PR 2664 – Hinter dem Planetenwall
Ipthey-Hüriit wird mit seinen fünfzig Schlachtschiffen permanent in unserer Nähe bleiben. Ein Attentäter müsste schon hier an Bord sein, um eine Chance zu haben.«
Arun Joschannan drehte den Kopf. Er sah, dass Maltczyk blass geworden war, und machte eine wegwerfende Geste. »Du sorgst dich unnötig. Vor allem gehört es nicht zu deinen Aufgaben, dir darüber den Kopf zu zerbrechen. Was soll schon geschehen – als Erster Terraner bin ich ohnehin nur zweite Wahl. Ich kann also gar nicht gemeint sein.«
»Wenn das deine Ansicht ist ...«
»Achte lieber auf die beiden Springer-Wurme! So etwas sieht man nicht alle Tage.« Joschannan zeigte auf den Frontbereich der Hologalerie. Zwei endlos anmutende walzenförmige Gittergerüste schlängelten sich nahe beieinander durch den Raum.
Jeder Wurm war an die vierzig Kilometer lang. Die scheinbare Schlängelbewegung rührte offensichtlich daher, dass unablässig Frachtcontainer in die Gittergerüste eingehängt wurden und einzelne Wurmsegmente anfliegenden Raumschiffen mehr oder weniger geschickt auszuweichen versuchten.
Beide Wurme hatten denselben Kurs wie die TYLL LEYDEN eingeschlagen, sie waren auf dem Weg quer durch die Dunkelwolke in die Eastside.
Vierhunderttausend Kilometer Abstand zur Justierungswelt bedeuteten keine maßgebliche Entfernung für den interstellaren Raumschiffsverkehr. Selbst mit mäßiger Geschwindigkeit benötigte das Schlachtschiff nur Minuten, bis es sich dem Feuerring des Situationstransmitters näherte.
Eine kurze Wartefrist, weil ein Pulk von Walzenraumern der Handelsorganisation Ammandul-Mehan den Einflug schon begonnen hatte, dann nahm der Halbraumtunnel die TYLL LEYDEN und ihren Begleitkonvoi auf.
Der Transport über rund zehn Lichtjahre hinweg erfolgte gedankenschnell.
*
Eine Vielzahl von Planeten wäre als Ort für die Eastside-Konferenz in Betracht gekommen. Letztlich hatten weder wirtschaftliche noch machtpolitische Gründe den Ausschlag gegeben, sondern schlicht und einfach simple Sachlogik. Der Khamashnam-Planetenwall war schon in der Originaleinladung an die Erste Terranerin Henrike Ybarri als Austragungsort vorgeschlagen worden – ein exponiertes Sonnensystem, das zudem selbst ein Punkt der Tagesordnung war.
Der Konvoi verließ den Halbraumtunnel und beschleunigte für das erste Überlichtmanöver.
Eine Entfernung von 2436,5 Lichtjahren war zu überwinden. Das bedeutete vierundzwanzig Stunden Flugzeit einschließlich aller Orientierungs- und Ortungsstopps.
Alles wie geplant. Ankunft im Zielsystem am 30. Januar, Konferenzbeginn zwei Tage später – Zeit genug für die Vorbereitungen und Sondierungsgespräche.
Arun Joschannan hatte sich zwanzig Minuten nach dem Aufbruch in seine geräumige Kabinenflucht zurückgezogen.
Er war nicht müde, er wollte nur für eine Weile allein sein. Lang ausgestreckt lag er auf dem Bett, die Hände im Nacken verschränkt, und betrachtete die Sternkarte der Eastside. Er hatte die Karte inklusive Blicksteuerung von der Hauptpositronik angefordert.
Der Ausschnitt zeigte ihm ein Gebiet mit einer Seitenlänge von rund 30.000 Lichtjahren. Allein in diesem Bereich gab es vier ausgedehnte permanente Hyperstürme. Der Kurs führte den Konvoi näher an die Rote Kreatur des brennenden Alls heran. Die Zielsonne Khamashnam lag nur etwa halb so weit von den Ausläufern des Sturmgebiets entfernt wie das Sonnenfünfeck.
Joschannan zoomte in die Karte hinein. Der Kurs mit den vorgesehenen Orientierungspunkten verlief geradlinig. Es gab keine Besonderheiten, auch keine aktuellen Sturmwarnungen, die von Stationen oder anderen Schiffen weitergeleitet worden wären.
Dem anschließenden Weiterflug ins unabhängige Theatrum-System stand momentan ebenfalls nichts entgegen.
Antrittsbesuch oder Aufarbeitung von Altlasten?, fragte sich Joschannan. Wahrscheinlich kann ich es nennen, wie ich will, die Medien werden jeweils genau den anderen Begriff heranziehen, um Konfrontationsszenarien aufzubauen.
Mittlerweile seit zwei Jahren lag eine Einladung aus dem Theatrum-System bei der LFT. Zu unbedeutend für einen aufwendigen Termin, war es zunächst eingestuft worden, doch Joschannan hatte andere Pläne. Er wollte das System sogar zu einem Beitritt in die Liga ermuntern, schon um zu zeigen, dass auch kleine und unbedeutende Partner in der Liga Freier Terraner willkommen waren.
Man wird mir vorwerfen, dass ich mich nicht sofort um das Große und Wesentliche kümmere. Aber es ist meine Entscheidung,
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