswart. »Ungeahnte Höhen warten auf dich. Oder das Vergessen.«
    Ramoz fühlte sich, als würde er im Zentrum der Aufmerksamkeit der gesamten Galaxis stehen. Seine Ausbilder übten Druck auf ihn aus, stärker, als er es auch nur ansatzweise je zuvor erlebt hatte. Sie verlangten, dass er vor ihnen allen gleichzeitig Rechenschaft ablegte.
    Ramoz sagte sich, dass es sich nur um einen Test handelte. Die Oraccameo wollten wissen, ob er tatsächlich so gut war, wie er es immer behauptete ... und wie sie es wohl hofften. Der beste Pilot von ganz Zasaonta!
    »Ich bin tiefer in das Asteroidenfeld geflogen«, sagte er, »weil ich es kann! Und das habe ich bewiesen, denn ich bin zurückgekehrt.«
    Nach seinen Worten herrschte Schweigen. Keiner der Oraccameo rührte sich, bis sich plötzlich alle gleichzeitig abwandten.
    Alle gleichzeitig ...?
    Ihre Gestalten verblassten und lösten sich auf. Nur Wörgut Gooswart und seine beiden Begleiter blieben zurück. Alle anderen waren nur Hologramme gewesen, gemeinsam gesteuert durch einen einzigen Befehl.
    »Wieso hast du diese Täuschung aufgebaut?«, fragte Ramoz.
    »Auf diese Weise lag mehr Druck auf dir, junger Pilotenanwärter«, unterbrach Gooswart. »Und deshalb gab es mehr Grund für dich, die Wahrheit zu sagen.«
    »Das habe ich.«
    »Ich weiß.«
    »Und nun?«
    Wörgut Gooswart, der Oberste Herr, wandte sich ab. »Folge mir!«
     
    *
     
    Ramoz fragte sich, ob Wörgut Gooswart mit seiner Antwort zufrieden gewesen war. Was erwartete ihn? Belobigung? Oder würde er zu den Zasa gehören, die für immer verschwanden?
    Mit einem Mal zweifelte er nicht mehr an der Wahrheit hinter diesem Gerücht.
    Einen Augenblick lang dachte er darüber nach zu fliehen. Doch wohin? Es gab in der gesamten Doppelgalaxis keine sichere Zuflucht vor den Herren! Die Oraccameo waren überall, und sie beherrschten die Sterneninsel.
    Außerdem würde er sich damit womöglich den Weg in seine glorreiche Zukunft verbauen. Denn ebenso gut konnte eine Belobigung auf ihn warten.
    Warum nur ließ ihn der Oberste Herr im Ungewissen? Um ihn zu quälen, zu bestrafen? Oder merkte er gar nicht, welche Last er auf Ramoz legte?
    Sie verließen die Große Halle und traten ins Freie.
    Das Hauptzentrum der Pilotenschule lag auf Tarnora IV, einem Planeten, der auf seinem einzigen Kontinent ständig milde Temperaturen bot. Die völlige Wetterkontrolle ließ Regen nur in den Nachtstunden zu, dafür wehte – verfluchte Vorlieben der Oraccameo! – stets ein penetranter Wind.
    Auf dieser Welt, nur wenige Gehminuten von der Großen Halle entfernt, war sich Ramoz vor etwa zwei Jahren seiner selbst bewusst geworden. An alles, was davor lag, erinnerte er sich nach wie vor nicht. Er hoffte, dass sich das nie ändern würde. Warum sollte er sich damit beschäftigen, was er als unmündiges Kind erlebt hatte? Es war eine unbedeutende Phase seines Lebens gewesen.
    Der Boden schien aus Naturgestein zu bestehen, in das an etlichen Stellen kleine Mulden geschlagen worden waren. Eine dieser Vertiefungen tippte Wörgut Gooswart mit dem Fuß an.
    Ein Kontursessel schob sich in die Höhe. Die Vorrichtung war mit bloßem Auge nicht zu erkennen gewesen. Der Oraccameo ließ sich ächzend darauf nieder. Ramoz hingegen blieb stehen – er hatte keine andere Wahl.
    »Ich bin alt geworden«, sagte Gooswart zu seiner Überraschung.
    Ramoz hatte mit vielem gerechnet, aber nicht mit einer solchen scheinbar zusammenhanglosen Stellungnahme. Ihm fiel keine passende Antwort ein.
    »Das Leben ist nicht einfach«, fuhr der Oraccameo fort.
    »Auch nicht für einen wie dich, Oberster Herr?«
    Ein krächzendes Lachen ertönte. Es klang wie trockenes Laub, das man unter den Füßen zermalmte. »Gerade für mich nicht. Ich habe lange Ausschau gehalten nach einem Piloten mit deiner Brillanz, Ramoz. Du bist womöglich der, den ich bereits nicht mehr zu finden

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